Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken.
Copyright / Urheber
Erzbistum Köln / Munns
Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
Sonntags-Ge-danken zum Palmsonntag Passion (Kurzfassung) nach Markus 15, 1 – 39 im Lesejahr B‘2024, 24.03.2024
Der Palmsonntag führt uns mit seinen liturgischen Texten in die Karwoche, welche thematisch gefüllt ist mit Sorge, Trauer und Wehklagen, um dann in der ‚Auferstehung Jesu‘ eine kaum nachvollziehbare Wende zu nehmen. Diesen Spannungsbogen in den Gottesdiensten mit zu erleben, heißt, sich exemplarisch einzulassen auf das, was sich in unser aller Leben auf kurz oder lang wiederfinden lässt: Krankheit, Leid, Tod und Trauer. Ob sich dann in all dem Bunten an Ostern auch tatsächlich ein Glaube erkennen lässt, der dieses absolut gesetzte irdische Ende auf ein ins Ewige hinein gesteigerte Unendliche durchbricht, das mag dann noch dahingestellt bleiben!
Zunächst eröffnet uns die Passion (Jesu leidvoller Einsatz für den Menschen, bis ihn das Leiden selber ‚schafft‘) einen Blick auf dieses Ende und auf all das menschlich Abgründige, was dazu beiträgt. Doch einmal ganz ehrlich, brauchen wir das im Moment noch? Bekommen wir nicht stündlich über sämtlich verfügbare Medien selbst die Innenansicht alles kaum vorstellbar, menschlich Abgründigen, so dass gar schon die Öffentlich-Rechtlichen die Kriegsmeldungen aus der Ukraine und dem Gazastreifen zu dosieren scheinen?
Angesichts dieser Flut haben wir es verstanden nicht mehr alles von der Makroebene auf unsere kleine, überschaubare Mikroebene der Gefühle durchzulassen. So sind wir ob der Bilder von hungernden Kindern, flüchtenden Menschenkolonnen und einem unübersehbaren Maß von Kriegszerstörung erschüttert, doch hinterlässt das in unserem ‚Alltagsgebäude‘ keine Risse und erregen wir uns ebenso über die Unverfrorenheit eines russischen Despoten, doch können wir regungslos innerfamiliäre Händel und Auseinandersetzungen unerbittlich fortsetzen.
Folglich müssen wir wohl auf dieser Mikroebene, wo wir Sonntag für Sonntag unseren ‚lieben Gott‘ mit wohlgesetzten Klängen liturgisch feiern, uns auch die blutige Seite vor Augen führen. Damit wir zumindest nicht völlig ahnungslos dastehen, wenn’s über uns selbst hereinbricht, reagieren zu können, falls man(n)/frau dann überhaupt noch reagieren kann oder eben nur aus- und durchzuhalten im unweigerlichen Zusammenbruch.
Vermag diese Momentaufnahme tatsächlich nicht mehr? Das Einüben eines gefasst Sein, um dann doch dem Weg allen Irdischen nicht ausweichen zu können? Deshalb tun wir Christen uns diesen ‚liturgischen Stress‘* mit Sicherheit nicht Jahr für Jahr an, wenn da nicht mehr bei rumkäme!
Doch direkt und unmittelbar, selbst mit dem Verputzen all der Osterleckereien, wird sich nur selten Veränderung in Lebensgewohnheit und Verhalten einstellen, aber, und darauf setzt auch das immer wieder erneute Hören der Passionsgeschichte, dass ich nach und nach, langsam mein Leben ändere, zumindest für die Zeit, die mir noch bleibt, damit ‚Auferstehung‘ an meinem täglichen Verhalten sichtbar wird für die anderen und somit begreifbar im Hier und Jetzt.
Erst wenn wir als Christen in dieser Form ‚vorspuren‘, können andere ‚nachfolgen‘ und kann Veränderung im Großen um sich greifen. Dann bleibt das bunte Osterwirrwarr nur nebensächlich und wird sich die Frage nach dem ‚Mehr‘ in den Vordergrund drängen, nach dem, was Leben ausmacht, dass womöglich gar das ‚Nichts‘, was für erstaunlich viele Menschen unserer Zeit mit dem Tod dann nur käme, sein Ende im göttlich Unendlichen, finden könnte.
Verhalten … aber immerhin, ein Osterwunsch … in eben verhaltenen Zeiten.
