Ein Märchen?
Ein Zwischenruf?
Ein Engel reist zur Erde. Er weiß, dass es auf der Erde eine große Gemeinschaft von Menschen gibt, die sich Katholische Kirche nennt und sich auf Jesus Christus beruft. Es gibt viele Lehren und dicke Bücher darüber. Das wichtigste Buch heißt Bibel. Man nennt sie auf Erden auch die „frohe Botschaft“. Im neueren Teil der Bibel wird das Leben und Wirken von Jesus, dem Sohn Gottes beschrieben. Die Menschen können dort viele Anleitungen für ihr Leben und das Leben in der Gemeinschaft finden.
Das interessiert den Engel sehr und er schaut sich in der Katholischen Kirche um. Er möchte sehen, wie sich die Mitglieder der Katholischen Kirche an Jesu Worten und Taten orientieren.
Er besucht als erstes die Zentrale, den Vatikan in Rom. Dort lebt das Oberhaupt der Kirche, der Papst. Er sieht im Vatikan prächtige Gebäude und großartige Kunstwerke. Das beeindruckt ihn alles sehr stark. Doch wie sieht es mit den Menschen, den „Kirchenführern“ aus? Er bemerkt schnell, dass es hier nicht gerade liebevoll zugeht. Es gibt Machtkämpfe, Intrigen und Skandale. Um den vermeintlich rechten Weg streiten sich die überwiegend alten Männer.
Haben Sie etwa Gott und Jesus aus den Augen verloren?
Als nächstes reist der Engel nach Deutschland. Vielleicht geht es ja hier besser zu.
Doch auch in der deutschen Katholischen Kirche findet er mehr Streit als Harmonie. Bischöfe streiten untereinander darüber, ob sich in der Kirche überhaupt etwas ändern darf und wer das Sagen in der Kirche hat.
Die so genannten Laien wollen nicht mehr bevormundet werden. Sie wollen auf Augenhöhe mit den Bischöfen über die Zukunft der Kirche reden und mitentscheiden. Dazu stellen sie selbstbewusst Forderungen auf:
- Auch in der Kirche soll Gleichberechtigung gelten.
- Frauen sollen ebenfalls priesterliche Dienste ausüben dürfen.
- Alle Menschen sollen in der Kirche willkommen sein.
- Niemand soll mehr ausgegrenzt werden.
- Kirchengemeinden sollen nicht mehr nur durch Priester geleitet werden.
- Priester dürfen auch heiraten und in Familien leben.
- und einiges mehr
Gestritten wird auf synodalen und pastoralen Zukunftswegen. Doch hört man hier einander wirklich zu?
All das geht einigen Bischöfen viel zu weit. Sie klammern sich verbissen an ihrer vermeintlichen Macht. Sie haben kein Verständnis für die Sorgen und Nöte der Menschen in der Kirche.
Doch dem Engel tun sich noch wahre Abgründe auf.
Die Kirche wird durch Missbrauchsskandale heftig durchgeschüttelt. Der Engel hat den Eindruck, dass nicht die Opfer im Mittelpunkt der Aufarbeitung stehen. Demut, Schuldeingeständnisse und Bitten um Vergebung erlebt er eher selten. Geht es einigen Kirchenvertretern immer noch darum, die Verbrechen klein zu reden und zu vertuschen?
Der Engel sieht, dass Kirchenmitglieder in Scharen die Kirche verlassen oder sich frustriert und enttäuscht abwenden. Viele treten aus der Kirche aus, statt in ihr auf. Warum engagieren sich diese Menschen nicht mehr in der Kirche und bringen sich dort ein, um etwas zu verändern? Gemeinsam ist man doch stärker!
Traurig macht sich der Engel auf den Heimweg. Er versteht die Menschen nicht. Es wäre doch ganz einfach, wenn alle sich fragen würden: Wie würde Jesus jetzt entscheiden und handeln?
Der Engel nimmt sich vor mit dem Heiligen Geist über die Katholische Kirche zu sprechen. Der hat bestimmt eine gute Idee.
Anmerkung: Wir wollen nicht nur auf den Heiligen Geist warten. Wir tun etwas für unsere Gemeinschaft in der Kirche vor Ort und in der Katholischen Landvolkbewegung.
Wir halten zusammen. Machen Sie mit!
Wilfried Römer