
Bild zum Vergrößern bitte anklicken.

von Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
II. Fastensonntag C (2025) Lesung: Phil 3, 17 – 4, 1 und Evangelium: Lukas 9, 28b – 36, 16.03.2025
‚Unsere Heimat ist im Himmel‘, das versucht schon der Apostel Paulus eindringlich im Brief an die Philipper klar zu machen mit dem Hinweis, dass dann auch all das Armselige an uns eine verherrlichte Gestalt bekommt (vgl. Verse 20 u. 21). Kaum zu glauben, wo wir doch im Moment, mehr als je zu vor, fest in die erschreckende Realität dieser Welt eingebunden sind. So wird zeittaktisch, berechnend von der Politik versucht, Schwindel erregende Geldbeträge für eine europaweit abgestimmte Aufrüstung mit Hilfe aller nur erdenklichen Winkelzüge über die ‚Schuldenbremse‘ hinweg locker zu machen, während nebenan in der Ukraine um eine 30-tägige Waffenruhe ‚gedealt‘ wird, Israel dem ‚Trümmerhaufen‘ Gaza und den darin noch vegetierenden Menschen den Strom abdreht und weit hinter unserem Aufmerksamkeitshorizont afrikanische War-Lords brandschatzend und mordend umherziehen. Ganz ungeachtet bleibt dabei der Tatsache, dass auf irgendwelchen Südseeinseln den Menschen der Meeresspiegel schon bis zum Hals steht, weil einer nunmehr anderweitig beschäftigten Weltgemeinschaft das Klima außer Kontrolle geraten ist. Da wäre es nun am besten, den Kopf einfach in den Sand zu stecken oder sich in die Höhen aufzuschwingen und das ganze unter sich zurückzulassen.
Ich sitze derweil in der 16. Etage eines der höchsten Wohnhäuser Europas und wir schauen in der Abenddämmerung auf das Kölner Hinterland. Unter uns gehen friedlich nach und nach die Lichter an und roten Bandwürmern gleich fließt der Verkehr geräuschlos stadtauswärts – eine andächtige Stille. Dies, obwohl wir das Leben des ältesten Sohnes der Familie in Erinnerungsfacetten revuepassieren lassen, der an einer sein Leben lang begleitenden Krankheit verstorben, nun von uns an seinem sechzigsten Geburtstag beizusetzen ist. Doch Ort, Zeit und dieser Weitblick scheinen unser Gespräch in ein anderes Licht zu tauchen, so dass wir noch viel länger zwischen Erinnerung und Stille hätten miteinander verweilen können.
Dieses Bleiben wollen in dem, was wie magisch anziehend wirkt, beschreibt Lukas in seinem Evangelium der ‚Verklärung Jesu‘ mit dem Wunsch des Petrus, drei Hütten bauen zu wollen (vgl. Vers 33). Er will diesen außergewöhnlichen Moment festhalten, wo das Bewahrende in der Person des Moses mit dem Aufbrechenden in der großen Prophetengestalt des Elija zusammentrifft und eine, Licht durchflutete Metamorphose in Jesus bewirkt als Verheißung für uns Sterbliche. Ein Vorgriff und erster Durchblick auf eine Vorstellung von Himmel mit dem Hinweis, aus dem signifikant göttlichen in Wolke und Stimme, diesem, seinem Sohn Jesus, als Wegbegleiter durch das bisweilen armeselige und immer fragile, sterbliche Dasein hindurch in die hier skizzierte Herrlichkeit Folge zu leisten.
Der Abschied nach dem Kondolenzbesuch schien mir, gegenüber dem unsicher, tastenden Kommen wie verwandelt, was die herzliche Umarmung der Mutter zum Ausdruck brachte, zugleich mit der unausgesprochenen Gewissheit, dass wir in einem uns verbindenden Auferstehungsglauben den Tag des endgültigen irdischen Abschiedes ihres Sohnes gemeinsam bestehen werden,
Es könnte also sein, dass gerade aufgrund dieser womöglich auch von den Jüngern gemachten Erfahrung, sich irgendwann ihr Schweigen gelöst hat, so dass wir heute von dieser außergewöhnlichen Gottesbegegnung wissen, um sie auch in unserem Leben als heilsam spüren zu dürfen.
für Rückmeldungen und zur Diskussion jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum zweiten Fastensonntag im Lesejahr C (2025)
Lesung: aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper
(3, 17 -4, 1)
Heimat im Himmel
15 Das also wollen wir bedenken, wir Vollkommenen. Und wenn ihr anders über etwas denkt, wird Gott euch auch das offenbaren. 16 Nur müssen wir festhalten, was wir erreicht haben. 17 Ahmt auch ihr mich nach, Brüder und Schwestern, und achtet auf jene, die nach dem Vorbild leben, das ihr an uns habt! 18 Denn viele – von denen ich oft zu euch gesprochen habe, doch jetzt unter Tränen spreche – leben als Feinde des Kreuzes Christi. 19 Ihr Ende ist Verderben, ihr Gott der Bauch und ihre Ehre besteht in ihrer Schande; Irdisches haben sie im Sinn. 20 Denn unsere Heimat ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter,[2] 21 der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich auch alles unterwerfen kann.
Christliche Grundhaltungen
1 Darum, meine geliebten Brüder und Schwestern, nach denen ich mich sehne, meine Freude und mein Ehrenkranz, steht fest im Herrn, Geliebte!
…
Evangelium: Lukas 9, 28b – 36
Die Verklärung Jesu
28 Es geschah aber: Etwa acht Tage nach diesen Worten nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf einen Berg, um zu beten. 29 Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiß. 30 Und siehe, es redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija; 31 sie erschienen in Herrlichkeit und sprachen von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte. 32 Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen. 33 Und es geschah, als diese sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste aber nicht, was er sagte. 34 Während er noch redete, kam eine Wolke und überschattete sie. Sie aber fürchteten sich, als sie in die Wolke hineingerieten. 35 Da erscholl eine Stimme aus der Wolke: Dieser ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. 36 Während die Stimme erscholl, fanden sie Jesus allein. Und sie schwiegen und erzählten in jenen Tagen niemandem von dem, was sie gesehen hatten.