Das galt zumindest im Freibad, wenn man aus Drei-Meter-Sprungbretthöhe auf die, schon vor der zu erwartenden ‚Arschbombe‘, feixende Clique herabschaute. Was hier noch lustige Jugenderinnerung ist, war später zum Teil echte Überlebenstaktik und in den meisten Fällen hat es ja auch funktioniert! Wo das nicht der Fall war, machte man erste Erfahrungen im Scheitern und der sich daran anschließenden Aufarbeitung. Doch lange galt auch da zunächst die Devise ‚Augen zu und durch‘, bis irgendwann einem dann alles richtig auf die Füße gefallen ist.Schon seit geraumer Zeit begegnen mir immer wieder Menschen, die das im Raum von Kirche nicht erleben wollten und zuvor die Reißleine gezogen haben mit der Besiegelung eines nun endgütigen Austrittes. Allesamt berichten sie von einem Befreiungsschlag, eine Last losgeworden zu sein und eben nicht mehr beim Thema ‚Kirche‘ argumentativ rumjonglieren zu müssen: nicht entschuldigen zu müssen, wofür ich gar nichts kann, manches als äußerst Nebensächlich abzutun, obwohl es mich selbst schon lange zutiefst ärgert, die ‚da Oben‘ auszublenden, weil Kirche ja schließlich von denen ‚da Unten‘ gemacht wird und das leitende Personal vor Ort noch in Schutz zu nehmen, weil die entweder überlastet sind oder auch nicht anders agieren dürfen! Derartige Spielarten gibt es viele und ließen sich bis ins Unendliche fortsetzen, denn nur kleinste Aufbrüche scheitern, wenn nicht schon vor Ort, dann doch garantiert in Rom, wo bekanntlich viele Wege hinführen und auch der ‚Synodale Weg‘ sein jähes Ende finden wird.
Selbst die politische ‚Ampel‘ zieht nun an uns vorbei, denn mit einem Blick auf die Pressefotos wird deutlich: jünger, bunter im weltanschaulichen Sinne, weiblicher und insgesamt äußerst farbenfroh, so kommen die ‚Neuen‘ daher. Kirche hingegen setzt auf die männlichen ‚Alten‘ und bei den Gruppenfotos der Bischofskonferenz dominiert Schwarz, sowohl als Farbe wie auch als Grundeinstellung. Die ‚eine Frau Generalsekretärin‘ ist da ein kaum wahrzunehmendes i-Tüpfelchen.
Was nun mit Blick auf das noch junge Jahr 2022 tun?
Austreten … damit ist man(n)/frau die Sache los, oder bleiben, das Geld in dem Sinne abschreiben, eben nicht aufzurechnen, was man(n)/frau als sinnerfüllte religiöse Serviceleistung dafür bekäme, sondern sich selber auf die Suche nach ‚seiner Kirche‘ aufzumachen! Es könnte im weiteren Wohnumfeld sein, wo Ort, Gemeindeatmosphäre und Geistliches passen, denkbar wäre auch die nächst größere Stadt mit einem geistlichen Orgelkonzert und einem anschließend netten Abend. Damit wird deutlich, dass Kirche nicht mehr zu jeder Zeit und in Rufweite verfügbar sein muss, sondern wenn ich/wir disponiert sind! Sich selber ‚Kirchen-Zeiten‘ schaffen, z.B. für sich eine stille Auszeit in den doch vielfach geöffneten Kirchen finden, mit Gleichgesinnten biblische Themen mit Hilfe von außen ins Gespräch bringen oder warum nicht einmal, die selbstgestaltete Hl. Messe als das Geburtstagsgeschenk vor Ort zu Hause!
Das ist nun die Stunde für die katholischen Verbände, für die KLB, welche hier mit Angeboten und Hilfestellungen weit aus flexibler reagieren kann als pastorale ‚Sendungsräume‘, die kaum miteinander zu vereinbarende Strukturen, Mentalitäten und Traditionen unter ein Dach zu bringen haben. Bei diesem, zunächst gemeindefernen Ansatz von Kirche-Sein, bin Ich es, der gefragt ist, sich aufzumachen und auch gewillt sein muss, um dann gegebenenfalls die religiös-inhaltlich erfüllende und im Alltag tragende ‚Kirche‘ zu finden!
Von Pfarrer Jan Opiéla