
Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
Sonntags Ge-danken an ‚Christi Himmelfahrt‘, Lesung Apostelgeschichte 1, 1-11 u. VII. Sonntag in der Osterzeit, Evangelium Johannes 17, 20-26 Lesejahr C 2022, 29.05.2022
Wie in der Apostelgeschichte (1, 1-11) beschrieben, soll es noch heute in manchen bayerischen Kirchengemeinden auf dem Lande Brauch sein, dass am ‚Himmelfahrtstag‘ langsam eine Christusstatue in den Kirchturm hochgezogen wird und so sinnenfällig vor den Augen der Gottesdienstteilnehmer‚ im Himmel‘ verschwindet.
‚… was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?‘ (vgl. Verse 9-11) könnte nun auch die Frage an uns auf dem 102. Katholikentag in Stuttgart sein, wo in einer unwirtlichen Wirtschaftsmetropole aus Stahl-, Glas- und Betonbauten gleichfalls das ‚Beseelende‘ entschwunden scheint und nun ein Häufchen Katholiken -25.000 sollen es letztendlich sein- fragend angesichts der weltpolitischen Situation und innerkirchlichen Krisenstimmung dasteht.
Untergebracht in den Katholikentags gewohnten weißen Pagodenzelten, sind wir aufgereiht in dem noch städtischen Restgrün von Stadtpark, Schlossplatz und Schlossgarten und versuchen, vereint mit den noch ‚Be-Geist-erten‘ irgendwie ‚Kirche‘ zu machen.
Da werde ich zwischendurch das Gefühl nicht los, dass wir mit unserer Präsentation „Roma und Sinti unter uns … und doch anders?“ wie auch mit den Inhalten der Nachbarzelte darstellen, was den Schlossbauten gleich, historisch Überkommen scheint und entweder noch abzureißen ist oder wert, es eventuell doch behutsam zu konservieren?
Dass wir nicht ganz aus der Zeit gefallen sind, dafür sorgen neue Zeltstände, die sich stikum in exponierter Lage eingereiht haben und den Missbrauch von amtskirchlicher Seite wie unmittelbar daneben aus der Sicht der Opfer-Interessens-Gruppen thematisieren. Über Allem dann von der zentralen Gottesdienstbühne her gewohnte Klänge und Gesänge … und schon stellt sich das Katholikentagsfeeling ein! Eben nicht nur das, auch wird eine Heilige Messe vernehmbar mit Chorgesang, orchestralen Elementen und den priesterlichen Gebetselementen, welche inclusive der Wandlungsworte ganz eindeutig von einer Frauenstimme intoniert werden. Mit dem inneren Gefühl, dass hier eventuell Unmögliches in Bewegung gesetzt wird, muss ich mittels Blick durch das Chaos von Anfahrenden, Ausladenden und Aufbauenden hindurch auf die Hauptbühne feststellen: doch nur ein Tagtraum, eine zeitgenaue ‚Generalprobe‘ für den Christi Himmelfahrtstag!
Life war im Kern dann auch alles wie immer, ausgenommen, dass der zelebrierende Ortsbischof Gebhard Fürst inzwischen schon selbst in der Lage ist, sich die Mitra zum Segen aufzusetzen und der Bischofsstab von einer weiß gewandeten Frau als Zeremoniar gereicht wurde!
Nun treffen diese Bilder und Eindrücke auf den rätselhaften Text des Sonntags-Evangeliums bei Johannes (17, 20-26) ‚… die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt, und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast‘ (Vers 25), der uns erneut dastehen und achselzuckend zum Himmel schauen lässt.
Welche Welt ist nun mit dieser ‚Welt‘ im Evangelium gemeint?
Der in sich geschlossene Inner-Circle von Kirche oder das bunte Gewusel der Kirchenmeile mitten im Stuttgarter Freitagnachmittag Einkaufstrubel? Eben da, wo nicht wenige Glaubensbegeisterte in den im Stadtgebiet verstreuten Pagodenzelten das aufzeigen und versuchen darzustellen, was sie meinen, verstanden zu haben, wenn Gott seine Botschaft in Jesu, heute Mensch werden lassen möchte. Und da wird Leben tatsächlich nun in allen nur denkbaren und auch kaum katholisch bisher vorstellbaren Facetten und Farbschattierungen (mit) geteilt, was genau das Motto dieses Christen- und Christinnen-Zusammen-treffens unterstreicht und ‚Kirche‘ ausmacht: Leben teilen.
für Rückmeldung und Diskussion unter jan.opiela@web.de
Biblische Texte zu ‚Himmelfahrt‘ und dem VII. Sonntag nach Ostern
Im Lesejahr C‘ 22
Lesung: Apostelgeschichte 1, 1-11
VORWORT
1 Im ersten Buch, lieber Theophilus, habe ich über alles berichtet, was Jesus von Anfang an getan und gelehrt hat,[1] 2 bis zu dem Tag, an dem er in den Himmel aufgenommen wurde. Vorher hat er den Aposteln, die er sich durch den Heiligen Geist erwählt hatte, Weisung gegeben. 3 Ihnen hat er nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt, dass er lebt; vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen.
DIE KIRCHE IN JERUSALEM
Weisungen und Himmelfahrt des Auferstandenen
4 Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt! 5 Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft werden. 6 Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her? 7 Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. 8 Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde. 9 Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. 10 Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen 11 und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen. 12 Dann kehrten sie von dem Berg, der Ölberg genannt wird und nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück.[2]
Evangelium: Johannes 17, 20-26
Das Gebet des scheidenden Jesus
1 Dies sprach Jesus. Und er erhob seine Augen zum Himmel und sagte: Vater, die Stunde ist gekommen. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht! 2 Denn du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt. 3 Das aber ist das ewige Leben: dass sie dich, den einzigen wahren Gott, erkennen und den du gesandt hast, Jesus Christus. 4 Ich habe dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast. 5 Jetzt verherrliche du mich, Vater, bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war! 6 Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie gehörten dir und du hast sie mir gegeben und sie haben dein Wort bewahrt. 7 Sie haben jetzt erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist. 8 Denn die Worte, die du mir gabst, habe ich ihnen gegeben und sie haben sie angenommen. Sie haben wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie sind zu dem Glauben gekommen, dass du mich gesandt hast. 9 Für sie bitte ich; nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast; denn sie gehören dir. 10 Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein; in ihnen bin ich verherrlicht. 11 Ich bin nicht mehr in der Welt, aber sie sind in der Welt und ich komme zu dir. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir! 12 Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllte.[1] 13 Aber jetzt komme ich zu dir und rede dies noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben. 14 Ich habe ihnen dein Wort gegeben und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. 15 Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. 16 Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. 17 Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. 18 Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. 19 Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind. 20 Ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. 21 Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. 22 Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind, wie wir eins sind, 23 ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und sie ebenso geliebt hast, wie du mich geliebt hast. 24 Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor Grundlegung der Welt. 25 Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast. 26 Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und ich in ihnen bin.