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Kirche St. Kunibert Köln, Copyright / Urheber
Domradio (c)Gerd Lödige
Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
1. Fastensonntag im Jahreskreis B‘ 2024 Lesung: Genesis 2, 7-9 . 3, 1-7 und Evangelium:
Matthäus 4, 1 – 11
(beide Texte aus Lesejahr A entnommen)
„Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine Augenweide war und dazu verlockte, klug zu werden. Sie nahm von seinen Früchten und aß; sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war und auch er aß“ (Genesis 3, 6). Damit war das Experiment Gottes, sich zu klonen und dabei auf die Einheit von ‚anima‘ und ‚animus‘ zugunsten eigenständiger Geschlechter zu verzichten, nicht so verlaufen, wie gedacht. Das ‚so sein wollen‘ wie ihr göttlicher Schöpfer, hatte die Menschen um das paradiesische Leben gebracht. Denn von nun an mussten sich die gott-menschlichen Wesen ‚draußen‘ in der Welt bewähren. Sich selbst, untereinander und mit allem, was Welt ausmacht, irgendwie in Einklang zu bringen, ist bis heute die schier unlösbare Aufgabe, die mal mehr, im Moment global jedoch eher weniger zu gelingen scheint. Es gibt keinen Lebensbereich, wo es nicht knistert und kriselt, selbst da wo wir dachten, schon alles durchbuchstabiert zu haben, müssen wir wieder ganz von vorne anfangen und uns sogar das eine oder andere Mal von der Realität eines Besseren belehren lassen.
Mit der Menschwerdung des Göttlichen in Jesus ist Gott nun selbst in dieses ewige ‚Hamsterrad‘ der Welt mit eingestiegen, um uns mittels der Idee und praktischen Umsetzung einer unbedingten Liebe bis hin zur Selbstaufgabe, aus diesem in und um sich Kreisen zu erlösen. Doch scheinen sich überall Blockaden und Sackgassen aufzutun, welche sich alle mehr oder weniger auf die hier im Evangelium des Matthäus als Versuchungen durch den Teufel dargestellten drei exemplarischen Situationen zurückführen lassen.
Aus Steinen Brot machen zu sollen (vgl. Vers 3), kommt einem Machtmissbrauch des Göttlichen gleich, was wir bei allen Despoten, Warlords, regierenden Militärs und größenwahnsinnigen Diktatoren mit vermeintlich göttlichem Sendungsauftrag erleben, die rund um den Globus, so meinen viele ahnungslos überrascht, wie aus dem Nichts zu kommen scheinen. Ebenso ist es der teuflische Allmachts-Gedanke der Menschen (vgl. Verse 8 u. 9), der perfide Machtstrukturen entstehen lässt, seien sie vordergründig geschlechtsspezifisch begründet oder erstrecken sich vom missbräuchlichen Umgang in den eigenen kirchlichen Über- und Unterordnungsverhältnissen bis dahin, wo Millionen von flüchtenden Menschen, Getriebene im Gazastreifen oder Gekidnappte als Faustpfand zur willenlosen, verhandelbaren Masse werden. Und mit dem Sturz von der Tempelzinne (vgl. Verse 5 u. 6) fordern wir das Schicksal heraus und schlagen alle vernunftbegabten Berechnungen in den Wind, sei es auf dem spiegelglatten Finanzparkett, dem Poker um Temperaturgrade bei der Klimaerwärmung oder um den nicht mehr zu übersehenden und scheints unbedingten Waffenexport in Kriegs- und Spannungsgebiete.
Wie da herauskommen, hieße, dass wir Menschen uns unseres Ursprunges entsinnen müssten, unseres Einssein, bestehend aus einer göttlichen und einer irdischen Seite, welche, wie die zwei Seiten ein und derselben Münze, fest miteinander verbunden sind. Und nicht zuletzt, dass wir auch aus einer allumfassenden Geschlechtlichkeit Gottes gewollt sind, ganz gleich, wer ich nun heute bin oder als was ich mich heute fühle. Jesus versteht diese verschiedenen Seiten seiner Person immer wieder in eine ausgleichende Position zueinander zu bringen und vermag so, den teuflischen Versuchungen zu widerstehen.
Folglich läge für uns in einem fastenzeitlichen Verzichtsmodus, einem ‚Herunterfahren‘ von dem zu viel an Allem, nicht nur die Möglichkeit zur Reduktion der Versuchungssituationen, sondern lässt sich auch dann erst ausloten, ob die zwei Seiten ein und derselben Medaille bei mir noch zusammenhängen. Darüber hinaus bestünde ebenso die Chance, nach zu horchen, ob ich als ‚Mensch‘ mit meinen beiden Seiten noch einen guten Klang abgebe, was ja meinen eigentlichen ‚Wert‘ ausmacht, besonders wenn Menschen auch weiterhin meine Nähe und den Umgang mit mir als wertschätzend und wohltuend erachten sollen.
Zur Diskussion und für Rückmeldungen jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 1. Fastensonntag im Lesejahr B‘ 2024
(entnommen aus Lesejahr A)
Lesung: aus dem Buch Genesis (2, 7 – 9 . 3, 1 – 7)
Der Mensch im Garten Eden
4 Das ist die Geschichte der Entstehung von Himmel und Erde, als sie erschaffen wurden. Zur Zeit, als Gott, der HERR, Erde und Himmel machte,[1] 5 gab es auf der Erde noch keine Feldsträucher und wuchsen noch keine Feldpflanzen, denn Gott, der HERR, hatte es auf die Erde noch nicht regnen lassen und es gab noch keinen Menschen, der den Erdboden bearbeitete, 6 aber Feuchtigkeit stieg aus der Erde auf und tränkte die ganze Fläche des Erdbodens. 7 Da formte Gott, der HERR, den Menschen, Staub vom Erdboden, und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.[2] 8 Dann pflanzte Gott, der HERR, in Eden, im Osten, einen Garten und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte. 9 Gott, der HERR, ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume wachsen, begehrenswert anzusehen und köstlich zu essen, in der Mitte des Gartens aber den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. …
Der Fall des Menschen
1 Die Schlange war schlauer als alle Tiere des Feldes, die Gott, der HERR, gemacht hatte. Sie sagte zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?[1] 2 Die Frau entgegnete der Schlange: Von den Früchten der Bäume im Garten dürfen wir essen; 3 nur von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen und daran dürft ihr nicht rühren, sonst werdet ihr sterben. 4 Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben. 5 Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse. 6 Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine Augenweide war und begehrenswert war, um klug zu werden. Sie nahm von seinen Früchten und aß; sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch er aß. 7 Da gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz.
Evangelium: Matthäus (4, 1 – 11)
Die Versuchung Jesu
1 Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel versucht werden. 2 Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. 3 Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird. 4 Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt. 5 Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben auf den Tempel 6 und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er um deinetwillen, / und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, / damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. 7 Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. 8 Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht 9 und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest. 10 Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen. 11 Darauf ließ der Teufel von ihm ab und siehe, es kamen Engel und dienten ihm.