
aus dem Passeiertal in Südtirol
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Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
Sonntags-Ge-danken zum 15. Sonntag im Jahreskreis A‘2023 Lesung: aus dem Buch Jesaja 55, 10 – 11 und Evangelium: Matthäus 13, 1 – 23, 16.07.2023
„Ein herrliches Bild!“, würde in Köln jedem Karnevalsenthusiasten über die Lippen gehen und mir bleibt es eh tief in Erinnerung, als mein bereits verstorbener Freund und Kollege Klaus (+4. Sept `21) noch hoch auf dem Prunkwagen der alten Kölner Karnevalsgesellschaft ‚Schnüsse Tring‘ zusammen mit deren Präsident und dem Stadtteil-Bürgermeister den ultimativen Schluss des Veilchendienstags-Zuges in Köln Ehrenfeld bildete. Voll in seinem Element und einer kaum zu beschreibenden Stimmung, schaufelte er die ‚Kamelle‘ von oben auf das närrische Volk herab, das den Segen mit einem vielstimmigen ‚Alaaf‘ quittierte, was sprachlich, von der Ausgangswurzel im Aramäischen, mit einem ‚Gott ist groß‘ verwandt ist!
So vergleichbar haut Gott, der große Sämann, den Glauben Körnchen-weise raus, ganz gleich wo es auch landen mag. Eben nicht so knickrig wie die heutigen gps-gesteuerten riesigen landwirtschaftlichen Aussaatmaschinen, die nach getaner Arbeit womöglich schon die Gewinnmarge des eingesäten Feldes errechnen könnten.
Trotz der detailreich aufgeführten ‚Fall‘-Beispiele liegt der Focus auf dem großen Gestus des göttlichen Sämannes dem unser Hören auf das Wort Gottes gegenübersteht.
Doch so eindeutig, wie hier in den aufgeführten Beispielen dargestellt, scheint das heute mit Glauben und dessen Verkündigung nicht mehr zu sein. Denn beim Nicht-verstehen ist weniger das Böse am Werk (vgl. Vers 19) und der Glaube fällt auch wurzellos nicht so ohne weiteres in Situationen von Bedrängnis um (vgl. Vers 21), genauso wie weder Sorgen noch Reichtum die Glaubenssaat fruchtlos sein lassen (vgl. Vers 22); vielmehr ergibt sich die Problemstellung schon viel früher, wenn vergleichbar wie beim Karnevalsumzug zu viele Jecken am Straßenrand mit umgedrehten Regenschirmen den Kamelle-Regen schon vorher abfangen, bevor er überhaupt zu Boden gehen kann. Es kommt einfach nichts mehr an, wie bei einem Radio, wo der Ton ausgestellt ist und die Botschaft unhörbar verklingt.
So hat ‚Kirche‘ einen über Jahrhunderte entwickelt und gepflegten ganz eigenen Schutzschirm herausgebildet aufgrund von Sprache, Auswahl nur männlicher Verkünder und wenn nicht Kleriker, dann zumindest ausgewiesen durch absolute Konformität bis ins Private hinein. Zulassungssysteme und Bedingungen zum Sakramenten-Empfang haben den Rest der Freude am Glauben verdorben. Zumal ‚glauben‘ auch zu keiner Zeit ein unbeschwerter Akt gewesen ist, sondern immer Gefahr lief, durch persönliche Schuld verwirkt zu werden, die selbst in der geschlechtlichen Liebe der Menschen untereinander intendiert war.
Ein Glaube wo Gott selbst als Liebe bezeichnet wird, ist nun mit dem verbrecherischen Missbrauch derselben konfrontiert und so durch die Verkündigungsinstitution ‚Kirche‘ selbst ins Absurde gewendet worden. Da ist es kaum verwunderlich, dass nun viele sich aus der Hörweite von Verkündigung entfernt haben und vielleicht, zunächst ganz unbedacht, damit automatisch auch vielen potentiell Glaubenden im Kindesalter ein Hören des Wortes Gottes unmöglich gemacht haben, so dass dann die aufgeführten ‚Fall‘- Beispiele schon gar nicht mehr zur ‚Auswahl‘ stehen.
Das heißt, ein ganzer Prozess auf dem Weg zum ‚groß werden‘, ein Ringen mit sich selbst um Greifbares und ggf. göttlich Nichtbegreifbares, steht in Gefahr, völlig zu entfallen.
Was, dann? … vertrauen mit den Worten aus dem Buch des Propheten Jesaja (vgl. Vers 11), wonach das Wort, das den göttlichen Mund verlässt, nicht leer zu ihm zurückkehrt, sondern bewirkt, was er will und all das erreicht, wozu Gott es ausgesandt hat.
Zur Diskussion und für Rückmeldungen jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 15. Sonntag im Jahreskreis A‘ 2023
Lesung: aus dem Buch des Propheten Jesaja (55, 10 – 11)
Vertrauen auf die Wirksamkeit des göttlichen Wortes
8 Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken / und eure Wege sind nicht meine Wege – / Spruch des HERRN. 9 So hoch der Himmel über der Erde ist, / so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege / und meine Gedanken über eure Gedanken. 10 Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt / und nicht dorthin zurückkehrt, ohne die Erde zu tränken und sie zum Keimen und Sprossen zu bringen, / dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, 11 so ist es auch mit dem Wort, / das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, / ohne zu bewirken, was ich will, / und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe.
Evangelium: Matthäus 13, 1 – 23
Das Gleichnis vom Sämann
1 An jenem Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees. 2 Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich. Und alle Menschen standen am Ufer. 3 Und er sprach lange zu ihnen in Gleichnissen. Er sagte: Siehe, ein Sämann ging hinaus, um zu säen. 4 Als er säte, fiel ein Teil auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen es. 5 Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; 6 als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. 7 Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. 8 Ein anderer Teil aber fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach. 9 Wer Ohren hat, der höre!
Sinngebung für die Gleichnisrede
10 Da traten die Jünger zu ihm und sagten: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen? 11 Er antwortete ihnen: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen; ihnen aber ist es nicht gegeben. 12 Denn wer hat, dem wird gegeben und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. 13 Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen und hören und doch nicht hören und nicht verstehen. 14 An ihnen erfüllt sich das Prophetenwort Jesajas: Hören sollt ihr, hören und doch nicht verstehen; / sehen sollt ihr, sehen und doch nicht einsehen. 15 Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden. / Mit ihren Ohren hören sie schwer / und ihre Augen verschließen sie, / damit sie mit ihren Augen nicht sehen / und mit ihren Ohren nicht hören / und mit ihrem Herzen / nicht zur Einsicht kommen / und sich bekehren und ich sie heile. 16 Eure Augen aber sind selig, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören. 17 Denn, amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.
Die Deutung des Gleichnisses vom Sämann
18 Ihr also, hört, was das Gleichnis vom Sämann bedeutet. 19 Zu jedem Menschen, der das Wort vom Reich hört und es nicht versteht, kommt der Böse und nimmt weg, was diesem Menschen ins Herz gesät wurde; bei diesem ist der Samen auf den Weg gefallen. 20 Auf felsigen Boden ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort hört und sofort freudig aufnimmt; 21 er hat aber keine Wurzeln, sondern ist unbeständig; sobald er um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt wird, kommt er sofort zu Fall. 22 In die Dornen ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort hört, und die Sorgen dieser Welt und der trügerische Reichtum ersticken es und es bleibt ohne Frucht. 23 Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesät, der das Wort hört und es auch versteht; er bringt Frucht – hundertfach oder sechzigfach oder dreißigfach.