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Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
Sonntags-Ge-danken – zum 16. Sonntag im Jahreskreis A‘2023 Lesung: aus dem Buch der Weisheit 12, 13.16-19 und Evangelium: Matthäus 13, 24-43, 23.07.2023
Da schon im Alltag mal eben alles mit dem Handy im Bild festgehalten wird, um wieviel mehr jetzt in der Ferienzeit. Falls man(n)/frau später dann überhaupt dazukommen sollte, das Geknipste noch einmal zu sichten, werden so manche Bildserien dazwischen sein, die im Nachhinein rätseln lassen, warum ein Motiv so oft und auch noch aus so vielen verschiedenen Perspektiven festgehalten wurde. Wo steckt das auslösende Moment, der rote Faden?
Der Evangelist Matthäus will uns mit den immer wiederkehrenden Worten Jesu ‚Mit dem Himmelreich ist es wie …‘ (vgl. Verse 24, 31, 33) auf die Herrschaft des Himmels, das Reich Gottes hinweisen, was schon unter uns begonnen hat. Es bricht unscheinbar in unserem Alltag an, da wo wir arbeiten, im biblischen Sinne aussäen und ernten und um das Auskommen, das tägliche Brot, besorgt sind. Gleichfalls bricht das Himmelreich auch nicht groß und gewaltig in unser Dasein ein, sondern entwickelt sich, vom kleinen Unscheinbaren bis dahin, wo es kaum noch als gewaltiger Baum zu übersehen ist.
Für die Zeit Jesu scheint das am deutlichsten in der Senfsaat, dem damals wohl kleinsten Samen, der Fall gewesen zu sein. Hier hat möglicherweise auch das biblische Motiv der Zeder des Libanon als äußeres, von Gott selbst gesetztes Zeichen für Stärke und Schutz Pate gestanden, jedoch nun heruntergebrochen auf die kleinen Leute. Zudem wird im Bild des Sauerteiges die göttliche Vorgehensweise angezeigt, wo quasi aus dem Verborgenen heraus, im Untergemischt werden, das Reich Gottes seine Wirkung entfaltet, so dass wir uns nur in Geduld üben brauchten.
Wenn da nicht der ominöse Feind wäre, der über Nacht das Unkraut unter den Weizen gesät hat und uns, die wir ganz gelassen zuwarten sollten, höchst unterschiedlich reagieren lässt. Die einen kratzen Jahr für Jahr wie wild zwischen den Fugen ihrer Terrassenplatten, während die anderen fasziniert vor der Megapflanze, dem amtlich zu vernichtenden Elefantenkraut stehen, inzwischen jedoch allen angesichts des Bienensterbens einleuchtet, dass das Un-Kraut an den Rändern von Äckern und Weiden ökologisch äußerst notwendig ist.
Auch brauchen wir nicht nach dem geheimnisvollen Feind zu suchen, der uns alles zu vermiesen scheint, denn allein unsere Sprache macht schon anschaulich deutlich, dass es das eine nicht ohne das andere und umgekehrt gibt. Un-Heil, Un-Glaube, Un-Sitte, Un-Recht, usw. hängen über die Negation untrennbar miteinander zusammen. So auch hier im Gleichnis, wo dieses Un-Kraut im Aussehen dem Weizen absolut ähnlich sein muss und derart im Wurzelwerk miteinander verwoben ist, dass eine Unterscheidung so schwerfällt und bei frühzeitiger Trennung auch der Weizen mit vernichtet würde.
Was tun, wenn wir nicht warten wollten, und wegen des Ausbleibens eines unmittelbaren Weltunterganges und folglich eines zu gestaltenden gedeihlichen Miteinanders als Gesellschaf auch nicht warten können auf die Ernte am Ende der Welt, wo die Engel sich nun als Schnitter betätigen und das Un-Kraut aufgesammelt, im Feuer verbrannt wird (vgl. Verse 39 u. 40)? Ein Verhaltenskodex, Normen, Regeln und Gesetze sind notwendig, die in ihrer Anlage und Ausgestaltung einem biblischen Wachsen lassen oder Vorgängen, die nach göttlicher Taktung gesteuert sind, kaum entsprechen, wenn nicht sogar konträr gegenüberstehen.
Die Verwerfungen aus diesem Spannungsverhältnis erleben wir im Moment aufs Heftigste, zumal auf der einen Seite gar nicht geregelt war, was sich vielleicht hätte göttlich ergeben sollen und auf der anderen Seite vieles eine Überreglementierung erfahren hat, so dass das Göttliche kaum noch spürbar wurde.
Diese Antipoden sollen nun synodal auf einen gemeinsamen Zukunftsweg gebracht werden mit dem Ziel, einer für alle wiedererkennbaren Kirche?
Da möchte ich dann erst recht schließen mit den Worten des Evangeliums:
‚Wer Ohren hat, der höre!‘
für Nachfragen und zur Diskussion jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 16. Sonntag im Jahreskreis A‘ 2023
Lesung: aus dem Buch der Weisheit (12, 13. 16 – 19)
13 Denn es gibt keinen Gott außer dir, der für alles Sorge trägt; / daher brauchst du nicht zu beweisen, dass du gerecht geurteilt hast. 14 Kein König und kein Herrscher kann dich zur Rede stellen wegen der Menschen, die du gestraft hast. 15 Gerecht, wie du bist, verwaltest du das All gerecht / und hältst es für unvereinbar mit deiner Macht, / den zu verurteilen, der keine Strafe verdient. 16 Deine Stärke ist die Grundlage deiner Gerechtigkeit / und deine Herrschaft über alles lässt dich alles schonen. 17 Stärke beweist du, wenn man an deine unbeschränkte Macht nicht glaubt, / und bei denen, die sie kennen, strafst du die anmaßende Auflehnung. 18 Weil du über Stärke verfügst, richtest du in Milde / und behandelst uns mit großer Schonung; / denn die Macht steht dir zur Verfügung, wann immer du willst. 19 Durch solches Handeln hast du dein Volk gelehrt, / dass der Gerechte menschenfreundlich sein muss, und hast deinen Söhnen und Töchtern die Hoffnung geschenkt, / dass du den Sündern die Umkehr gewährst.
Evangelium: Matthäus 13, 24 – 43
Das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen
24 Jesus legte ihnen ein anderes Gleichnis vor: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. 25 Während nun die Menschen schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging weg. 26 Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. 27 Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? 28 Er antwortete: Das hat ein Feind getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? 29 Er entgegnete: Nein, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt. 30 Lasst beides wachsen bis zur Ernte und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune!
Das Gleichnis vom Senfkorn
31 Er legte ihnen ein weiteres Gleichnis vor und sagte: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte. 32 Es ist das kleinste von allen Samenkörnern; sobald es aber hochgewachsen ist, ist es größer als die anderen Gewächse und wird zu einem Baum, sodass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.
Das Gleichnis vom Sauerteig
33 Er sagte ihnen ein weiteres Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Sea Mehl verbarg, bis das Ganze durchsäuert war.[1]
Die Erfüllung der Schrift in der Gleichnisverkündigung Jesu
34 Dies alles sagte Jesus der Menschenmenge in Gleichnissen und ohne Gleichnisse redete er nicht zu ihnen, 35 damit sich erfülle, was durch den Propheten gesagt worden ist: Ich öffne meinen Mund in Gleichnissen, / ich spreche aus, was seit der Schöpfung der Welt verborgen war.
Die Deutung des Gleichnisses vom Unkraut unter dem Weizen
36 Dann verließ er die Menge und ging in das Haus. Und seine Jünger kamen zu ihm und sagten: Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker! 37 Er antwortete: Der den guten Samen sät, ist der Menschensohn; 38 der Acker ist die Welt; der gute Samen, das sind die Kinder des Reiches; das Unkraut sind die Kinder des Bösen; 39 der Feind, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Welt; die Schnitter sind die Engel. 40 Wie nun das Unkraut aufgesammelt und im Feuer verbrannt wird, so wird es auch bei dem Ende der Welt sein: 41 Der Menschensohn wird seine Engel aussenden und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gesetzloses getan haben, 42 und werden sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. 43 Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten. Wer Ohren hat, der höre!