
Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
Sonntags-Ge-danken – NEUJAHR ‘Hochfest der Gottesmutter Maria‘ Lesejahr A‘2022
Lesung: Numeri 6, 22-27 und Evangelium: Lukas 2, 16-21, 01.01.2023
Die nächsten zwei-drei Tage wird nun das gewohnte ‚Haj‘, ‚Wie geht’s‘, ‚Grüß Gott‘, ‚morgen‘ oder schlicht ‚tach‘ ausgetauscht gegen vielfältige Wunschformeln.
‚Ein gesundes neues Jahr‘, ‚Viel Glück im Neuen Jahr‘, Alles Gute im Neuen Jahr … besonders Gesundheit‘ oder ‚Gutes Neues‘, was auf jeden Fall weit aus engagierter rüberkommt als die Begegnungsrituale im Rest des Jahres. Nach dem Motto, lieber am Anfang mal was Gutes wünschen, denn das Schlechte stellt sich mit der Zeit eh von selbst ein. Und da scheint für alle die Gesundheit der Dreh- und Angelpunkt zu sein. Denn alles andere könnte ich mir, wenn Mittel und Möglichkeiten gegeben wären, irgendwie selber realisieren, doch Gesundheit, die ist nun mal nicht käuflich zu erwerben.
Das haben uns die letzten Coronajahre gezeigt und mit den vielfältigen dramatischen Bildern aus aller Welt gelehrt, dass ich hier auf andere angewiesen bin und mich nicht selbst am Schopf gepackt, aus dem Sumpf der Pandemie hätte ziehen können. Wir mussten vertrauen auf im Wettstreit liegende Forschergruppen, eine extrem geforderte Pharmaindustrie mit noch hoch zu rüstenden Produktionsstandorten und die Entscheidungen der gewählten politischen Spitzen, basierend auf gleichfalls nicht immer eindeutigen fachlichen Empfehlungen. Dennoch sind wir nicht enttäuscht worden, obwohl von vielen Entscheidungen und allabendlichen stereotypen Berichterstattungen genervt, haben ‚wir‘ die Krise gut in den Griff bekommen.
Wie katastrophal das ‚Ende‘ einer ‚Täuschung‘ aussehen kann, sehen wir nun in China, wo aus Gründen der Staatsraison auf einen unwirksamen staatseigenen Impfstoff gesetzt wurde, was die Bevölkerung nun mit einer horrenden Sterberate schmerzlich zu bezahlen hat.
Vielleicht stellt uns darum die Kirche am Neujahrstag mit dem ‚Hochfest der Gottesmutter Maria‘, den Prototyp einer Vertrauenden vor. Zumal wir am Jahresanfang noch vor weithin unübersichtlichen Situationen eines ’Vertrauen-müssens‘ stehen und kaum absehen, wie das für eine jede/jeden von uns am Jahresende aussehen wird. So konnte sich auch Maria selbst aus ihrer Situation nicht befreien, sie war machtlos. Zudem hat sie auch nicht den Durchblick in die Zusammenhänge der Geschehnisse, um zu begreifen und willigt dennoch ein. So scheint zum Beispiel in der Tat nur in einer unbedingten Abhängigkeit von ihrem ‚Verlobten‘ Josef, ihr eigenes Überleben gesichert.
Wie sie das nun bewerkstelligte, ist schwer zu ergründen, da nicht mehr erfragbar, könnte sich jedoch aus dem Text des Evangelisten Lukas erschließen, wo es heißt ‚Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach‘ (Vers 19).
Genau da werden wir uns im Großen und Ganzen von einer durch und durch von Vertrauen geprägten Maria unterscheiden. Zumal wir versuchen, verstandesgemäß zu erfassen, zu hinterfragen und zu ergründen, um dann abgewogen handeln zu können.
Doch stets wird uns die Frage nach dem ‚Warum‘ begleiten, die uns immer wieder, wie einen Drehwurm, an den Anfang des Nachdenkens und Hinterfragens bringt. Dies zu durchbrechen hieße, dem Erlebten nachzuspüren und den eigenen Gefühlen zu vertrauen, um alles dann so in den eigenen Erfahrungsschatz einfügen zu können. Es müsste uns gelingen, ‚Herz‘ und ‚nach-denken‘ auf eine Ebene zu bringen, um über die Situationen in meinem Leben nach-denklich zu werden, die von einem völligen ‚Vertrauen dürfen‘ erfüllt gewesen sind.
Wenn wir dann in der Lage sind, uns auf diese zu besinnen, können wir den Moment des Vertrauens aufrufen, woraus es uns möglich sein wird, Leben zu schöpfen, was beispielhaft für Maria sogar über das Kreuz ihres Sohnes hinaus ging.
für Nachfragen und zur Diskussion jan.opiela@web.de
Biblische Texte zu NEUJAHR ‚Hochfest der Gottesmutter Maria‘ im Lesejahr A‘2022
Lesung: aus dem Buche Numeri / 4. Buch Mose (6, 22 – 27)
Priestersegen
22 Der HERR sprach zu Mose: 23 Sag zu Aaron und seinen Söhnen: So sollt ihr die Israeliten segnen; sprecht zu ihnen: 24 Der HERR segne dich und behüte dich. 25 Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. 26 Der HERR wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden. 27 So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen und ich werde sie segnen.
Evangelium: Lukas (2, 16 – 21
Die Geburt Jesu
1 Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen.[1] 2 Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. 3 Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. 4 So zog auch Josef von der Stadt Nazareth in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. 5 Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. 6 Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, 7 und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. 8 In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. 9 Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. 10 Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: 11 Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. 12 Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. 13 Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: 14 Ehre sei Gott in der Höhe / und Friede auf Erden / den Menschen seines Wohlgefallens. 15 Und es geschah, als die Engel von ihnen in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Lasst uns nach Betlehem gehen, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr kundgetan hat! 16 So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. 17 Als sie es sahen, erzählten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. 18 Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde. 19 Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. 20 Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war. 21 Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, bevor das Kind im Mutterleib empfangen war.