
Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken.

Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
7. Sonntag im Jahreskreis C 2025 Lesung aus dem Brief des Paulus 1Kor 15, 45-49 und Evangelium, Lukas 6, 27-38, 23.02.2025
Unmittelbar stehen wir vor den karnevalistischen Höhepunkten in der ‚fünften Jahreszeit‘, wobei jetzt schon ungezählte ‚Sitzungen‘, bedeutende und selbstgestrickte im Pfarrkarneval abgefeiert sind, wie auch die obligatorische ‚Mess op Kölsch‘ und andere närrische Gottesdienste. In der Kombination mit dem Wahlkampf und den entsprechenden TV Streitformaten entsteht nun zunehmende Verwirrung, wer mit welchen Absichten tatsächlich hinter welcher ‚Maske‘ steckt und welches Parteilabel zu welchem Typ überhaupt passt. Denn die gängigen Einteilungen wie Mitte – rechts – links haben sich mächtig verschoben, was eine persönliche Wahlentscheidung mit Blick auf eine notwendige Koalition nicht einfacher macht. Wäre das nun alles mal so leicht zu nehmen wie in der Karnevalszeit, wo die Ballerina den Teufel jagt, die Maus dem Löwen in den Armen liegt, der Ritter das Blümchen knutscht und der kleine FBI – Agent den Aufdruck auf seinem Overall ganz unkompliziert so erklärt: Fastelovends Büro für Immis … dann lebten wir wahrscheinlich in nicht so angespannten Zeiten!
Aber „… am Aschermittwoch ist alles vorbei!“ wie dann traurig mit angeschlagener Stimme und leerem Portemonnaie gesungen wird und hoffentlich bis dahin unsere bundesdeutsche Politik nicht ganz so schwarz und düster ausgefallen ist wie das Aschenkreuz. Mit diesem Zeichen mitten auf der Stirn und der sogleich beginnenden Fastenzeit werden wir an den Adam, an den ‚Erdling‘ erinnert, dem wir gleich, den Weg allen Irdischen gehen müssen bis wir mit dem Tod wieder zu Staub werden. Der Ausnahmezustand im Karneval, wo im rheinischen Festtrubel die krassen Gegensätze einfach weggeschunkelt werden und sich volle Einigkeit spätestens am Buffet beim ‚Müffeln‘ und ‚Süffeln‘ herstellt, geht dann wieder in ein geregeltes, normales Leben über.
Genau an dieser Stelle erinnert nun der Apostel Paulus, dass wir als Christen uns doch tendenziell auf den zweiten Adam, Jesus Christus, den lebendig machenden Geist zu berufen haben und mit dem Ist-Zustand von Welt nicht zufrieden sein dürfen.
Das heißt, gemäß den Weisungen Jesu in der ‚Feldrede‘ aus dem Lukasevangelium haben wir die, welche uns verfluchen, zu segnen und für die Missbrauchstäter zu beten, dürften uns der Schläge anderer nicht erwehren und sollten dem Dieb noch freiwillig was dazu packen, in Folge dessen sind wir also zu einer unbedingten Feindesliebe verpflichtet! Das jedoch, so sagt es schon der Katechismus von 1975 würde „sowohl im privaten wie öffentlichen Leben zu unhaltbaren Zuständen führen“ und dementsprechend die Anweisungen nicht wörtlich zu nehmen sind. Vielmehr, so führt der nachfolgende Katechismus von 1978 weiter aus, appelliert das Geforderte „an die Herzen der Menschen, sich von Gottes Erbarmen und Liebe ergreifen zu lassen. Damit setzen sie indirekt Maßstäbe für das innerweltliche Verhalten. Ihre konkrete Anwendung im Bereich der Gesellschaft und der Politik ist freilich nicht ohne menschlichen Sachverstand möglich“.