Zur Diskussion und für Rückmeldungen jan.opiela@web.de
Texte zum Palmsonntag im Lesejahr B‘2024
Passion nach Markus 15, 1 – 39 (Kurzfassung)
Das Verhör vor Pilatus
1 Gleich in der Frühe fassten die Hohepriester, die Ältesten und die Schriftgelehrten, also der ganze Hohe Rat, über Jesus einen Beschluss. Sie ließen ihn fesseln und abführen und lieferten ihn Pilatus aus. 2 Pilatus fragte ihn: Bist du der König der Juden? Er antwortete ihm: Du sagst es. 3 Die Hohepriester brachten viele Anklagen gegen ihn vor. 4 Da wandte sich Pilatus wieder an ihn und fragte: Willst du denn nichts dazu sagen? Sieh doch, wie viele Anklagen sie gegen dich vorbringen. 5 Jesus aber gab keine Antwort mehr, sodass Pilatus sich wunderte. 6 Jeweils zum Fest ließ Pilatus einen Gefangenen frei, den sie sich ausbitten durften. 7 Damals saß gerade ein Mann namens Barabbas im Gefängnis, zusammen mit anderen Aufrührern, die bei einem Aufstand einen Mord begangen hatten. 8 Die Volksmenge zog zu Pilatus hinauf und verlangte, ihnen die gleiche Gunst zu gewähren wie sonst. 9 Pilatus fragte sie: Wollt ihr, dass ich euch den König der Juden freilasse? 10 Er merkte nämlich, dass die Hohepriester Jesus aus Neid an ihn ausgeliefert hatten. 11 Die Hohepriester aber wiegelten die Menge auf, lieber die Freilassung des Barabbas zu fordern. 12 Pilatus wandte sich von Neuem an sie und fragte: Was soll ich dann mit dem tun, den ihr den König der Juden nennt? 13 Da schrien sie: Kreuzige ihn! 14 Pilatus entgegnete: Was hat er denn für ein Verbrechen begangen? Sie aber schrien noch lauter: Kreuzige ihn! 15 Darauf ließ Pilatus, um die Menge zufriedenzustellen, Barabbas frei. Jesus lieferte er, nachdem er ihn hatte geißeln lassen, zur Kreuzigung aus.
Die Verspottung durch die römischen Soldaten
16 Die Soldaten führten ihn ab, in den Hof hinein, der Prätorium heißt, und riefen die ganze Kohorte zusammen. 17 Dann legten sie ihm einen Purpurmantel um und flochten einen Dornenkranz; den setzten sie ihm auf 18 und grüßten ihn: Sei gegrüßt, König der Juden! 19 Sie schlugen ihm mit einem Stock auf den Kopf und spuckten ihn an, beugten die Knie und huldigten ihm.
Kreuzweg und Kreuzigung
20 Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen sie ihm den Purpurmantel ab und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an. Dann führten sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen. 21 Einen Mann, der gerade vom Feld kam, Simon von Kyrene, den Vater des Alexander und des Rufus, zwangen sie, sein Kreuz zu tragen. 22 Und sie brachten Jesus an einen Ort namens Golgota, das heißt übersetzt: Schädelhöhe. 23 Dort reichten sie ihm Wein, der mit Myrrhe gewürzt war; er aber nahm ihn nicht. 24 Dann kreuzigten sie ihn. Sie verteilten seine Kleider, indem sie das Los über sie warfen, wer was bekommen sollte. 25 Es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten. 26 Und eine Aufschrift gab seine Schuld an: Der König der Juden. 27-28 Zusammen mit ihm kreuzigten sie zwei Räuber, den einen rechts von ihm, den andern links.[1]
Die Verspottung Jesu durch die Schaulustigen
29 Die Leute, die vorbeikamen, verhöhnten ihn, schüttelten den Kopf und riefen: Ach, du willst den Tempel niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen? 30 Rette dich selbst und steig herab vom Kreuz! 31 Ebenso verhöhnten ihn auch die Hohepriester und die Schriftgelehrten und sagten untereinander: Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten. 32 Der Christus, der König von Israel! Er soll jetzt vom Kreuz herabsteigen, damit wir sehen und glauben. Auch die beiden Männer, die mit ihm zusammen gekreuzigt wurden, beschimpften ihn.
Der Tod Jesu
33 Als die sechste Stunde kam, brach eine Finsternis über das ganze Land herein – bis zur neunten Stunde. 34 Und in der neunten Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Eloï, Eloï, lema sabachtani?, das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? 35 Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Hört, er ruft nach Elija! 36 Einer lief hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf ein Rohr und gab Jesus zu trinken. Dabei sagte er: Lasst, wir wollen sehen, ob Elija kommt und ihn herabnimmt. 37 Jesus aber schrie mit lauter Stimme. Dann hauchte er den Geist aus. 38 Da riss der Vorhang im Tempel in zwei Teile von oben bis unten. 39 Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand, ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.
* Anmerkungen zum Text
Gründonnerstag: Feier des letzten Abendmahles und anschließend im Gebet ‚wach‘ mit Jesus ausharren in der Ölbergstunde/
Karfreitag: das Kreuz öffentlich durch die Straßen tragen und die Passion Jesu begleiten/
Karsamstag: die Grabesstille aushalten, möglicherweise noch einmal den Kreuzweg Jesu erinnernd gehen und beten bis das ‚lumen christi‘ in der Osternacht erklingt /
Ostersonntag: im Hochfest und meist einer ‚hohen‘ Liturgie das zentrale Geheimnis des Glaubens feiern, die ‚Auferstehung von den Toten‘ /
Ostermontag: der Festjubel über dieses Ereignis hält an und das insgesamt acht Tage lang, die Osteroktav.