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Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
V. Sonntag in der Osterzeit C (2025) Apostelgeschichte 14, 21b-27 u
Offb 21, 1-5a Evangelium: Johannes 13, 31-33a.34-35, 18.05.2025
Vielleicht bedarf es in der Tat einer gewissen zeitlichen Distanz, des einen oder anderen vernommenen Pressekommentars und für mich zudem auch noch eines, Begeisterung durchdrungenen Berichtes von einer Live-Zeugin, um das Spektakel der Papstwahl in Rom sogar als für den Glauben förderlich einordnen zu können.
Es ist die Macht der Bilder, wenn vom äußersten Rand des mit frenetisch jubelnden Menschen gesteckt vollen Petersplatz der eine kleine weiße Fleck auf der Segensloggia herangezoomt wird und dann den neuen Papst bis in die letzte Gesichtsfalte freigibt, was die Frage aufwirft, ob dieser eine Mensch denn nun ‚Gott gleich‘ überhaupt was bewegen kann?
Dass Begeisterung aus dem Glauben heraus Unglaubliches freisetzt, davon berichtet schon die Apostelgeschichte, wo Paulus und Barnabas förmlich eine Spur von Bekehrungen auf ihrer Missionsreise hinterlassen haben. Besonders sind es die Heiden, die vom ‚Neuen Weg‘ der Christus-Leute fasziniert sind, was die fehlgeschlagene Missionierung der Juden durch Jesus und dem sich daraus ergebenden Martyrium fast Vergessen macht. Mit der Bestellung von Ältesten mittels Handauflegung in jeder neuen Gemeinde wird hier schon deutlich, dass Begeisterung allein nicht ausreicht und einer Verstetigung bedarf. Ein Gesicht, ein Mensch, einer wie du und ich ist erforderlich, um die Begeisterung am Glauben zu Erden, auf die Füße zu stellen, damit so einem vollständigen Abheben in göttliche Dimensionen vorgebeugt werden kann. Der Papst ist demnach Prototyp der Verstetigung dieser Glaubensbegeisterung und damit Maßstab für ungezählte Frauen und Männer, die ihm in ihrem missionarischen Tun Wwelt weit folgen. Dass da ein frenetischer Jubel in der katholisch gelebten Christenheit nicht ausbleibt, wenn sich dieser eine Mensch hat finden lassen … wen wunderts?!
Und der Papst macht auch unmittelbar nach seiner Vorstellung als Leo IVX. aus seiner einzigartig herausgehobenen Position deutlich, was es heißt, mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen, indem er dieser Welt den Frieden wünschte.
Wie in der Lesung aus der Offenbarung erhebt sich in der abschließenden Vision über alles menschlich Abgründige nun der, der auf dem Thron saß, Gott selber und spricht: ‚Seht, ich mache alles neu‘. Das sollte geschehen mit der Menschwerdung Gottes in Jesus, nicht von oben her, sondern aus der Mitte der Menschen selbst, welche mit Gott eins sind. Auf diese, Gott gewirkten Kräfte setzt der Papst mit seinen aller ersten Worten.
Wie das geschehen soll, erfahren wir aus dem Evangelium nach Johannes, der uns mit der Auffor- derung Jesu, ‚Liebt einander!‘ sozusagen die Ent- deckung des alt Hergebrachten als ein ‚neues Gebot‘ präsentiert. Neu daran ist nun, dass hier Gott in der angenommenen Menschennatur Jesus über die ‚Schmerzgrenze‘ von Kreuz und Tod hinweg uns zuerst geliebt hat. Folglich dürfen wir nun frei und unbelastet von einem ‚fürchterlich‘ einfordernden Gott uns ganz freiwillig für seinen Weg entscheiden. Einsatz und Liebe nicht auf Kosten von Menschen, sondern für den Menschen, ganz gleich, was es kosten mag, wenn ich halt bereit bin, dem Beispiel Jesu ganz Folge zu leisten!
