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Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
5. Sonntag im Jahreskreis B‘ 2024 Evangelium: Markus 1, 29 – 39, 04.02.2024
Die Bibel lässt aber auch keinen Lebensbereich aus und wird so ihrem Ruf als ‚Buch der Bücher‘ gerecht, zumal hier im Evangelium selbst der allseits so bekannte, wie mit äußerster Vorsicht zu behandelnde Themenbereich der ‚Schwiegermutter‘, von Jesus angegangen wird.
Denn mitunter wird die Mutter, die ja durch Heirat der Kinder und so mit diesem neuen Familienzuwachs erst zu dem, was dann mit dem Bild einer ‚bösen‘ Schwiegermutter in Verbindung gebracht wird. Zumal mit der neuen Familienkonstellation auch neue, fremde Lebenseinstellungen und Einflüsse einher gehen, die bisweilen zu dem bis dato mittels Erziehung vertretenen völlig konträr sein können. Ein solcher Konflikt bricht sich durch körperliche Erscheinungen wie Fieber oder einer Migräne nicht selten dann Bahn, wenn das Problem, wie hier, im wahrsten Sinne des Wortes ‚vor der Tür steht‘.
Jesus ist der ‚Übeltäter‘, der die Hoffnung, den Existenz verheißenen Schwiegersohn, Petrus, vom erwarteten Karriereweg einer doch recht lukrativen Existenz als Fischer abgebracht hat. Wen wunderts, dass sie den nicht sehen mochte! Petrus hingegen wird es daran gelegen sein, gerade seinen neuen Lebenswandel mitzuteilen, um möglicherweise einen Bruch mit dem bisherigen Lebensmittelpunkt noch vermeiden zu können. Und in der Tat scheint Jesus das zu gelingen, denn aus derjenigen, welche sich über die Zukunfts-Sorge den Kopf zerbricht, wird nun eine konkret Für-Sorgende und scheint die Schwiegermutter wie ausgewechselt. Indem Jesus sie an der Hand fasste und durch seine Nähe und Zutrauen aufrichten konnte, weicht das Fieber, der Vorwand, um sich im Bett verkriechen zu können.
Es mag nun sein, dass hier in der Person Jesu, wie bei der ‚Berufung‘ des Petrus, gleichfalls bei seiner Schwiegermutter der eine entscheidende Moment in der Begegnung mit Jesus ausschlaggebend und damit verändernd gewesen sein mag. Das möchte ich in keiner Weise bezweifeln, doch lehrt die Erfahrung, dass zwischen einem Angerührt-Sein und einer Veränderung immer noch eine prozesshafte Phase angesiedelt ist, welche durchgestanden werden muss.
Das scheint hier durch das Aufrichten der Fall gewesen zu sein, zumal die Schwiegermutter die für sie vormals ‚unheilvolle‘ Konstellation Petrus – Jesu, nun gleichsam im Zeitraffertempo mit ganz anderen Augen zu betrachten und zu bewerten scheint. Folglich entfaltet hier Jesus nicht die Wirkung eines ‚Migränemittels‘, was ja solange nicht weg zudenken ist, wie nicht die eigenen Lebensumstände geändert werden, sondern soll uns langfristig Anstoß zum Umdenken geben. Eine heilende Erfahrung welche alle die schon gemacht haben, die einem Veränderungsprozess eben nicht mit ‚wenn‘ und ‚aber‘ ausgewichen sind.
Alle diejenigen und da sind wir, gleichsam die aus der ‚ganzen Stadt‘ nicht ausgenommen, haben sich vor der ‚Haustür‘ versammelt und wollten nun auch dieses ‚Wenn‘ und ‚Aber‘ (… das geht doch nicht … das gehört sich nicht … das können wir uns doch nicht erlauben … wie sieht das aus … was denken die anderen nur …), eben diesen ‚Aber-Geist‘ den Dämon loswerden (vgl. Verse 33 u. 34). Wie schwer ein solches sich Loslösen, Neu- und Umorientieren fällt und zusätzlich immer wieder durch ein inneres oder von außen herangetragenes ‚Aber‘ gebremst wird, scheint auch Jesus in der massenhaften Konfrontation mit all diesen Vorgängen bewusst zu sein. Deshalb stand er ‚in aller Frühe‘, als es noch dunkel war auf ‚und ging an einen einsamen Ort, um zu beten‘ (Vers 35), womit uns das Evangelium deutlich machen will, dass es ohne eine Standortbestimmung außerhalb all der ‚Wenn‘ und ‚Aber‘ nicht geht und erst recht nicht ohne geistliche Tankstelle.
für Rückmeldungen und zur Diskussion: jan.opiela@web.de
Biblischer Text zum 5. Sonntag im Jahreskreis B‘ 2024
Evangelium: Markus 1, 29 – 39
Die Heilung der Schwiegermutter des Petrus
29 Sie verließen sogleich die Synagoge und gingen zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas. 30 Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen sogleich mit Jesus über sie 31 und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr und sie diente ihnen.
Die ganze Stadt vor der Tür
32 Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. 33 Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt 34 und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu sagen, dass sie wussten, wer er war.
Der Rückzug Jesu, die Suche der Jünger und der Aufbruch
35 In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten. 36 Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, 37 und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich. 38 Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort verkünde; denn dazu bin ich gekommen. 39 Und er zog durch ganz Galiläa, verkündete in ihren Synagogen und trieb die Dämonen aus.