Kreuz in der Gedächtniskirche in Berlin
Copyright: Erzbistum Koeln, Gerd-Kraemer
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Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
Christkönigssonntag B’2024 Lesung: aus dem Buch Daniel 7, 2a . 13b-14 und Evangelium: Joh 18, 33b-37, 24.11.2024
Die K-Frage nimmt schon bizarre Formen an, wenn der daraufhin angesprochene ‚noch‘ Bundesverteidigungsminister, Boris Pistorius (SPD), meinte, als einziges definitiv ausschließen zu können, noch Papst zu werden.
In der Tat haben es ‚Königsmacher‘ bei der momentanen politischen Konstellation nicht ganz einfach, zumal schlussendlich eh das Wählervotum ausschlaggebend sein wird. Ist das nicht der Fall, wie halt bei einem ‚echten‘ König, z.B. dem aus Spanien, dann landet schon mal Schlamm auf seiner Hoheit, geworfen vom aufgebrachten Volk, das in dem selbigen rund um Valencia nach der todbringenden Starkregenkatastrophe steckte.
Ganz unberührt von so viel Ungemach scheinen die in Lebensgröße abgebildeten Verstorbenen der Roma in den Mausoleen, den sogenannten ‚Königsgräbern‘ auf dem Bonn-Beueler Friedhof zu sein. Sie blicken in bester Foto-Pose, versehen mit Blatt vergoldeten königlichen Insignien oder was in ihren Kreisen zumindest für solche gehalten werden – Rolex, Cartier Diademe, Kronen verzierte Reversanstecker und Gürtelschnallen – in eine Welt, wo sie diese Würde nie besaßen, wenn überhaupt (positiv) wahrgenommen wurden! Auch hält sich erstaunlicher Weise der verstärkt über Märchenbücher gepushte Wunsch nach dem Prinzessinnenkostüm, zumindest im Karneval, und weiß ein jedes Kindergartenkind mit seiner Geburtstagskrone auf dem Kopf sehr wohl, sich ‚herrschend‘ zu bewegen. Aber was hat womöglich einen Papst, Pius XI. im Jahre 1925 bewogen, ein Hochfest vom ‚Königtum Christi‘ (=Christkönigssonntag) einzuführen?
In seiner Enzyklika „Quas primas“ entwickelte er den Gedankengang, dass das wirksamste Heilmittel gegen die zerstörerischen Kräfte der Zeit die Anerkennung der Königsherrschaft Christi sei. Ihre Früchte seien „gerechte Freiheit, Ordnung, Ruhe, Eintracht und Friede“. Da es notwendig sei, „die Königswürde unseres Erlösers möglichst weit zu verbreiten, scheint nichts zweckdienlicher zu sein als die Einsetzung eines eigenen und besonderen Festtages Christi des Königs“ (s. AAS 17 1925 593 – 610, hier 603). Doch auch eine derartige
‚Verzweckung‘ des nun Jahr für Jahr wiederkehr- enden Festes vermochte schon den damaligen Fliehkräften, welche bereits 1921 Polen zur Republik gemacht hatten, Mussolini 1922 zu einem ‚Marsch auf Rom‘ anspornten, 1923 den Ruhrkampf und dann den Hitlerputsch auslösten, 1924 mit dem Tod Lenins die Machtergreifung Stalins ermöglichten und letztendlich alles in die Weltwirtschaftskrise 1929 einmünden ließ, nichts entgegenzusetzen.
Trotzdem durfte sich ein ‚Königtum‘, was nicht von dieser Welt ist und auch keiner waffenbewährter Kämpfer bedarf, nicht vom Strudel dieser Zeitereignisse mitreißen lassen, da es ja die unverbrüchliche Wahrheit besitzt (vgl. Verse 36 u. 37). Um diesem Anspruch als Institution ‚Kirche‘ in allen Höhen und Tiefen der Zeitgeschichte auch gerecht werden zu können, wurde viel getan, mitunter bis heute auch an der ‚Wahrheit‘ vorbei und somit nachhaltig vertan mit Blick auf zukünftige Generationen und einer freudigen, unbeschwerten Annahme und zeitgerechten Umsetzung der Botschaft Jesu Christi.
Jetzt erst, fast 100 Jahre nach der Einsetzung dieses Festes fangen wir in Kirche an – abseits jeglichen demokratischen Anspruchs – das Wort ‚Synodalität‘ langsam zu buchstabieren, dürfen dabei aber nicht verschweigen, dass wir ohne die vielen kleinen, aus dem Ungehorsam vieler Laien und Priester gegenüber bischöflicher Obrigkeiten heraus geborenen ‚revolutionären‘ Ansätze, noch nicht einmal da wären, wo wir heute mit einem, Feenstaub gleichen, Hoffnung schimmernden Schlussdokument der Weltsynode sind.
