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Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
8. Sonntag im Jahreskreis C 2025 Lesung aus dem Buch Jesus Sirach 27, 4 – 7 und Evangelium, Lukas 6, 39 – 45, 02.03.2025
Über Wochen sind wir in einem äußerst turbulenten Wahlkampf von allen Seiten mit Sprüchen der Spitzenkandidaten und Kandidatinnen eingedeckt worden, was nun einer koalitionsfähigen Realpolitik weichen muss. Wobei das Wahlergebnis viele sprachlos zurück lässt, keinen richtig glücklich gemacht hat und die, welche es sein könnten, mit denen wollen aber die ‚Demokraten‘ nicht, zumal von diesen sich auch schon ein Teil bereits in einem dauerhaften Aschermittwochmodus befindet, noch bevor die ‚fünfte Jahreszeit‘ überhaupt richtig Fahrt zu ihrem Höhepunkt am Rosenmontag aufgenommen hat.
Die Sprüche aus der ‚Bütt‘, werden uns den Weg schon weisen, doch auch selbst hier vergeht uns das Lachen, wenn alles noch einmal von der neuen amerikanischen Deal-Strategie ‚über-trump(ft)‘ wird.
Auf diesem Hintergrund klingen die Weisheitslehren aus dem Buch der Sprüche in der Lesung und die Lehrsätze Jesu im Evangelium im Anschluss an die Bergpredigt bei Lukas wie zaghafte Versuche von besorgten Eltern, welche ihre Sprösslinge mit diversen Mahnungen in die tollen Tage entlassen. Es ist eine verrückte Zeit, wo die Nacht zum Tag gemacht wird, der öffentliche Raum für schaurige Alkoholexzesse herhalten muss, die ja ansonsten peinlichst verschwiegen werden und ein geregeltes Schul- und Arbeitsleben erst wieder mit einem bösen Erwachen am ‚Aschermittwoch‘ beginnt. Im wahrsten Sinne des Wortes ‚total ver – rückt‘, also neben der Norm, abseits der üblichen Spur, was da so zum Teil abgeht.
Wie muss dann erst der Satz Jesu auf die Menschen gewirkt haben, wo es heißt, ‚Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen‘ (s. Vers 42), der nun die gerne öffentlich geführte Maßreglung anderer umwendet in Selbstkritik und in ein sich anklagendes Bekenntnis, selber nicht besser zu sein. Wie kommt wohl Jesus bei den Menschen an, der so ver – rückt, für die Allgemeinheit in sich verkehrt und widersinnig predigt? Wie mit so einem umgehen?
Wir könnten ihn in einen Karnevalsverein oder eine der klassischen Garden stecken, doch käme er als ‚Regimentskaplan‘ mit seinen fordernden Sprüchen wahrscheinlich nicht sonderlich gut an. Und ob die Menschen über sich selber lachen wollten, wenn er als ‚Bütten-Redner‘ uns das eigene Verhalten so explizit darlegen würde, zumal nicht nur zur Karnevalszeit, beantwortet sich schon mit seinem Tod am Kreuz, an dem der ‚Verrückte‘, der Störenfried endete. Dennoch überlebte seine Botschaft, wonach das irdische Ende nicht das endgültige Ende ausmacht und die Endgültigkeit des Kreuzes in das Siegeszeichen verkehrt wird. Doch wie müssen wir nun als ‚Kirche‘ sein, die wir uns als Gemeinschaft unter ihrem Dach, als Christen und Christinnen zur Aufgabe gemacht haben, diese ver – rückte Botschaft in dieser angeblich ganz normalen Welt zu verkünden? Leider halten uns im Moment die Menschen selber zunehmend für den größten ‚Jecken-Verein‘ der Welt, erst recht jetzt, wo wir unsere eigenen Regeln nicht beachten (Gleichheit von Frau und Mann / Wertschätzung und Respekt gegenüber den ‚Kleinen‘ / nur der Dienende (Frau wie Mann) ist der Leitung würdig) und damit nicht viel besser sind als die ‚normale‘ Welt. Doch können wir auch nicht dauerhaft im Karnevalsmodus verharren, um über ‚Kölsch-Mess‘ und Pappnas-Gottesdienste‘ in lockerer Stimmung die ‚dicksten Brocken‘ der Botschaft den Menschen nahe zu bringen. Aber wir könnten lernen von der ‚fünften Jahreszeit‘, wo wir untergehakt zusammenstehen, zumal ganz gleich mit wem, um dann in dieser Atmosphäre, eines einander ‚Fründe zu sin‘, gegenseitig die Augen öffnen zu können für das, was wir in unserem Leben mittlerweile schon für ganz ‘normal‘ halten, wenn Tag für Tag verhungert, gebombt, gemordet, entführt und vergewaltigt wird.
