

Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
zum Evangelium, Lukas 4, 1 – 13 zum I. Fastensonntag im Lesejahr C 2022, 06.03.2022
Wenn heute am ersten Fastensonntag das Evangelium vom ‚Teufel‘ spricht, so scheint mir, angesichts des Ukraine-Krieges, sofort ein reales Bild des Leibhaftigen präsent zu sein. Ein derartiges, wie möglicherweise das vom Wagenbauer, Jacques Tilly, für den Rosenmontag. Wo auf dem einzigen – durch Düsseldorf kreisenden Karnevalswagen – eine überlebensgroße Putin Karikatur aus Drahtgeflecht und Pappmaché, sich die Ukraine in den Rachen steckt, mit der Aufschrift: „Erstick dran !!!“.
Aus dem Kopf geht auch nicht das Pressefoto von ‚Pfarrer Ue.‘ nach der Verurteilung zu 12 Jahren Haft durch das Landgericht Köln als ‚Serien-Missbrauchstäter‘, wobei er hinter dem Aktendeckel verborgen, ohne Angesicht bleibt; wenn man(n)/frau ihm überhaupt noch ins Gesicht schauen wollte.
Aber auch in mir selbst steigt ‚Teuflisches‘ auf, wenn es um die ‚Rückkehr Woelki‘ im Erzbistum Köln geht. Da darf sich einer monatelang in einer ‚geistlichen Auszeit‘ auf sein möglicherweise schuldhaftes, und äußerste Verwirrung stiftendes Verhalten als ‚Erzbischof‘ besinnen, scheint jedoch nur seine Wiederkehr recht besonnen zu haben, indem er mit dem Wiederauftritt, seinen möglichen Wiederabtritt ankündigt, was er jedoch als Entscheidung dem Übervater in Rom anvertraut hat.
Wenn es um Geld geht, selbst um schwindelerregende Summen, dann konnte Woelki bisher sehr wohl kardinalsgemäß selbst entscheiden. Alle weiteren Schritte für einen ‚Neuanfang‘, der freudig Wieder-Begegnungen entgegensieht im Sinne eines Neu-Begegnen mit ihm, dürfen wir einem ‚Fasten-Hirten-Brief‘ entnehmen, der weder was mit Fasten noch mit der Hirtensorge um die Verkündigung der Botschaft Jesu – geschweige dem heutigen Evangelium – zu tun hat. Da jegliches weltpolitisches Geschehen außen vor bleibt, ein ganz realer Krieg in Europa mit keinem einzigen Wort erwähnt wird, dürfen die Priester nun ein Dokument subtil machterfüllter Egomanie verlesen.
Im Spiegelbild scheine ich vor Erregung rot anzulaufen und meine auch schon, kleine Teufelshörnchen wachsen zu sehen …, doch wir sind nicht im Kasperle-Theater, wo nun der Kasper mit der Patsche den Teufel und seine fiesen Gedanken unter dem Gejohle der kleinen Zuschauer als Happyend von der Bühne drischt! Denn obwohl Jesus sich im Evangelium dreimal erfolgreich den teuflischen Versuchungen erwehren konnte, heißt es dennoch am Ende des Textes ‚Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel für eine gewisse Zeit von ihm ab‘ (Vers 13).
Genau das ist nun eingetreten, dass wir allesamt von der teuflischen Versuchung erfasst wurden. Vor Ort im Erzbistum Köln, weil wir „Woelki besetzt“ sind und zunehmend mehr Mitchristen laut ankünden, „wenn Der kommt, gehe Ich!“.
Für uns Deutsche mündete die teuflische Versuchung des Krieges in das schwurhafte Bekenntnis des Bundeskanzlers zu einem 100 Milliarden € schweren Sonderfond für Verteidigung ein. Folglich zweifeln, – wenn nicht gar verzweifeln – Menschen nun an alle dem, was sie nie missen wollten: glauben auf dem Hintergrund einer liebgewonnen geistigen und geistlichen Heimat ‚Kirche‘, glauben an ein Europa ohne waffenstrotzende Armeen in einer lebenswerteren und liebevolleren Welt, mit Blick auf den Erhalt der Schöpfung und die Bewältigung von Nöten der Menschen weit über unsere Grenzen hinaus. Alles zerplatz und zerschossen durch Machtversessenheit!
Jesus konnte dem widerstehen, indem er sich seiner göttlichen Wurzel entsann. Das allenthalben wird spürbar in einer ungeheuren Hilfsbereitschaft für die Ukraine, unbürokratischer Flüchtlingshilfe, den Friedensgebeten und überwältigenden Friedensdemos weltweit. Doch das Dilemma bleibt, dass sich so kein Panzer stoppen lässt, es sei denn alle folgten dem Aufruf: „Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin!“, was wohl schon immer nur ein frommer Wunsch war.
für Rückfragen und Diskussion jan.opiela@web.de
Biblischer Text zum I. Fastensonntag C‘22
Evangelium nach Lukas Kapitel 4, Verse 1 – 13
Die Versuchung Jesu
1 Erfüllt vom Heiligen Geist, kehrte Jesus vom Jordan zurück. Er wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt, 2 vierzig Tage lang, und er wurde vom Teufel versucht. In jenen Tagen aß er nichts; als sie aber vorüber waren, hungerte ihn. 3 Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden.
4 Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
5 Da führte ihn der Teufel hinauf und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises. 6 Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. 7 Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören. 8 Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. 9 Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab;
10 denn es steht geschrieben: Seinen Engeln befiehlt er deinetwegen, dich zu behüten; 11 und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, / damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. 12 Da antwortete ihm Jesus: Es ist gesagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. 13 Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel bis zur bestimmten Zeit von ihm ab.