Hierzu passt dann auch eher der von Papst Franziskus mit dem Apostolischen Schreiben „Gaudete et exultet“ („Freut euch und jubelt“) ganz neu ausgerufene Gedenktag am 9. November, wo es um die ‚Alltagsheiligkeit‘ geht. Alle, die nun Tag für Tag, ganz gleich in welchem mitmenschlichen Lebensbereich aufopfernd tätig sind und eine ‚Krone‘ verdient hätten, werden nun kirchlich mit den ganz großen heiligen Frauen und Männer auf eine Stufe gestellt, in der Würde eines Christus König.
zur Diskussion und für Rückmeldungen bitte E-Mail an: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum CHRISTKÖNIGSSONNTAG
im Lesejahr B‘ 2024
Lesung: aus dem Buch Daniel ( 7, 2a . 13b – 14 )
DANIELS VISION VON DEN VIER TIEREN UND VOM MENSCHENSOHN
1 Im ersten Jahr Belschazzars, des Königs von Babel, hatte Daniel einen Traum; auf seinem Lager hatte er eine Vision. Daraufhin schrieb er den Traum auf. Der Beginn seiner Worte ist folgender. 2 Daniel sagte: Ich schaute in meiner Vision während der Nacht und siehe: Die vier Winde des Himmels wühlten das große Meer auf. 3 Dann stiegen aus dem Meer vier große Tiere herauf; jedes hatte eine andere Gestalt. 4 Das erste war einem Löwen ähnlich, hatte jedoch Adlerflügel. Während ich es betrachtete, wurden ihm die Flügel ausgerissen; es wurde vom Boden emporgehoben und wie ein Mensch auf zwei Füße gestellt und es wurde ihm ein menschliches Herz gegeben. 5 Dann erschien ein zweites Tier; es glich einem Bären und war nach einer Seite hin aufgerichtet. Es hielt drei Rippen zwischen den Zähnen in seinem Maul und man ermunterte es: Auf, friss noch viel mehr Fleisch! 6 Danach sah ich ein anderes Tier; es glich einem Panther, hatte aber auf dem Rücken vier Flügel, wie die Flügel eines Vogels; auch hatte das Tier vier Köpfe; ihm wurde die Macht eines Herrschers verliehen. 7 Danach sah ich in meinen nächtlichen Visionen ein viertes Tier; es war furchtbar und schrecklich anzusehen und sehr stark; es hatte große Zähne aus Eisen. Es fraß und zermalmte alles, und was übrig blieb, zertrat es mit den Füßen. Von den anderen Tieren war es völlig verschieden. Auch hatte es zehn Hörner. 8 Als ich die Hörner betrachtete, da wuchs zwischen ihnen ein anderes, kleineres Horn empor und vor ihm wurden drei von den früheren Hörnern ausgerissen; und an diesem Horn waren Augen wie Menschenaugen und ein Maul, das anmaßend redete. 9 Ich sah immer noch hin; da wurden Throne aufgestellt und ein Hochbetagter nahm Platz. Sein Gewand war weiß wie Schnee, sein Haar wie reine Wolle. Feuerflammen waren sein Thron und dessen Räder waren loderndes Feuer. 10 Ein Strom von Feuer ging von ihm aus. Tausendmal Tausende dienten ihm, zehntausendmal Zehntausende standen vor ihm. Das Gericht nahm Platz und es wurden Bücher aufgeschlagen. 11 Ich sah immer noch hin, bis das Tier – wegen der anmaßenden Worte, die das Horn redete – getötet wurde. Sein Körper wurde dem Feuer übergeben und vernichtet. 12 Auch den anderen Tieren wurde die Herrschaft genommen. Doch ließ man ihnen das Leben bis zu einer bestimmten Frist. 13 Immer noch hatte ich die nächtlichen Visionen: Da kam mit den Wolken des Himmels / einer wie ein Menschensohn. Er gelangte bis zu dem Hochbetagten / und wurde vor ihn geführt. 14 Ihm wurden Herrschaft, / Würde und Königtum gegeben. Alle Völker, Nationen und Sprachen / dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige, / unvergängliche Herrschaft. / Sein Reich geht niemals unter.
Evangelium: Johannes 18, 33b – 37
Jesus vor Pilatus
28 Von Kajaphas brachten sie Jesus zum Prätorium; es war früh am Morgen. Sie selbst gingen nicht in das Gebäude hinein, um nicht unrein zu werden, sondern das Paschalamm essen zu können. 29 Deshalb kam Pilatus zu ihnen heraus und fragte: Welche Anklage erhebt ihr gegen diesen Menschen? 30 Sie antworteten ihm: Wenn er kein Übeltäter wäre, hätten wir ihn dir nicht ausgeliefert. 31 Pilatus sagte zu ihnen: Nehmt ihr ihn doch und richtet ihn nach eurem Gesetz! Die Juden antworteten ihm: Uns ist es nicht gestattet, jemanden hinzurichten. 32 So sollte sich das Wort Jesu erfüllen, mit dem er angedeutet hatte, welchen Tod er sterben werde. 33 Da ging Pilatus wieder in das Prätorium hinein, ließ Jesus rufen und fragte ihn: Bist du der König der Juden? 34 Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus oder haben es dir andere über mich gesagt? 35 Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein Volk und die Hohepriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan? 36 Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königtum von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königtum nicht von hier. 37 Da sagte Pilatus zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme. 38 Pilatus sagte zu ihm: Was ist Wahrheit?