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Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
V. Sonntag der Osterzeit B’24 Evangelium: Johannes 15, 1 – 8, 28.04.2024
Das aufgeregte Hin- und Her-Gerenne der Freundinnen und Freunde Jesu an jenem Ostermorgen,wo sie IHN alle in den verschiedensten Gestalten als lebend ‚Auferstandenen‘ wiedergesehen haben wollen, scheint beendet. Gleich einem Hirten, der seine Tiere kennt, so wird nun auch Jesus – wie wir am letzten Sonntag gehört haben – von nun an uns in seinen auserwählten Kreis der Christen und Christinnen ‚berufen‘. Doch wie die Stimme erkennen, wenn der ‚Stallgeruch‘ nicht mehr vorhanden ist und die heutige Zeit mit ganz anderen ‚Lockrufen‘ aufwartet? Einmal im ‚Stall‘ heißt auch schon längst nicht mehr, auf immer und ewig zu bleiben. Selbst wenn das heutige Evangelium im Bildwort von der Rebe und dem Weinstock uns die drastischen Folgen eines ‚Getrennt-Seins‘ von IHM schildert, scheint das dennoch bereits von Anbeginn der ‚Jesus-Bewegung‘ Thema gewesen zu sein.
In unseren Tagen lässt schon längst kein Bischof mehr zu diesem Thema Hirtenschreiben mit ‚brennender Sorge‘ verlesen, droht gar noch mit den Feuersbrünsten der Hölle und auch Pfarrer haben es, nicht zuletzt wegen der kaum zu bewältigenden Mengen, aufgegeben, hinter den ‚verlorenen Schafen‘ per Gesprächsangebot herzugehen.
Ganz im Gegenteil hat bereits die ‚Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz‘ eine Studienreise in die Niederlande unternommen, um dort nun nachzuspüren, wie Kirche sich anfühlt, die schon seit Jahrzehnten im öffentlichen Raum gar keine Rolle mehr spielt. Gleichfalls werden nun auch in der wissenschaftlichen Theologie Stimmen laut, die nicht nur einen völligen Umbruch von Kirche konstatieren und Ausstiegsszenarien aus den angestammten, privilegierten Positionen vorbereiten, sondern eine bis dato angenommene religiöse Grundeinstellung des Menschen in Frage gestellt sehen und möglicherweise schlichtweg keine Bereitschaft mehr entdecken, Kirche zu gestalten und zu leben.
Ganz gleich was nun auch kommen mag, den Weg den uns die Evangelien seit Ostern aufzeigen, scheint mir der einzig gangbare, sich den christlichen Glauben zu erschließen: Ergriffensein (Ostererlebnis), seiner Berufung folgen (hören und nachgehen) und bleiben wollen (in einer Gemeinschaft der Gleichgesinnten). Das müssen wir als ‚Heiliger Rest‘ bewerkstelligen, selbst wenn wir dem Heiligen Geist seinen Spielraum zugestehen, doch bei der Umsetzung sind wir gefragt.
Da kommt mir der ältere, dennoch sehr quirlige Kollege in der Kathedrale einer bereits aufgelösten Diözese im südfranzösischen Serlat-la-Canéda beispielhaft in den Sinn, wo wir bei meinem Frankreichaufenthalt am letzten Sonntag in der Hl. Messe waren. Weit geöffnete Portale; im Eingangsbereich ein Roll-Up mit dem ‚Vater unser‘ beschrieben und der Abbildung des Auferstandenen, davor ein Tisch mit einem bunten Osterstrauß; freundliche Begrüßung und Übergabe eines DIN A5 Blattes mit Gottesdienstzeiten und Nachrichten aus der Region und auf der Rückseite Lieder und Liedrufe für die Hl. Messe; der Geistliche selbst begrüßte alle in den Bänken, lief auf und ab und wechselte auch mit uns freundliche Worte … er und alle untereinander, so der Eindruck, schienen sich zu kennen; zwei Kantorinnen und die Orgel begleiteten uns durch die Lieder; ein Ehepaar übernahm die Lesungen und auch die Kinder wurden im wortlastigen Teil der Messe beschäftigt; der eine Messdiener umhüllte die Gemeinde mit Weihrauch und nahm uns so von Anbeginn in die Hl. Handlung mit hinein; aus dem mobilen Taufbecken vor dem Altar wurden wir zum Kyrie mit dem Osterwasser besprengt … wir waren ganz unkompliziert Teil einer offenen Gemeinschaft.
Folglich kommt zu der aufgezeigten Trias ein bedingender vierter Punkt hinzu, die Offenheit. Nicht eindrücklicher zeigt das die gegenüber- liegende alte Kirche, welche zum Teil zur Gewinnung von Baumaterialien über die Jahrhunderte demontiert, heute als Markthalle dient und mit einem 15 Meter hohen Stahltor versehen, offensteht.
Demnach Einladung zur ‚Messe‘ an beiden Orten, wobei sich für Jesus immer beides bedingt hat und unser Alleinstellungsmerkmal ist und bleibt.
für Rückmeldungen und zur Diskussion: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 5. Sonntag in der Osterzeit im Lesejahr, B‘ 2024
Evangelium: Johannes 15, 1 – 8
Die zweite Abschiedsrede. Einheit mit und in Jesus. Der Hass der Welt
1 Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer. 2 Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. 3 Ihr seid schon rein kraft des Wortes, das ich zu euch gesagt habe. 4 Bleibt in mir und ich bleibe in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so auch ihr, wenn ihr nicht in mir bleibt. 5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. 6 Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen. 7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. 8 Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet. …