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Copyright / Urheber Robert Boecker

von Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
IV. Sonntag im ADVENT C‘24 Lesung: Paulus aus dem Hebräerbrief 10, 5 – 10 und Evangelium: Lukas 1, 39 – 45, 22.12.2024
Es wird Zeit, schon einmal im heimischen Chaos nach den Kartons mit der ‚Krippe‘ zu fahnden und zu sichten, ob denn auch alles ‚in Ordnung‘ ist. Stall und Krippengestell könnten schon den angestammten Platz einnehmen und die Könige in gewisser Entfernung auf dem Buffetschrank ihre Position mit einem, von Geschenken noch ungehinderten Blick auf den Stern von Bethlehem finden. Der Rest ergibt sich bekanntlich nach traditionellem Muster und das hat alles so seine ‚Ordnung‘, zumindest für uns.
Schauen wir jedoch in die Vorgeschichte des Lukas Evangeliums, so dürfte sich das ganz anders darstellen. Da wird ein überaus ‚junges Ding‘ (Maria) in Begleitung ihres ‚big daddy‘ (Josef) irgendwie schwanger und trifft sich mit ihrer Verwandten Elisabeth, die bis dato mit dem Makel der Kinderlosigkeit alt geworden ist und nun gleichfalls, unter mysteriösen Umständen ‚guter Hoffnung‘ ist. Die Tatsache, dass das ihrem Mann Zacharias, nun auf göttliches Geheiß hin die ‚Stimme verschlagen‘ hat, führte bestimmt schon damals nicht zu einer größeren Akzeptanz im Lebensumfeld und ob das bei uns der Fall wäre, mag dahingestellt bleiben. Es sei denn, diese ‚bunte Truppe‘ würde am ‚Heiligen Abend‘ bei Ihnen im Stockdüsteren vor der Haustür stehen und sich als geladen, zum Festmenü einstellen … dann wüssten wir es!
Alle Akteure stecken je nach ihrer Lebensplanung in einer Sackgasse und wären unter normalen Umständen da so schnell, wenn überhaupt, nicht herausgekommen. Josef, nun gebrandmarkt als der ‚Betrogene‘ war ja schon auf dem Sprung aus der Partnerschaft, was Maria mit Sicherheit auf dem Hintergrund des damals herrschenden Sitten- und Moral-Codex hätte mit dem Leben bezahlen müssen. Und für Elisabeth und Zacharias war es ebenfalls ‚knapp vor Schluss‘ mit der Geburt eines Sohnes quasi noch in die ‚Rentenkasse‘ der damaligen Zeit zu kommen, was ohne Nachkommen ansonsten ihr sicherer Untergang gewesen wäre. Egal ob wir nun zur inneren Abneigung oder frommer Annahme tendieren, besonders mit Blick auf das ‚JA‘ Mariens zur ‚außerehelichen Zeugung‘ ihres Kindes oder die Ansammlung von engelsgleichen Gestalten mit göttlichen Botschaften, zumindest hat es den Menschen geholfen.
Auf diesem epochalen Hintergrund, den uns die biblischen Erzählungen da rund um die Geburt Jesu zeichnen, bleibt dann selbst die eine oder andere Frage, wie das wohl alles biologisch von statten gegangen sein sollte, als zu banal im lichten Schein des Krippengeschehens stecken.
Aus den Zweifeln des eigenen Dunkels, nun durch die Menschwerdung Gottes selbst im Dunkel dieser Welt, wieder den Mut zu bekommen, als ICH hervortreten zu können, das ist es, worauf letztendlich all unser ‚Lichterspektakel‘ im Advent und an Weihnachten im Gegensatz zum vereinnehmenden weltpolitisch Stockdüsteren hinweisen will.
Deshalb machte schon Paulus seinen Leuten im Hebräerbrief klar, dass dieser Menschgewordene kein Interesse an einer Vielzahl von ‚Opfern‘ hat und alles Stellvertretene und Vorgeschobene ablehnt (vgl. Verse 5/6 u. 8/9). Wie Gott selbst in der Geburt Jesu ganz ohne Double als Mensch für uns einstehen will (vgl. Vers 5 „… doch einen Leib hast du mir geschaffen; …), fordert er dies nicht auch weniger von uns, die wir ihm als Christen nachfolgen.
Doch wie viele ‚Messopfer‘ wurden in der Vergangenheit nicht aufgebracht und haben sich fromme Seelen daran für ihre Verstorbenen ‚dumm und dusselig‘ bezahlt, waren selbst aber weit entfernt von dem Wagnis, ein Leben nach dem Tod zu glauben. Desgleichen veranstalten immer noch viele Kleriker um das ‚JA‘ Mariens ein gewaltiges liturgisches Spektakel und predigen Bischöfe sich besonders bei Diakon- und Priesterweihen theologisch um ‚Kopf und Kragen‘, was jedoch alles vergessen scheint, wenn es um das eingestehende ‚JA‘ für eigene Fehlentscheidungen oder Unterlassungen im Amt geht. Folglich müssen wir, besonders auch ‚Kirche‘ Jahr für Jahr immer wieder erneut erinnern, wie der Mensch – nicht zuletzt mit Hilfe von ‚Krippe & Co‘ – aus dem Dunkel wieder ins Lichte gelangen kann.
für Rückmeldungen und zur Diskussion jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum III. Advents-Sonntag im Lesejahr C (2024)
Lesung: aus dem Brief des Apostels Paulus an die Hebräer ( 10, 5 – 10 )
Das Opfer Jesu Christi als endgültige Versöhnung mit Gott
1 Denn das Gesetz, das nur einen Schatten der künftigen Güter, nicht aber die Gestalt der Dinge selbst enthält, kann durch die immer gleichen, jährlich dargebrachten Opfer niemals diejenigen, die zu Gott hintreten, für immer zur Vollendung führen. 2 Denn hätte man nicht aufgehört, Opfer darzubringen, wenn die Opfernden kein Sündenbewusstsein mehr gehabt hätten, da sie ja ein für alle Mal gereinigt worden wären? 3 Aber durch diese Opfer wird alljährlich nur an die Sünden erinnert, 4 denn das Blut von Stieren und Böcken kann unmöglich Sünden wegnehmen. 5 Darum spricht er bei seinem Eintritt in die Welt: Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert, / doch einen Leib hast du mir bereitet; / 6 an Brand- und Sündopfern hast du kein Gefallen. 7 Da sagte ich: Siehe, ich komme – / so steht es über mich in der Schriftrolle -, / um deinen Willen, Gott, zu tun. 8 Zunächst sagt er: Schlacht- und Speiseopfer, Brand- und Sündopfer forderst du nicht, du hast daran kein Gefallen, obgleich sie doch nach dem Gesetz dargebracht werden; 9 dann aber hat er gesagt: Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun. Er hebt das Erste auf, um das Zweite in Kraft zu setzen. 10 Aufgrund dieses Willens sind wir durch die Hingabe des Leibes Jesu Christi geheiligt – ein für alle Mal. 11 Und jeder Priester steht Tag für Tag da, versieht seinen Dienst und bringt viele Male die gleichen Opfer dar, die doch niemals Sünden wegnehmen können. 12 Dieser aber hat nur ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht und sich dann für immer zur Rechten Gottes gesetzt; 13 seitdem wartet er, bis seine Feinde ihm als Schemel unter die Füße gelegt werden. 14 Denn durch ein einziges Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer zur Vollendung geführt. 15 Das bezeugt uns auch der Heilige Geist; nachdem er gesagt hat: 16 Dies ist der Bund, den ich nach diesen Tagen mit ihnen schließen werde – / spricht der Herr: Ich lege meine Gesetze in ihr Herz / und schreibe sie in ihr Denken hinein; 17 und: An ihre Sünden und Übertretungen denke ich nicht mehr. 18 Wo also die Sünden vergeben sind, da gibt es kein Opfer für die Sünden mehr.
Evangelium: Lukas 1, 19 – 45
Die Begegnung zwischen Maria und Elisabet
39 In diesen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. 40 Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet. 41 Und es geschah, als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt 42 und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. 43 Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? 44 Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. 45 Und selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ. 46 Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn / 47 und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. 48 Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. / Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. 49 Denn der Mächtige hat Großes an mir getan / und sein Name ist heilig. 50 Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht / über alle, die ihn fürchten. 51 Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: / Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; 52 er stürzt die Mächtigen vom Thron / und erhöht die Niedrigen. 53 Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben / und lässt die Reichen leer ausgehen. 54 Er nimmt sich seines Knechtes Israel an / und denkt an sein Erbarmen, 55 das er unsern Vätern verheißen hat, / Abraham und seinen Nachkommen auf ewig. 56 Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück.