Altar mit den Reliquien des Heiligen Niklaus von Flüe in der Pfarrkirche in Sachseln
Copyright Wilfried Römer
Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken.
Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
23. Sonntag im Jahreskreis B’2024 Lesungen: Jesaja 35, 4 – 7a und Evangelium: Markus 7, 31 – 37, 08.09.2024
Die Bibel als das große Buch des Glaubens zieht alle Register und schreckt in der Tat auch nicht vor Wunderheilungen mit recht schamanenhaften Methoden zurück, wenn es darum geht, den Glauben zu verkünden und missionarische Erfolge aufzuweisen. Literarisch interessant verpackt und alle Aufmerksamkeit der Zuhörerschaft auf sich ziehend, ist hier nichts anderes umschrieben als die Entwicklung eines Glaubensprozesses.
So versetzt der Evangelist Jesus mit seiner ‚Heilungstat‘ „… mitten in das Gebiet der Dekápolis“ (Vers 31), in eine Gründung von 10 Städten der Griechen und damit bewusst in ein völlig heidnisches Gebiet. Dies geschieht auf dem Hintergrund der Entscheidung der jungen Kirche, die sich der ‚Heidenmission‘ zugewandt hatte und von Israel als dem ‚heiligen Rest‘ abgerückt war, d.h. allen ist es nun möglich, ohne zuvor zwangsmäßig zum Judentum übergetreten zu sein, sich den Christen anzuschließen. Diese Entscheidung will der Evangelist Markus mit seiner ‚Heilungsszene‘ mitten unter den ‚Ungläubigen‘ nochmals deutlich herausstreichen!
Folglich können wir von dem wundersamen ‚Wie‘ der Glaubensverkündigung absehen und fragen heute eher nach der personalen Begegnung mit einem Sympathieträger dieser Botschaft, der noch in der Lage ist zu verkündigen. Zumal wir alle Male mit der hier geschilderten ‚Bitte‘ um ein in ‚Berührung kommen‘ (vgl. Vers 32) von einer kirchlichen Verkündigung nach dem Gießkannenprinzip und dem tradierten Motto, ‚sei es gelegen oder ungelegen‘ getrost abrücken können. Auch geschieht Glaubensbildung nicht im alltäglichen Einerlei, so zwischendurch, zumal Jesus den Protagonisten unserer Geschichte schon damals, „… beiseite, von der Menge weg …“ (s.Vers 33) nahm. Folglich legt Jesus die Finger im Evangelium genau in die Wunden unserer Zeit, wenn er Ohr und Zunge, respektive Mund berührt.
Wir hören in dem heillosen Gemisch aus Nachrichten, live Tickern, Einschätzungen, Experten Meinungen und Kommentaren alles, doch bekommen wir das Wesentliche nicht zu Gehör. Ebenso bewegen wir uns in ganz bestimmten Sprachblasen, texten förmlich unser Gegenüber zu oder üben uns in belanglosem Dauertalk, doch Wesentliches wird kaum noch artikuliert.
Zunehmend erleben wir unsere kleinen Leute wie sie sich regelmäßig die Ohren zuhalten oder im Angriffsmodus auf Dauergeschrei umschalten, nicht weniger bedienen sich unsere Alten einem taktischen Vorgehen, indem sie ihr Hörgerät unbemerkt einfach abschalten.
Obwohl uns im Taufritus das griechische ‚EFFATA‘ zugesprochen wird mit der Aufforderung, auf Gott hin offen zu bleiben, gelingt uns selbst in kirchlichen Räumen nicht, das Aushalten von Stille, um zunächst einmal Gott in mir selbst wahrnehmen zu können. Doch wie dann Gott erst verkünden können, wenn man mit ihm zuvor nicht in Berührung gekommen ist?
Vielleicht bedarf es ja der Wallfahrt, eine regelmäßige Übung der KLB*, Jahr für Jahr, so auch jetzt im Moment, in die Schweiz nach Flüeli zu Bruder Klaus, dem Heiligen mit den merklich großen Ohren auf den Abbildungen. Doch sein hörendes Vorbild allein und seine Minimalkommunikation als Einsiedler machen es noch nicht aus, wenn nicht die Schweizer Bergwelt hinzukäme.
So vernehme ich oben auf dem 2000’der nur noch Stille, die selbst das Zirpen der Grillen und das entfernte Bimmeln der Kühe verschluckt, dazu gleichzeitig mir die Sprache verschlägt angesichts des gewaltigen Naturschauspieles von Bergwelt und Wolken. Der Moment wo Gottes-Berührung stattfindet.
*Katholische Landvolk Bewegung in der Erzdiözese Köln
zur Diskussion und für Rückmeldungen bitte E-Mail an: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 23. Sonntag im Jahreskreis B‘2024
Lesung: aus dem Buch des Propheten Jesaja ( 35, 4 – 7a )
Verheißung des Heils für Zion
1 Jubeln werden die Wüste und das trockene Land, jauchzen wird die Steppe / und blühen wie die Lilie. 2 Sie wird prächtig blühen / und sie wird jauchzen, ja jauchzen und frohlocken. Die Herrlichkeit des Libanon wurde ihr gegeben, / die Pracht des Karmel und der Ebene Scharon. Sie werden die Herrlichkeit des HERRN sehen, / die Pracht unseres Gottes. 3 Stärkt die schlaffen Hände / und festigt die wankenden Knie! 4 Sagt den Verzagten: / Seid stark, fürchtet euch nicht! Seht, euer Gott! / Die Rache kommt, die Vergeltung Gottes! / Er selbst kommt und wird euch retten. 5 Dann werden die Augen der Blinden aufgetan / und die Ohren der Tauben werden geöffnet. 6 Dann springt der Lahme wie ein Hirsch / und die Zunge des Stummen frohlockt, denn in der Wüste sind Wasser hervorgebrochen / und Flüsse in der Steppe. 7 Der glühende Sand wird zum Teich / und das durstige Land zu sprudelnden Wassern.
….
Lesung: aus dem Jakobusbrief ( 2, 1 – 5 )
Verhalten gegenüber Reichen und Armen
1 Meine Brüder und Schwestern, haltet den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus, den Herrn der Herrlichkeit, frei von jedem Ansehen der Person! 2 Wenn in eure Versammlung ein Mann mit goldenen Ringen und prächtiger Kleidung kommt und zugleich kommt ein Armer in schmutziger Kleidung 3 und ihr blickt auf den Mann in der prächtigen Kleidung und sagt: Setz du dich hier auf den guten Platz! und zu dem Armen sagt ihr: Du stell dich oder setz dich dort zu meinen Füßen! - 4 macht ihr dann nicht untereinander Unterschiede und seid Richter mit bösen Gedanken? 5 Hört, meine geliebten Brüder und Schwestern! Hat nicht Gott die Armen in der Welt zu Reichen im Glauben und Erben des Reiches erwählt, das er denen verheißen hat, die ihn lieben? 6 Ihr aber habt den Armen entehrt. Sind es nicht die Reichen, die euch unterdrücken und euch vor die Gerichte schleppen? 7 Sind nicht sie es, die den guten Namen lästern, der über euch ausgerufen worden ist?[1] 8 Wenn ihr jedoch das königliche Gesetz gemäß der Schrift erfüllt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie
dich selbst!, dann handelt ihr recht. 9 Wennihr aber nach dem Ansehen der Person handelt, begeht ihr eine Sünde und werdet vom Gesetz überführt, dass ihr es übertreten habt. 10 Denn wer das ganze Gesetz hält, aber gegen ein einziges Gebot verstößt, der hat sich gegen alle verfehlt. 11 Denn der gesagt hat: Du sollst nicht die Ehe brechen!, hat auch gesagt: Du sollst nicht töten! Wenn du nun nicht die Ehe brichst, aber tötest, bist du ein Übertreter des Gesetzes geworden. 12 Darum redet und handelt wie solche, die nach dem Gesetz der Freiheit gerichtet werden! 13 Denn das Gericht ist erbarmungslos gegen den, der nicht mit Erbarmen gehandelt hat. Erbarmen triumphiert über das Gericht.
Evangelium: Markus 7, 31 – 37
Die Heilung eines Tauben
31 Jesus verließ das Gebiet von Tyrus wieder und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekapolis. 32 Da brachten sie zu ihm einen, der taub war und stammelte, und baten ihn, er möge ihm die Hand auflegen. 33 Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel; 34 danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu ihm: Effata!, das heißt: Öffne dich! 35 Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit und er konnte richtig reden. 36 Jesus verbot ihnen, jemandem davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr verkündeten sie es. 37 Sie staunten über alle Maßen und sagten: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen.