Kreuz in der Gedächtniskirche Berlin
Über dem Altartisch schwebt der auferstandene Christus.
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Erzbistum Köln (c)Gerd Krämer
Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
Sonntags-Ge-danken – OSTERN im Jahreskreis B‘ 2024 zur Epistel: Röm 6, 3 – 11 und zum Evangelium: Markus 16, 1 – 7
Geschäftiges Treiben auf den Friedhöfen in den letzten Tagen, besonders an den großen Familiengrabanlagen der Roma und Sinti. Im mühsam hoch polierten Marmor scheint sich das Leben der Verstorbenen förmlich wieder zu spiegeln, komplettiert durch den einen oder anderen ‚Osterbaum‘, behangen mit quietsch bunten Eiern.
Auch die Frauen im Evangelium drängt es zum Grab, um zu tun, was halt getan werden musste und aufgrund des dann doch recht schnell eingetretenen Todes bei Jesus am Kreuz und des hereinbrechenden Sabbats nicht vollzogen werden konnte, nämlich den Leichnam zu waschen und einzubalsamieren. Ein Erinnerungs-Weg der Traurigkeit, wie alle Friedhofsbesuche von je her, hier noch begleitet von der bangen Frage, ob sich die Erinnerung überhaupt aktivieren lässt, weil die Grabhöhle bereits vom schweren Stein verschlossen war. Daran sollte es letztendlich nicht liegen, doch der Versuch, die mit dem schändlichen Kreuzestod zerstörte Hoffnung nun einbalsamieren zu können, scheiterte, da es keinen Leichnam mehr gab.
An dieser Crux nun einen Auferstehungsglauben festmachen zu wollen, wäre äußerst spekulativ, zumal die Mär vom inszenierten Leichendiebstahl durch die Jesusgruppe selbst schon gleich die Runde machte, sich hartnäckig hielt und von den damalig Herrschenden ebenfalls kolportiert wurde. Doch die hier vom Evangelisten Markus verfasste, älteste Ostererzählung erhält ihre Glaubwürdigkeit durch die tatsächlich handelnden Personen selbst, die Frauen. Dass hier Frauen als Zeuginnen und Botinnen für die christliche Kernbotschaft agieren und somit die ‚alte Ordnung‘, einer männerdominierten Gesellschaft, in der auch nur Männer glaubhaft bezeugen konnten, durchbrechen, lässt aufhorchen. Denn zum einen erfüllt sich die alte Ankündigung aus dem Munde Jesu, wo es heißt, ‚Ihr werdet alle an mir Anstoß nehmen und zu Fall kommen; denn in der Schrift steht: Ich werde den Hirten erschlagen, dann werden sich die Schafe zerstreuen‘ (s. Markus 14, 27) und waren in der Tat alle männlichen Getreuen abgetaucht und zum anderen ist an diesem tatsächlichen Bericht in Sachen männliche Beteiligung nachträglich nicht ‚verbessert‘ worden.
Sicher gibt es dann noch einen ‚schöneren‘, nachgetragenen, somit ‚unechten Schluss‘ des Markusevangeliums (s. Mk 16, 9-20) und schaffte es das Christentum bis heute auch nicht, mit der ‚Auferstehung‘ einen signifikanten Neuanfang bezogen auf die Geschlechterfrage zu setzen, doch der Bericht der Frauen war nun einmal in der Welt! Darin wurde durch den weiß gekleideten jungen Mann eine himmlische Botschaft festgehalten, was der Markus-Evangelist immer dann mit dem Wort
‚erschrecken‘ in Verbindung bringt, wonach die Auferstehung real nicht im Grab stattfand und wohl ebenso nicht in Ostereier behangenen Grabanlagen. Demnach ist der auferstandene Christus da zu finden, wo Jesus in Galiläa seine, respektive unsere christliche Lehre begründende, heilenden Taten am Menschen vollbracht hat. Folglich vermag unser Leben hier auf Erden zu einem Weg werden, der jeweils an die Orte zurückführt, wo wir all das schon einmal erlebt haben, an das wir zu glauben vermochten, um daraus Leben zu schöpfen.
Demnach gleicht der Auferstehungsglaube einer sich himmelwärts drehenden Spirale, die uns immer wieder rotierend empor schraubt von unten aus zerstörter Hoffnung über lebensbejahende Heilung, um dann endgültig im Göttlichen einzumünden. Da das nun letztendlich so unglaublich klingt und es ebenso schon beim Markusevangelisten ankam, wird uns heute aus pastoralen Erwägungen der letzte Satz (Mk 16, 8) vorenthalten, wo es heißt, ‚Da verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemand davon; denn sie fürchteten sich.‘
Vielleicht ist aber genau dies der alles begründende Moment für unseren Auferstehungsglauben.
für Nachfragen und zur Diskussion jan.opiela@web.de
Biblische Texte zu OSTERN im Lesejahr B‘ 2024
Lesung: aus dem Brief das Apostels Paulus an die Römer (6, 3-11)
ZUM GEHORSAM BEFREIT DURCH DAS EVANGELIUM
Ermöglichung eines neuen Lebens durch die Taufe
1 Was sollen wir nun sagen? Sollen wir an der Sünde festhalten, damit die Gnade umso mächtiger werde? 2 Keineswegs! Wie können wir, die wir für die Sünde tot sind, noch in ihr leben? 3 Wisst ihr denn nicht, dass wir, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind?[1] 4 Wir wurden ja mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod, damit auch wir, so wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln. 5 Wenn wir nämlich mit der Gestalt seines Todes verbunden wurden, dann werden wir es auch mit der seiner Auferstehung sein. 6 Wir wissen doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt, damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde, sodass wir nicht mehr Sklaven der Sünde sind. 7 Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. 8 Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden. 9 Wir wissen, dass Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Macht mehr über ihn. 10 Denn durch sein Sterben ist er ein für alle Mal gestorben für die Sünde, sein Leben aber lebt er für Gott. 11 So begreift auch ihr euch als Menschen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus. 12 Daher soll die Sünde nicht mehr in eurem sterblichen Leib herrschen, sodass ihr seinen Begierden gehorcht.
13 Stellt eure Glieder nicht der Sünde zur Verfügung als Waffen der Ungerechtigkeit, sondern stellt euch Gott zur Verfügung als Menschen, die aus Toten zu Lebenden geworden sind, und stellt eure Glieder als Waffen der Gerechtigkeit in den Dienst Gottes! 14 Denn die Sünde wird nicht mehr über euch herrschen; denn ihr steht nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade. 15 Was heißt das nun? Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz stehen, sondern unter der Gnade? Keineswegs! 16 Wisst ihr nicht: Wenn ihr euch als Sklaven zum Gehorsam verpflichtet, dann seid ihr Sklaven dessen, dem ihr gehorchen müsst; ihr seid entweder Sklaven der Sünde, die zum Tod führt, oder des Gehorsams, der zur Gerechtigkeit führt. 17 Gott aber sei Dank; denn ihr wart Sklaven der Sünde, seid jedoch von Herzen der Gestalt der Lehre gehorsam geworden, an die ihr übergeben wurdet. 18 Ihr wurdet aus der Macht der Sünde befreit und seid zu Sklaven der Gerechtigkeit geworden. 19 Wegen eures schwachen Fleisches rede ich nach Menschenweise: Wie ihr eure Glieder in den Dienst der Unreinheit und der Gesetzlosigkeit gestellt habt, sodass ihr gesetzlos wurdet, so stellt jetzt eure Glieder in den Dienst der Gerechtigkeit, sodass ihr heilig werdet! 20 Denn als ihr Sklaven der Sünde wart, da wart ihr der Gerechtigkeit gegenüber frei. 21 Welche Frucht hattet ihr damals? Es waren Dinge, deren ihr euch jetzt schämt; denn sie bringen den Tod. 22 Jetzt aber, da ihr aus der Macht der Sünde befreit und zu Sklaven Gottes geworden seid, habt ihr eine Frucht, die zu eurer Heiligung führt und das ewige Leben bringt. 23 Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.
Evangelium: Markus 16, 1 – 8
Die Frauen am leeren Grab
1 Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um damit zum Grab zu gehen und Jesus zu salben. 2 Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging. 3 Sie sagten zueinander: Wer könnte uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen? 4 Doch als sie hinblickten, sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war; er war sehr groß. 5 Sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der mit einem weißen Gewand bekleidet war; da erschraken sie sehr. 6 Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wohin man ihn gelegt hat. 7 Nun aber geht und sagt seinen Jüngern und dem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat. 8 Da verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemandem etwas davon; denn sie fürchteten sich.