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Copyright / Urheber: Robert Boecker
Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
I. Sonntag im ADVENT Lesung: Jeremia 33, 14-16 und 1 Thess 3, 12 – 4, 2
Evangelium: Lukas 21, 25-28 . 34 – 36, 01.12.2024
„Advent, Advent ein Kerzlein brennt …“, hemmungslos Gereimtes mit lustigem Ausgang, das ist es, was mir regelmäßig im Jahresrhythmus einfällt, wenn die adventliche Zeit, wie immer völlig unerwartet, vor der Tür steht!
Doch selbst schon das mit dem Brennen der ersten Kerze kann bereits mächtig daneben gehen, wenn das aller Kleinste in der Familie irgendwann die Pustetechnik raushat und zielgerichtet mit weniger Spucke und mehr Luft dem Kerzenschein den Garaus macht. Alle sind von der Entwicklung des Kindes und seinem Können überaus erfreut, doch von da an ist keine brennende Kerze vor dem Pustefix mehr sicher.
Was das Kleine sich mühevoll angeeignet hat, das geht uns Erwachsenen dann spielend ‚von der Hand‘, wenn im privaten, schulischen oder beruflichen Umfeld, gleichfalls auch im öffentlichen Raum mit Hilfe der medialen Welt wir einander ‚das Licht ausblasen‘! Einem kaum ernst zu nehmenden Spiel ähnelt das noch, wenn man mit einem Seitenblick auf die Zeitschriftenauslage an der Kasse beim Discounter die ‚Rosenkriege‘ und Trennungsdebakel bei den Promis streift.
In Kirche hingegen bläst so manch Mitarbeitenden im Moment ein harter Wind entgegen und wird dieses ‚unwürdige Spiel‘ dann neuerdings mittels finanzieller Abfindung und Stillschweigen im Gegenzug beendet. Wenn das ganze maßstab planmäßig angegangen wird, wie wir jetzt im Nachhinein von der FDP mitbekommen, lässt sich sogar eine ganze ‚Ampel‘ ausschalten.
Dieses ‚Ausblasen‘ findet sich in allen möglichen Lebensbereichen und -bedingungen wieder, was zum Schluss in apokalyptischen Dimensionen gipfelt, wie wir Tag täglich über die Kriegsbilder mitbekommen, wo ganze Existenzgrundlagen in Sekundenbruchteilen, von Kampfdrohnen getroffen, in sich zusammensacken und Militärsprecher Personenbezogen dann von ‚ausschalten‘ sprechen.
All das wird zusammenfassend im Evangelium (vgl. Verse 25/6) beschrieben und war selbst dieses für den Propheten Jeremia, dem Menschen ureigene Phänomen des unrechtmäßigen Niedermachens so nachhaltig prägend, dass er bereits das Aufsprießen von einem ‚gerechten Spross‘, der im Land ‚für Recht und Gerechtigkeit sorgen‘ (Vers 15) soll, weissagte.
Im Evangelium, aus der Erzählperspektive von Leben, Kreuz und Auferstehung Jesu, konnte es für Lukas nur der Künder der unbedingten Nächstenliebe sein, der ‚Menschensohn‘, den der Evangelist ‚mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen‘ (Vers 27) sah. Folglich ist Wachsamkeit angesagt, wie im oben angefangenen Reim „… erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür und wenn das fünfte brennt, dann hast du Weihnachten verpennt!“, ansonsten könnte es unwiderruflich zu spät sein.
Also ein Wachen ohne ‚Rausch und Trunkenheit‘ und ohne Ablenkendes durch ‚die Sorgen des Alltags‘ (Vers 34), sondern in der Erinnerung an das, was wir gelernt haben von unseren Müttern und Vätern im Glauben, ‚um Gott zu gefallen‘ (Vers 1). Folglich sind wir ausgespannt zwischen dem (be)sinnlichen Kerzenlicht und den ungezählten Glühbirnchen der Advents- und Weihnachtsmärkte, die nicht wenige, zunehmend für Irrlichter halten. Doch was nun verstärkt, eben Gott zu gefallen, Paulus uns erinnert, ggf. mit Blick auf die adventliche Zeit ‚noch vollkommener‘ (Vers 1) zu werden, mag dahingestellt bleiben.
Falls der Advent nun dazu dienen sollte, die Sorgen des Alltags außer Kraft zu setzen, oder mit dem Heiligen Abend alle Erwartungen ihr Ende gefunden hätten, wird die Menge der Kerzen-Lichter egal sein.
Es sei denn, dass ‚Advent‘ eine lebenslange Haltung auf Gott hin bleibt, ein ausgespannt sein zwischen ‚schon jetzt‘ und ‚noch nicht‘.
Zur Diskussion und für Rückmeldungen: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum I. Advents-Sonntag im Lesejahr C (2024)
Lesung: aus dem Buch des Propheten Jeremia ( 33, 14 – 16 )
VERHEISSUNG NEUEN HEILS FÜR JERUSALKEM UND JUDA
…
14 Siehe, Tage kommen – Spruch des HERRN -, da erfülle ich das Heilswort, das ich über das Haus Israel und über das Haus Juda gesprochen habe. 15 In jenen Tagen und zu jener Zeit werde ich für David einen gerechten Spross aufsprießen lassen. Er wird Recht und Gerechtigkeit wirken im Land. 16 In jenen Tagen wird Juda gerettet werden, Jerusalem kann in Sicherheit wohnen. Man wird ihm den Namen geben: Der HERR ist unsere Gerechtigkeit.[2]
…
Lesung: aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Thessalónicher ( 3, 12 – 4, 2 )
SENDUNG UND RÜCKKEHR DES THIMOTEUS
… Gebetswunsch
11 Gott, unser Vater, und Jesus, unser Herr, mögen unsere Schritte zu euch lenken. 12 Euch aber lasse der Herr wachsen und reich werden in der Liebe zueinander und zu allen, wie auch wir euch lieben, 13 damit eure Herzen gestärkt werden und ihr ohne Tadel seid, geheiligt vor Gott, unserem Vater, bei der Ankunft Jesu, unseres Herrn, mit allen seinen Heiligen. Amen.
LEBEN IN DER ENDZEIT
… Lebenswandel
1 Im Übrigen, Brüder und Schwestern, bitten und ermahnen wir euch im Namen Jesu, des Herrn: Ihr habt von uns gelernt, wie ihr leben müsst, um Gott zu gefallen, und ihr lebt auch so; werdet darin noch vollkommener! 2 Ihr wisst ja, welche Ermahnungen wir euch im Auftrag Jesu, des Herrn, gegeben haben.
Evangelium: Lukas 21, 25 – 28 . 34 – 36
Das Kommen des Menschensohnes
25 Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. 26 Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. 27 Dann wird man den Menschensohn in einer Wolke kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. 28 Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.
Mahnungen im Hinblick auf das Ende
29 Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Seht euch den Feigenbaum und die anderen Bäume an: 30 Sobald ihr merkt, dass sie Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. 31 So erkennt auch ihr, wenn ihr das geschehen seht, dass das Reich Gottes nahe ist. 32 Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis alles geschieht. 33 Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. 34 Nehmt euch in Acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euer Herz nicht beschweren und dass jener Tag euch nicht plötzlich überrascht 35 wie eine Falle; denn er wird über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen. 36 Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt!