Unter den vielen Überschriften und Kommentaren zum Thema ‚Missbrauchsgutachten‘, was ein ‚Beben im Erzbistum‘ ausgelöst hat, schien mir eine die momentane Situation von ‚Kirche‘ ganz punktgenau zu umschreiben, da kurz und prägnant:
‚Viel Recht – wenig Moral‘
Da hat sich eine Heerschar von akademisch teils hochdekorierter Juristen und Juristinnen die Klinke des Generalvikariates gegenseitig in die Hand gedrückt, Befragungen unter anwaltlichen Argusaugen durchgeführt,
mittels Co – Gutachten das Gegengutachten rechtsvergleichend analysiert und dem jetzt veröffentlichten methodische Fehlerfreiheit bescheinigt, ohne dass angeblich der Inhalt des ersten unveröffentlichten in Gänze überhaupt bekannt
ist (!), was insgesamt den medialen Eindruck hinterlassen hat, als ob es sich um das Auf- und Ausräumen der Chefetage eines börsennotierten DAX Konzernes handele. Doch das was dann an Resümee aus der begutachteten Bearbeitung aller aktenmäßig dingfest gemachter Missbrauchsvorfälle präsentiert wurde, ist kaum zu übertreffen: desaströse Amtsführung und eine große Rechtsunkenntnis mit Tätern im Klerikerstand, subjektiv empfundene Unzuständigkeit und Missverständnisse, demnach ein Chaos, unkoordiniert und unkontrolliert mit der Maßgabe, Missbrauchsfälle „nicht an die große Glocke zu hängen“.
All das war bekannt, sicher nicht im Detail und schon lange nicht, was das Ausmaß an Missbrauch angeht, jedoch wenn man wie ich in über 30 Dienstjahren nicht nur einmal in die Mühlen dieser Inkompetenz geraten ist, die Behandlung nach ‚Gutherrenart‘ durch den damaligen Kardinal Meissner erfahren durfte und zu guter Letzt mit den Worten, „da kannst du nichts falsch machen!“ in ein mir bis dato völlig unbekanntes Seelsorgefeld mit ‚Zigeunern‘ gesteckt wurde, dann spricht dies Bände.
Protest, selbst von ungezählten Menschen verhallte wie so oft an den Mauern des felsenfest erscheinenden Generalvikariates.
Bedurfte es also erst der vielen ‚Opfer‘, besonders derer, die an Persönlichkeits-beeinträchtigungen seit Kindertagen lebenslang zu leiden haben, gewaltiger und nicht weniger kostenintensiver juristischer Hebel, um freizulegen, was u.a. ureigenster kirchlicher Auftrag ist: Bildung von Moral.
Selbst bis zum Schluss haben die bekannten Akteure es an dieser Moral fehlen lassen und eher ein ‚Kirchenschiff‘ in Schräglage gebracht, als frühzeitig bekennend an Deck zu treten!
Wie wollen wir da noch glaubhaft verkünden, wenn es an der eigenen Moral schon fehlt?
Deshalb erneut der Versuch mit den Sonntags -GE- danken Spuren zu legen abseits dieses elenden, jedoch wohl unumgänglichen Getöses, um halt ohne moralische Anstalt einen Weg im Leben zu finden, um so vor sich selbst und im Angesicht Gottes mit dem eigenen Reden und Tun bestehen zu können.
Jan.opiela@web.de