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Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
Sonntags-Ge-danken zum 2. Sonntag der Osterzeit A‘2023 Lesung: Apostelgeschichte 2, 42-47 und Evangelium Johannes 20, 19-31 ‚Weißer – Sonntag‘, 16.04.2023
Sicher ist der sogenannte ‚ungläubige‘ Thomas aus dem Evangelium kein früher Vorläufer heutiger investigativ Journalisten, denn dafür macht es Jesus ihm einfach zu leicht, jedoch bleibt er dran, will genauestens untersuchen und legt auch tatsächlich seinen Finger in die Wunde. Hinter diesem bei uns gebräuchlichen Ausdruck, „den Finger in die Wunde legen“, verbirgt sich jedoch die Situation, wenn jemand genau meinen wunden Punkt anspricht, im Nachfragen auch nicht lockerlässt und mir als so Entdeckter die Schamesröte ins Gesicht treibt.
Genau das wollte der Evangelist Johannes verhindern, dass Gemeindemitglieder seiner Zeit, welche zweifelnd Fragen an das Auferstehungsgeschehen hatten, als ‚ungläubig‘ enttarnt wurden und bedient sich so der Figur eines bekannten Jünger Jesu. Folglich können sich nun alle hinter einer Fassade als ‚Gläubige‘ im ‚ungläubigen‘ Thomas mit ihren Glaubensproblemen wiederfinden, wobei die Glaubensvertiefung nun genau in dem gemeindlichen Kontext geschieht, in dem sie sich selber befinden und damit ein Maximum an Identifikation gegeben ist.
Ob diese frühe ‚pastorale Vorgehensweise‘ jetzt nun tatsächlich zum Ziel eines stabilen Auferstehungsglaubens führt, mag dahin gestellt bleiben, denn bis dato hatten wir es schon mit insgesamt fünf Berichten von Begegnungen mit dem Auferstandenen zu tun, eingekleidet in vier verschiedene methodische Ansätze. Erstens: Der Aha-Effekt bei den Emmaus Jüngern, als sie IHN beim Brotbrechen (wieder)erkannten … Identitäts-Motiv. Zweitens: Uns eher unter der Redewendung bekannt, dass der Täter immer der Gärtner ist, erkennt die Freundin Jesu, Maria von Magdala, IHN dann doch im vermeintlichen ‚Täter‘, jedoch nicht aufgrund des Äußeren, sondern wegen ihrer innigen inneren Beziehung … Fremdheits-Motiv. Drittens: Soll nun alle Angst vor Gespenstern genommen werden, denn Geister können bekanntlich nicht essen und haben seine Jünger IHN ja schon bei den vielen Gastmählern und Belehrungen zu Tisch als den ‚ganz anderen‘ erfahren dürfen … Leiblichkeits-Motiv. Viertens: Und nicht zuletzt werden wir mit dem Jesus Wort ‚wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch‘ (Vers 21) durch den Sendungsauftrag in den Auferstehungsprozess förmlich mit hineingenommen und erhalten so selbst Anteil an dem nicht Begreifbaren … Sendungs-Motiv.
All das mag ja theologisch recht plausibel sein, zerlegt jedoch in dem analytisch sauber Sezierten eher den Versuch, zu glauben und scheint so unverbunden, nebeneinanderstehend sogar kontraproduktiv!
Es ist vielleicht das Aha der Emmaus Geschichte, wo uns mit Blick auf die intensive Kirchlichkeit in der Lebensphase von Erstkommunion und der längeren Vorbereitungszeit in der Gemeinschaft all der anderen Kinder alles klar zu sein scheint. Jedoch mit zunehmendem Alter verblassen die Erinnerungsfotos und wenn dann keine innere Verbindung zu IHM aufgebaut ist, bleibt der ‚Gärtner‘ der Gärtner und werde ich am Kohlenfeuer von einem zu Brot und Fisch eingeladen, der sich für mich nicht mehr mit dem Jesus der Gastmähler identifizieren lässt. Zunehmend wird mein wissensmäßiges „kenne ich doch!“ nebulöser, unklarer und Zweifel umgeben mich, so dass ich dann nur noch zu sagen vermag: ich glaube, es war Jesus … ich glaube, es war wie beim Abendmahl … ich glaube, im Gärtner Ihn erkannt zu haben … ich glaube, er aß mit uns am Kohlenfeuer … und tatsächlich heißt glauben, nicht wissen!
Aber gerade wir Nicht-Wissenden, (‚ungläubig‘) Glaubenden werden in den nachösterlichen Evangelien von Jesus, den in Christus Auferstandenen aufgerufen: ‚Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch‘ (Vers 21). … zu einer mission impossibel.
Zur Diskussion und für Rückmeldungen jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 2. Sonntag in der Osterzeit Lesejahr A‘ 2023
Lesung: Apostelgeschichte 2, 42 – 47
Erste Bekehrungen
37 Als sie das hörten, traf es sie mitten ins Herz und sie sagten zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, Brüder? 38 Petrus antwortete ihnen: Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung eurer Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. 39 Denn euch und euren Kindern gilt die Verheißung und all denen in der Ferne, die der Herr, unser Gott, herbeirufen wird. 40 Mit noch vielen anderen Worten beschwor und ermahnte er sie: Lasst euch retten aus diesem verdorbenen Geschlecht! 41 Die nun, die sein Wort annahmen, ließen sich taufen. An diesem Tag wurden ihrer Gemeinschaft etwa dreitausend Menschen hinzugefügt. 42 Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten.
Das Leben der jungen Gemeinde
43 Alle wurden von Furcht ergriffen; und durch die Apostel geschahen viele Wunder und Zeichen. 44 Und alle, die glaubten, waren an demselben Ort und hatten alles gemeinsam. 45 Sie verkauften Hab und Gut und teilten davon allen zu, jedem so viel, wie er nötig hatte. 46 Tag für Tag verharrten sie einmütig im Tempel, brachen in ihren Häusern das Brot und hielten miteinander Mahl in Freude und Lauterkeit des Herzens. 47 Sie lobten Gott und fanden Gunst beim ganzen Volk. Und der Herr fügte täglich ihrer Gemeinschaft die hinzu, die gerettet werden sollten.
Evangelium: Johannes 20, 19 – 31
Die Erscheinung Jesu vor allen Jüngern am Osterabend
19 Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! 20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. 21 Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22 Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! 23 Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.
Eine weitere Erscheinung Jesu und der Glaube des Thomas
24 Thomas, der Didymus genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.[3] 25 Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. 26 Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! 27 Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28 Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott! 29 Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.
Erster Schluss des Johannesevangeliums
30 Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind. 31 Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.