An diesem Punkt unterscheiden sich nun die Großen dieser Welt und hat der Papst deshalb so viel globales Aufsehen erregt, weil er eben nicht als Deal-Maker auftritt und der Profit über allem steht oder aus Machterhalt über Leichen geht und Territorien mit oder ohne deren Bewohner beansprucht. Der Papst steht für die Göttlichkeit des Menschen, für eine Hoffnung, die alle Grenzen sprengt und die Teilhabe aller Menschen am Guten, selbst wenn der Römische Theaterdonner und die Rauchzeichen aus dem sixtinischen Wahllokal schon mal die Realität momenthaft vernebeln sollten und es auch weiterhin mühsam bleiben wird mit der permanenten Reform der Kirche.
Zur Diskussion und für Rückmeldungen: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 5. Sonntag nach Ostern im Lesejahr C‘25
Lesung: Apostelgeschichte 14, 21b – 27
Die erste Missionsreise in Derbe und Antiochia und die Rückkehr nach Syrien
20 Als aber die Jünger ihn umringten, stand er auf und ging in die Stadt. Am anderen Tag zog er mit Barnabas nach Derbe weiter. 21 Als sie dieser Stadt das Evangelium verkündet und viele Jünger gewonnen hatten, kehrten sie nach Lystra, Ikonion und Antiochia zurück. 22 Sie stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, treu am Glauben festzuhalten; sie sagten: Durch viele Drangsale müssen wir in das Reich Gottes gelangen. 23 Sie setzten für sie in jeder Gemeinde Älteste ein und empfahlen sie unter Gebet und Fasten dem Herrn, an den sie nun glaubten. 24 Nachdem sie durch Pisidien gezogen waren, kamen sie nach Pamphylien, 25 verkündeten in Perge das Wort und gingen dann nach Attalia hinab. 26 Von dort segelten sie nach Antiochia, wo man sie für das Werk, das sie nun vollbracht hatten, der Gnade Gottes übereignet hatte. 27 Als sie dort angekommen waren, riefen sie die Gemeinde zusammen und berichteten alles, was Gott mit ihnen zusammen getan und dass er den Heiden die Tür zum Glauben geöffnet hatte. 28 Und sie blieben noch längere Zeit bei den Jüngern.
Lesung: Offenbarung des Johannes 21, 1 – 5a
DIE NEUE WELT GOTTES
Das Wohnen Gottes unter den Menschen
1 Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. 2 Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat. 3 Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein.[1] 4 Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. 5 Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu. Und er sagte: Schreib es auf, denn diese Worte sind zuverlässig und wahr! 6 Er sagte zu mir: Sie sind geschehen. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Wer durstig ist, den werde ich unentgeltlich aus der Quelle trinken lassen, aus der das Wasser des Lebens strömt. 7 Wer siegt, wird dies als Anteil erhalten: Ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein. 8 Aber die Feiglinge und Treulosen, die Befleckten, die Mörder und Unzüchtigen, die Zauberer, Götzendiener und alle Lügner – ihr Los wird der See von brennendem Schwefel sein. Dies ist der zweite Tod.
Evangelium: Johannes 13, 31 – 33a . 34 – 35
Die Überleitung zu den Abschiedsreden
31 Als Judas hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht und Gott ist in ihm verherrlicht. 32 Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen und er wird ihn bald verherrlichen. 33 Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ihr werdet mich suchen, und was ich den Juden gesagt habe, sage ich jetzt auch euch: Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen. 34 Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. 35 Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt. 36 Simon Petrus fragte ihn: Herr, wohin gehst du? Jesus antwortete ihm: Wohin ich gehe, dorthin kannst du mir jetzt nicht folgen. Du wirst mir aber später folgen. 37 Petrus sagte zu ihm: Herr, warum kann ich dir jetzt nicht folgen? Mein Leben will ich für dich hingeben. 38 Jesus entgegnete: Du willst für mich dein Leben hingeben? Amen, amen, ich sage dir: Noch ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.