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Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
III. Sonntag der Osterzeit C (2025) Evangelium nach Johannes 21, 1 – 19, 04.05.2025
Mit 3.215 Km wohl meine bisher ausgedehnteste ‚Suche‘ nach Ostern, die ich seit dem letzten ‚Eier- Verstecken‘ in eigenen Kindertagen nun zwei Wochen lang unternommen habe.

Verhalten österlich an einem unserer neuen Familienstandorte im Bayerischen Wasserburg am Inn, dafür umso mehr vertrautes Gewusel mit viel Kochen und noch mehr Erzählen voneinander. Begleitet von den wenigen Schokohasen, derer ich nach den Festtagen noch habhaft werden konnte, denn Ostern schien in den Discountern wie auf Knopfdruck verschwunden, machte ich mich zu einer internationalen Roma-Konferenz in die Ost Slowakei nach Presow auf. Spartanisch untergebracht in einem ganz von Roma geführten, mitten in den Wäldern gelegenen religiösen Zentrum der griechisch-katholischen Kirche, wollte ich beim internationalen Abend, mit Köstlichkeiten aus ganz Europa, unsere deutsche Hasenvielfalt präsentieren, doch die hatte auf den letzten Metern der Sonne nicht standgehalten, so dass Ostern förmlich dahingeschmolzen war. Doch all das wurde von dem vorherrschenden Optimismus und einem spürbaren Bildungsaufbruch bei allen Schwierigkeiten im Osten Europas mit bisweilen dominierenden Roma-Communitys wett gemacht, besonders durch die vom Roma-Chor und Musikern begleitete orthodoxe ‚göttliche Liturgie‘ mit einem kaum endenden und vielstimmigen Osterhalleluja unter kleinen Weihrauchzugaben. Auferstehung mit allen Sinnen!

Auf der Weiterreise nach Berlin über die Hohe Tatra war in Polen Ostern kaum zu übersehen, denn es gab keine Kirche, Kapelle oder Wegkreuz, was nicht mit bunten Bändern und frischen Blumen geschmückt war. Bei einem Blick in eine der Kirchen in typischer Holzbauweise, fand die Tüll-Deko kein Ende, zumal nun nach dem Weißen-Sonntag dort noch das Patronatsfest und die Firmung anstanden. Ostern gleichsam als Supergau!
In der Katholischen Akademie Berlin, am Sitz vom Kommissariat der Deutschen Bischöfe wurde dagegen vornehme Zurückhaltung geübt, mit einer weißen Stola über dem Vortragekreuz und einer recht kleinen, Blumen geschmückten Osterkerze. Vielleicht dem schwierigen Thema angepasst, wo es mit großem ExpertInnen-Aufwand um die Aufarbeitung des Schweigens der Bischöfe im Dritten Reich zu Deportation und 500tausendfachem Mord an den mehrheitlich katholischen Sinti und Roma ging und der Frage, ob es sich dabei nicht vielleicht auch um einem, dem Katholischen innewohnenden Antiziganismus handeln könnte, wofür die kirchliche Sozialarbeit an der Ethnie nach 1945 möglicherweise angeführt werden könnte. Die großen Spannungen und Wortgefechte dazu blieben erstaunlicherweise aus und ein gemeinsames Ringen um Wahrheit war allen Teilnehmenden anzumerken.

Auch hier in Berlin wieder Kontakt mit einem anderen Teil der Familie, wo zwar keine Osterhasen mehr zu finden waren aber ein überaus freundliches und herzliches Miteinander mit der Ankündigung von den großen Mädchen, dass sie beabsichtigten sich doch griechisch-Orthodox (ihrer Mutter gleich) taufen zu lassen.
Die Suche führte mich noch in die Eifel nach Schalkenmehren, wo ich für einen Abend und Tag Matthiaspilger begleitete und es für uns alle, sehr im Katholischen sozialisierten, nicht einfach war, nun trotz einer schwindenden Kirchlichkeit dennoch das einmal grundgelegte Samenkörnchen des Glaubens bei sich zu entdecken. Wie den Emmaus-Jüngern erging es uns emotional zwischen Abschied von Vertrautem und Aufbruch, mündete in das Brotbrechen ein, eben jetzt halt umso bewusster, weil es traditionsgemäß bei den meisten nicht mehr so dazugehört!
Auf dem Weg nach Düsseldorf, im Ahrtal noch der Besuch bei jungen Eltern, wo das in Abwägung mit der Gesundheit der Mutter dann vier Monate zu früh Geborene, sein Leben nicht entfalten konnte und wir es nun beisetzen müssen. Auch wenn es gar zeichenhaft am Ostersamstag verstarb, bleibt mir noch verborgen, wie die Osterbotschaft hier ihre Wirkung entfalten soll und sich für die beiden ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft ergibt?
Doch in all dem ER-fahren-en muss Ostern stecken, vom ‚Wegschmelzen‘ des Glaubens über die Tiefen- bohrung in die Erinnerung des Grauens, das Abschiednehmen von gelebten (und geliebten) Schichten des Glaubens bis hin zur Sprachlosigkeit einer unfassbaren Leerstelle, nicht nur im Grab am Ostermorgen.
Irgendwo darin, selbst wenn alle Hallelujas verklungen und der Farbrausch verblasst ist, liegt Ostern.
Zur Diskussion und für Rückmeldungen bitte E-Mail an: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 3. Sonntag in der Osterzeit C (2025)
Evangelium: Johannes 21, 1 – 19
Die Erscheinung Jesu am See von Tiberias
1 Danach offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal, am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise.[1] 2 Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus, Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. 3 Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. 4 Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. 5 Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr keinen Fisch zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. 6 Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas finden. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es. 7 Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. 8 Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot – sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen – und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. 9 Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot liegen. 10 Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt! 11 Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. 12 Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu befragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. 13 Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. 14 Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.
Der Auftrag an Petrus und sein Ruf in die Nachfolge
15 Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer! 16 Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! 17 Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Liebst du mich? Er gab ihm zur Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! 18 Amen, amen, ich sage dir: Als du jünger warst, hast du dich selbst gegürtet und gingst, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und er Gott verherrlichen werde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!