Für Fragen und zur Diskussion: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 8. Sonntag im Jahreskreis C (2025)
Lesung: aus dem Buch Jesus Sirach ( 27, 4 – 7 )
1 Wegen eines Vorteils haben schon viele gesündigt; / wer ihn zu mehren sucht, schaut nicht genau hin. 2 Zwischen zwei Steine lässt sich ein Pflock stecken; / so drängt sich zwischen Verkauf und Kauf die Sünde. 3 Hält jemand nicht fest an der Furcht des Herrn / stürzt plötzlich und bald sein Haus zusammen. 4 Im Sieb bleibt, wenn man es schüttelt, der Abfall zurück; / so entdeckt man den Unrat eines Menschen in seinem Denken. 5 Der Brennofen prüft Töpferware / und die Erprobung des Menschen geschieht in der Auseinandersetzung mit ihm. 6 Den guten Boden eines Baumes bringt seine Frucht zum Vorschein; / so das Wort die Gedanken des Herzens. 7 Lobe keinen Menschen, ehe du nachgedacht hast; / denn das ist die Prüfung für jeden! 8 Strebst du nach Gerechtigkeit, so erlangst du sie, / wie ein Prachtgewand kannst du sie anziehen. 9 Vögel lassen sich bei ihresgleichen nieder; / und Wahrheit kehrt zurück zu denen, die sie üben. 10 Der Löwe lauert auf Beute; / so die Sünde auf die, die Unrecht tun. 11 Die Rede des Frommen ist allezeit Weisheit, / der Tor aber ändert sich wie der Mond. 12 Im Kreis der Unverständigen schau auf die rechte Zeit, / im Kreis von Verständigen aber verweile! 13 Die Rede der Toren ist ein Abscheu, / ihr Gelächter ist Lust an der Sünde. 14 Das Gerede dessen, der viel schwört, ist haarsträubend / und sein Gezänk ist ohrenbetäubend. 15 Das Gezänk der Übermütigen führt zu Blutvergießen / und ihr Schimpfen ist qualvoll zu hören.
Evangelium: Lukas 6, 39 – 45
Liebe zu den Feinden und Verzicht auf Verurteilung
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39 Er sprach aber auch in Gleichnissen zu ihnen: Kann etwa ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen? 40 Ein Jünger steht nicht über dem Meister; jeder aber, der alles gelernt hat, wird wie sein Meister sein. 41 Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? 42 Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!, während du selbst den Balken in deinem Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du zusehen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen. 43 Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte bringt, noch einen schlechten Baum, der gute Früchte bringt. 44 Denn jeden Baum erkennt man an seinen Früchten: Von den Disteln pflückt man keine Feigen und vom Dornstrauch erntet man keine Trauben. 45 Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor und der böse Mensch bringt aus dem bösen das Böse hervor. Denn wovon das Herz überfließt, davon spricht sein Mund. 46 Was sagt ihr zu mir: Herr! Herr! und tut nicht, was ich sage?