Genau das ist schon vor einem Jahr am 22. Februar 2024 mit der einstimmig verabschiedeten Erklärung der Bischofskonferenz unter dem Titel ‚Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar‘ geschehen, womit die Bischöfe der AfD eine deutliche Absage erteilt haben. Nicht minder auf gleicher Linie befindet sich auch die Kritik von evangelischer und katholischer Kirche am kürzlich gestellten Antrag der Union im Bundestag zur Asylpolitik, was mitunter zu brüskiertem Erstaunen in den ‚C‘-Parteien und ‚wohlmeinenden‘ Empfehlungen an die Kirchen, doch bei ihren Themen zu bleiben, geführt hat.
So lässt der lebendig machende Geist Gottes manchmal um die Ecke denken und erfüllt nicht weniger das, was uns Jesu in der ‚Feldrede‘ aufgetragen hat, die unbedingte Liebe genau in dieser Welt und zu dieser Zeit umzusetzen.
Zur Diskussion und für Rückmeldungen: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 7. Sonntag im Jahreskreis C (2025)
Lesung: aus dem Brief des Apostel Paulus an die Korinther
( 1 Kor 15, 45 – 49 )
Der Auferweckungsleib als endzeitliche Neuschöpfung
35 Nun könnte einer fragen: Wie werden die Toten auferweckt, was für einen Leib werden sie haben? 36 Du Tor! Auch das, was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. 37 Und was du säst, ist noch nicht der Leib, der entstehen wird; es ist nur ein nacktes Samenkorn, zum Beispiel ein Weizenkorn oder ein anderes. 38 Gott gibt ihm den Leib, den er vorgesehen hat, und zwar jedem Samen einen eigenen Leib. 39 Nicht alles Fleisch ist dasselbe: Das Fleisch der Menschen ist anders als das des Viehs, das Fleisch der Vögel ist anders als das der Fische. 40 Auch gibt es Himmelskörper und irdische Körper. Die Schönheit der Himmelskörper ist anders als die der irdischen Körper. 41 Der Glanz der Sonne ist anders als der Glanz des Mondes, anders als der Glanz der Sterne; denn auch die Gestirne unterscheiden sich durch ihren Glanz. 42 So ist es auch mit der Auferstehung der Toten. Was gesät wird, ist verweslich, was auferweckt wird, unverweslich. 43 Was gesät wird, ist armselig, was auferweckt wird, herrlich. Was gesät wird, ist schwach, was auferweckt wird, ist stark. 44 Gesät wird ein irdischer Leib, auferweckt ein überirdischer Leib. Wenn es einen irdischen Leib gibt, gibt es auch einen überirdischen.[3] 45 So steht es auch in der Schrift: Adam, der erste Mensch, wurde ein irdisches Lebewesen. Der letzte Adam wurde lebendig machender Geist. 46 Aber zuerst kommt nicht das Überirdische; zuerst kommt das Irdische, dann das Überirdische. 47 Der erste Mensch stammt von der Erde und ist Erde; der zweite Mensch stammt vom Himmel. 48 Wie der von der Erde irdisch war, so sind es auch seine Nachfahren. Und wie der vom Himmel himmlisch ist, so sind es auch seine Nachfahren. 49 Wie wir nach dem Bild des Irdischen gestaltet wurden, so werden wir auch nach dem Bild des Himmlischen gestaltet werden.
Evangelium: Lukas 6, 27 – 38
Liebe zu den Feinden und Verzicht auf Verurteilung
27 Euch aber, die ihr zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! 28 Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen! 29 Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd! 30 Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir jemand das Deine wegnimmt, verlang es nicht zurück! 31 Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut auch ihr ihnen! 32 Wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Denn auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. 33 Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür? Das tun auch die Sünder. 34 Und wenn ihr denen Geld leiht, von denen ihr es zurückzubekommen hofft, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder leihen Sündern, um das Gleiche zurückzubekommen. 35 Doch ihr sollt eure Feinde lieben und Gutes tun und leihen, wo ihr nichts zurückerhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. 36 Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! 37 Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden! Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden! Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden! 38 Gebt, dann wird auch euch gegeben werden! Ein gutes, volles, gehäuftes, überfließendes Maß wird man euch in den Schoß legen; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt, wird auch euch zugemessen werden.