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Foto: Pixabay
von Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
Sonntags-Ge-danken zum IV. Sonntag der Osterzeit B‘2024 Lesung: 1 Joh 3, 1 – 2 und Evangelium: Johannes 10, 11 – 18, 21.04.2024
Einmal in Frankreich, bot es sich an mit dem Ende der internationalen Konferenz in Lyon zur Pastoral mit ‚Fahrenden und Romanes sprachigen Menschen‘ zu dem recht theologisch abgehandelten Thema ‚Grenzen überschreiten‘, ein paar Tage Urlaub bei der Familie im Tal der Dordogne anzuhängen.
Hier in die Landschaft rund um das fast zweihundert Jahre alte Bauerngehöft zwischen den Walnussplantagen lässt sich das Bild vom ‚Guten Hirten‘ recht verorten. Die Herden sind noch über- schaubar, der Bauer kennt seine Tiere und sie werden hinausgeführt ins Freie auf saftig grüne Wiesen, die in bunter Artenvielfalt leuchten und duften. Ein solches, fast romantisch anmutendes Bild scheint der Johannes-Evangelist den Menschen seiner Zeit – so um die Wende des ersten Jahrhunderts – als Gegenentwurf zu den Synagogengemeinden und ihren ‚übergriffigen‘ Autoritäten anbieten zu wollen.
‚Werbung‘ zur Nachfolge mit für damalige Zeit völlig ungewohnten Vorzeichen und Qualitäten: nicht mit einer Flut von Regeln und Gesetzten, ausgenutzt einem Gott folgen müssen, sondern zur Freiheit befreit, einem Jesus in Wort und Tat nachgehen können, der dir selbst über den irdischen Tod hinaus als auferstandener Christus die Bresche durch die Unbilden eines vielfach begrenzten Lebens schlägt. Und so liegen dann auch, wie sinnbildlich in den Himmel als Gemeinschaft der Auferstandenen heimgeführt, die Verstorbenen dicht gedrängt auf dem Friedhof rund um das kleine spätromanische Kirchlein von Cénac et St. Julien.
Eigentlich alles zu schön um wahr zu sein, denn auch hier gibt es Internet bis in den letzten Winkel und holt dich die kirchliche Situation ein, aus der Johannes mit seiner Darstellung des Evangeliums ja gerade herausführen wollte; die ‚Kirche‘ Jesu Christi welche nun je nach Blickwinkel selbst zum ‚Sau-Stall‘ verkommen ist. Mehrheitlich ist mit dem Wort ‚Missbrauch‘ alles gesagt und immer noch für ganz viele Zeitgenossen damit auch das letzte Wort zu dieser Institution gesprochen, andere finden nun in den ‚Gemeinde-Cooperativen‘ ihren ‚Stall‘, wenn überhaupt, dann nur noch verwaist wieder und nicht zuletzt entspricht für so manche, getreue Frauen wie Männer und in Kirche alt gewordenen alles, was mit ‚Synodalität‘ zu tun hat nicht mehr ihrem katholischen ‚Stallgeruch‘.
Doch ‚wem‘ oder ‚was‘ letztendlich als das, fürs eigene Leben Sinnstiftende und Erfüllende nun folgen wollen an diesem in katholischen Kreisen auch mit der zusätzlichen Überschrift ‚Weltgebetstag um geistliche Berufe‘ versehenen Sonntag? Den Gedanken hier vor Ort noch nicht einmal zu Ende gedacht, bimmelt es von hinten und schießt im Affen-Zahn eine Radrenngruppe vorbei, kreuzen in Steillage Mountainbiker deinen Weg, hangeln sich am Felsvorsprung Freikletterer empor und unten auf der Dordogne Gruppen von Kanuten. An den örtlichen Markttagen lässt sich alles finden, was das Herz des Küchenmenschen nur erfreuen kann und wenn genügend Kleingeld vorhanden, lädt ein sterneverdächtiges Lokal neben dem anderen auf der Flusspromenade zum Schlemmen ein. Dahinein berichtet dann eine selbst erstaunte französische katholische Kirche, welche ansonsten keine öffentliche Rolle mehr spielt, von einer „Bewegung verwirrenden Ausmaßes“, wenn sie an Ostern 12.000 Erwachsenen-Taufen (5000: 11-17 Jahre; 7135: 18-25 Jahre) zählte, junge Frauen und Männer aus den verschiedensten Milieus. Ein ‚spiritueller Hunger‘ und ‚Sinnsuche in säkularer Gesellschaft‘ wird nun gefachsimpelt, was für mich konkret erfahrbar wurde am Sonntagabend in der Basilika Notre Dame de Fourvière oberhalb Lyons, wo eingehüllt in Taizé Gesänge, gut Illuminiert unter einem überdimensioniert ausgestellten ‚Allerheiligsten‘ ungezählte Frauen, Männer, Familien und sogar Jugendliche anstanden, um sich ‚nur‘ segnen zu lassen!
Vielleicht bergen wir doch mit Kirche einen Schatz, dem es nachzugehen lohnt, müssten nur unsere gut gehüteten Tresore öffnen und die alles verhindernden Vorhängeschlösser kirchenamtlicher Engstirnigkeit für immer knacken.
für Rückmeldungen und zur Diskussion jan.opiela@web.de
Biblische Texte OSTERN 4. Sonntag im Jahreskreis B‘ 2024
Lesung: aus dem ersten Johannesbrief ( 3, 1 – 2 )
1 Seht, welche Liebe uns der Vater geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es. Deshalb erkennt die Welt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. 2 Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes. Doch ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. 3 Jeder, der diese Hoffnung auf ihn setzt, heiligt sich, so wie er heilig ist. 4 Jeder, der die Sünde tut, handelt gesetzwidrig; denn Sünde ist Gesetzwidrigkeit. 5 Ihr wisst, dass er erschienen ist, um die Sünden wegzunehmen, und in ihm ist keine Sünde. 6 Jeder, der in ihm bleibt, sündigt nicht. Jeder, der sündigt, hat ihn nicht gesehen und ihn nicht erkannt. 7 Meine Kinder, lasst euch von niemandem in die Irre führen! Wer die Gerechtigkeit tut, ist gerecht, wie er gerecht ist. 8 Wer die Sünde tut, stammt vom Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang an. Der Sohn Gottes aber ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören. 9 Jeder, der von Gott stammt, tut keine Sünde, weil Gottes Same in ihm bleibt, und er kann nicht sündigen, weil er von Gott stammt. 10 Daran kann man die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels erkennen: Jeder, der die Gerechtigkeit nicht tut und seinen Bruder nicht liebt, ist nicht aus Gott.
Evangelium: Johannes 10, 11 – 18
Der gute Hirt
1 Amen, amen, ich sage euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. 2 Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe.
3 Ihm öffnet der Türhüter und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus. 4 Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. 5 Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen. 6 Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus; aber sie verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte.
7 Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. 8 Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. 9 Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden. 10 Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. 11 Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. 12 Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen, lässt die Schafe im Stich und flieht; und der Wolf reißt sie und zerstreut sie. Er flieht, 13 weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt. 14 Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, 15 wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. 16 Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten. 17 Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. 18 Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es von mir aus hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen. 19 Wegen dieser Worte kam es unter den Juden erneut zu einer Spaltung. 20 Viele von ihnen sagten: Er ist von einem Dämon besessen und redet im Wahn. Warum hört ihr ihm zu? 21 Andere sagten: So redet kein Besessener. Kann ein Dämon die Augen von Blinden öffnen?