Die schwarze Madonna
in der Gnadenkapelle in Altötting
Foto: inntalersepp
Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken.
Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
24. Sonntag im Jahreskreis B’2024 Lesungen: Jak 2, 14 – 18 und Evangelium: Markus 8, 27 – 35, 15.09.2024
Die ‚schwarze‘ Mutter Gottes mit Kind aus Altötting misst gerade mal 64 Zentimeter und scheint deshalb, um in dem ganz in einem mystischen Schwarz gehaltenen Inneren des Heiligtums ins Auge zu fallen, über und über in Goldbrokat gewandet zu sein. Doch Ausstrahlung und Wundertätigkeit sind so groß, dass der Umgang der sogenannten ‚Heiligen Kapelle‘ mitten auf dem zentralen Platz der Stadt mit 2000 Votivtafeln‚ tapeziert‘ ist, auf denen dramatische Szenen in Bild und Schrift festgehalten sind, wo dank der Gnadenreichen, schon seit dem 14. Jahrhundert Hilfe zuteilwurde. An andrer Stelle sind zum Dank in Holz geschnitzte Gliedmaßen und Krücken hinterlassen oder ein Stapel von kleinen bis großen Holzkreuzen, die Menschen bis dato im übertragenen Sinne in ihrem Leben zu tragen hatten.
Genau an diesem Wochenende zur Münchner Sinti-Wallfahrt begegnen sich liturgisch in diesem Jahr das ‚Fest Kreuzerhöhung‘ (14. September) und der zentrale Satz aus dem Sonntags-Evangelium, „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (s. Vers 34). Da komme ich regelässig nicht umhin, folgende, in diesem Zusammenhang religionspädagogisch recht zweifelhafte, kleine Geschichte zu erinnern: Die Menschen wurden aufgefordert aus einer Vielzahl unterschiedlich großer Kreuze für ihren Lebensweg eines auszuwählen, wobei klar sein dürfte, dass nun für die letzten die größten übriggeblieben waren. Doch am Ende des irdischen Lebensweges galt es nun, eine tiefe Schlucht auf Gott hin zu überbrücken, was die meisten vor ein großes Rätsel stellte. Als nun auch die mit den schweren Kreuzen sich zum Lebensabgrund geschleppt hatten, da konnten sie mit ihrem großen, lebensbestimmenden Kreuz den Weg ins Jenseits überbrücken. Auf dem Hintergrund dieser Ge- schichte wundert es dann nicht, wenn bisweilen heute noch ganz fromme Seelen das eine oder andere Holzkreuz mit entsprechender Größe schultern und zur Sühne damit das Heiligtum umkreisen, während im Beichtstuhl vor der Eingangstür noch schnell die Sünden bekannt und vergeben werden können.
Nach kurzem Blick und Gebet in häufig drangvoller Enge auf die Gnadenvolle, finden sich jedoch die allermeisten Pilger recht schnell bei den zahlreichen Andenkenläden ein. Dort werden dann Kreuze nach Gefälligkeit in Farbe, Machart, Material oder passend für einen bestimmten Anlass ggf. auch Aufstellungsort erstanden. Von der gezeigten Dramatik auf den Votivtafeln rund um das Heiligtum, wo und wie Lebensentwürfe durchkreuzt wurden, ist hier nun nichts mehr zu spüren, zumal die meisten Devotionalien hübsch verpackt, in die Tasche passen. An dieser Stelle lässt der Evangelist Markus nun Jesus ganz barsch reagieren, wenn er Petrus anfährt,
„Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen“ (v. Vers 33).
Denn Petrus sieht mit der Leidensankündigung Jesu sein ‚Geschäftsmodell des Neuen Weges (Kirche)‘ in Gefahr, zumal er ja mit dem vollmundigen Messiasbekenntnis (vgl. Vers 29), dem neuen Heilsbringer schlechthin, meinte, das Zentrale der Jesusbotschaft werbewirksam formuliert zu haben. Das ganz unerwartete Verbot Jesu, so über ihn zu sprechen, hat er wohlweislich in seiner Euphorie überhört, zumal mit ‚Satan‘ als dem ‚Aber-Geist‘ genau die Zerrissenheit in uns angesprochen wird, wenn es um die Sinnhaftigkeit von Kreuz und Leid in meinem Leben geht. Abgesehen von der Frage, ob Gott ‚leiden lässt‘, die sich wohl mit seiner Menschwerdung in Jesus, bis in den Tod, erübrigt haben dürfte, taucht dann jedoch regelmäßig der Zweifel auf, im Kreuz auch noch ‚Heil, Leben und Hoffnung‘ zu entdecken, was wir vor Ostern immer wieder gerne als Liedruf gemeinschaftlich intonieren.
Schlussendlich fordert uns Jesus mit dem ‚sich selbst zu verleugnen‘, auf, ‚Heil, Leben und Hoffnung‘ ganz persönlich sich zu eigen zu machen und dieses Bekenntnis als tragfähiges Moment entgegenzustellen dem, was uns in den durchkreuzten Lebenssituationen als liebgewonnene Lebensqualität eh aus den Händen gleiten wird.
Zur Diskussion und für Rückmeldungen: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 24. Sonntag im Jahreskreis B‘2024
Lesung: aus dem Jakobusbrief ( 2, 14 – 18 )
Glaube und Tat
14 Was nützt es, meine Brüder und Schwestern, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten? 15 Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung sind und ohne das tägliche Brot 16 und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen – was nützt das? 17 So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat. 18 Aber es könnte einer sagen: Du hast Glauben und ich kann Werke vorweisen; zeige mir deinen Glauben ohne die Werke und ich zeige dir aus meinen Werken den Glauben. 19 Du glaubst: Es gibt nur einen Gott. Damit hast du Recht; das glauben auch die Dämonen und sie zittern. 20 Willst du also einsehen, du törichter Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist? 21 Abraham, unser Vater, wurde er nicht aus den Werken als gerecht anerkannt, als er seinen Sohn Isaak auf den Opferaltar legte? 22 Du siehst, dass der Glaube mit seinen Werken zusammenwirkte und dass der Glaube aus den Werken zur Vollendung kam. 23 So hat sich das Wort der Schrift erfüllt: Abraham glaubte Gott und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet und er wurde Freund Gottes genannt. 24 Ihr seht, dass der Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein. 25 Wurde nicht ebenso auch die Dirne Rahab durch ihre Werke als gerecht anerkannt, weil sie die Boten bei sich aufnahm und dann auf einem anderen Weg entkommen ließ? 26 Denn wie der Körper ohne den Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.
Evangelium: Markus 8, 27 – 35
DER WEG JESU NACH JERUSALEM
Das Christusbekenntnis des Petrus und die erste Ankündigung von Leiden und Auferstehung Jesu
27 Jesus ging mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Auf dem Weg fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen? 28 Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten. 29 Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Christus! 30 Doch er gebot ihnen, niemandem etwas über ihn zu sagen. 31 Dann begann er, sie darüber zu belehren: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er muss getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. 32 Und er redete mit Freimut darüber. Da nahm ihn Petrus beiseite und begann, ihn zurechtzuweisen. 33 Jesus aber wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Tritt hinter mich, du Satan! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.
Nachfolge und Selbstverleugnung
34 Er rief die Volksmenge und seine Jünger zu sich und sagte: Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. 35 Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten. 36 Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? 37 Um welchen Preis könnte ein Mensch sein Leben zurückkaufen? 38 Denn wer sich vor dieser treulosen und sündigen Generation meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er mit den heiligen Engeln in der Herrlichkeit seines Vaters kommt.