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St. Martin-Darstellungen in der Kunst
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Erzbistum Köln / Newsdesk

Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
32. Sonntag im Jahreskreis A‘2023 Lesung: aus aus dem Buch der Weisheit ( 6, 12 – 16 ) und Evangelium: Matthäus 25, 1 – 13, 12.11.2023
An diesem Wochenende trifft nicht nur wie in allen Jahren der Beginn des Karnevals mit dem ‚11. im 11.‘ auf die kirchliche Sankt Martin Tradition mit den Laternenumzügen, sondern kommt noch das Sonntags-Evangelium mit dem ‚Gleichnis von den zehn Jungfrauen‘ hinzu. Im Rheinland, nach dem Motto ‚Es kütt wie es kütt‘, bekommt man(n)/frau ‚Martin‘ und Karneval mit der universalen Frage ‚Drinks de eine met?‘ zumindest auf einem (Bier)Deckel zusammen.
Im Blick daraufhin wirkt das Evangelium eher wie eine Spaßbremse, was wir aber auch von verfasster Kirche nicht anders erwartet hätten! Denn nach dem Kölschen Grundgesetz ‚Et hätt noch emmer joot jejangen‘ wären die fünf verspätet eintreffenden Brautjungfern zumindest in der Domstadt immer noch in den Festsaal gelangt, weil man(n)/frau eh einen kennt, der wiederum einen kennt und es dann so, irgendwie doch klappt. Knall hart wurde ihnen hier die Tür vor der Nase zugeschlagen und obendrein von innen noch recht verlogen zugerufen ‚Ich kenne euch nicht‘ (Vers 12)!
Haben wir da nicht gerade noch das Martinsspiel im Schein ungezählter Laternen vor Augen und den vieltönigen Kindergesang im Ohr, wo es heißt „Stankt Martin … gibt den halben still, / der Bettler rasch ihm danken will. / Sankt Martin ritt in Eil / hinweg mit seinem Mantelteil.“? Von klein auf ist uns doch beigebracht worden, immer brav zu teilen, auch wenn das im konkreten Praxistest beim anschließenden Weckmann-Verteilen am großen Martinsfeuer nicht immer funktionieren sollte.
Doch wenn aus dem Spiel nun Lebensernst wird, kann es da gegebenenfalls sein, dass es Unteilbares gibt und Entscheidungsmomente in meinem Leben, die sich nicht beliebig variieren lassen, mit der Folge … zu spät!
Dass das so ist, leuchtet sofort ein, wenn in unserer Geschichte die Gleichsetzung erfolgt, mit dem Hochzeitssaal als Himmelreich, dem Bräutigam als dem auferstandenen Christus und sich die zehn Jungfrauen aufteilen in fünf vorsorgende Menschen und die Sorglosen, welche ihr Glaubens- und Hoffnungslämpchen nicht mit genügend Öl gefüllt haben, dem Stoff, aus dem Glaube und Hoffnung gespeist wird. Mit dem plötzlichen, mitten in der Nacht erschallenden Ruf ‚Der Bräutigam, kommt!‘ (Vers 6), ist natürlich der im Leben für viele als der „plötzlich und unerwartete“ Moment gemeint, aus dem Leben gehen zu müssen.
Um darauf vorbereitet zu sein, bedarf es des Stoffes, der eben nicht käuflich oder ausleihbar ist, da es sich um Erfahrung handelt, das Suchen und Sammeln im Glauben, was eben Zeit braucht, damit ich im Glauben erwachsen werden kann. Genau dieses Bilden einer eigenen Identität im Glauben lässt sich nicht ausleihen oder als Ganzes von irgendeinem anderen Menschen übernehmen.
Damit mein Glaube stabil bleibt und nicht bei den ersten scharfen Lebenskurven aus der Bahn kippt, muss ich mich selber auf den Weg machen, wobei es da nicht reicht, einem Navi gleich nach der kürzesten Strecke zu fragen, um am Ziel ‚glauben können‘ anzukommen. Der Faktor Zeit ist gefragt, um mir mit allen Umwegen, Sackgassen, Engpässen und Holperstrecken das ‚Himmelreich‘ zu erschließen. Folglich soll uns in dem Ausruf ‚Ich kenne euch nicht‘ (Vers 12) genau diese verfahrene Situation deutlich werden, dass ich mir im Vorfeld nicht genügend Zeit genommen habe, um IHN kennen zu lernen. Tatsächlich kann es dann zu spät sein, womit das Evangelium nun nicht seinen Verkündigungsauftrag als ‚gute Botschaft‘ aufgibt, sondern uns die Unumstößlichkeit des Faktischen vor Augen führt und uns in einem mit-teilt wie ich zur rechten Zeit gewappnet sein kann. Sei es in diesen Tagen ganz anfanghaft durch die spielerische Mitteilung einer Botschaft, die es gilt zu suchen und zu er-fahren in den Legenden des Heiligen Martin.
für Rückmeldungen und zur Diskussion jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 32. Sonntag im Jahreskreis A‘ 2023
Lesung: aus dem Buch der Weisheit (6, 12 – 16)
Abschließende Mahnung und Vorblick auf den zweiten Buchteil
1 Hört also, ihr Könige, und seid verständig, / lernt, ihr Richter der Enden der Erde![1] 2 Horcht, ihr Herrscher der Massen, / die ihr stolz seid auf Völkerscharen! 3 Der Herr hat euch die Gewalt gegeben, / der Höchste die Herrschaft, / er, der eure Taten prüft und eure Pläne durchforscht. 4 Ihr seid Diener seines Reichs, aber ihr habt nicht richtig Recht gesprochen, / das Gesetz nicht gewahrt / und den Willen Gottes nicht befolgt. 5 Schnell und furchtbar wird er kommen und euch bestrafen; / denn über die Großen ergeht ein strenges Gericht. 6 Der Geringste erfährt Nachsicht und Erbarmen, / doch die Mächtigen werden geprüft mit Macht. 7 Denn der Gebieter über alles scheut niemand / und weicht vor keiner Größe zurück. Er hat Klein und Groß erschaffen / und trägt gleiche Sorge für alle; 8 den Mächtigen aber droht strenge Untersuchung. 9 An euch also, ihr Gewalthaber, richten sich meine Worte, / damit ihr Weisheit lernt und euch nicht verfehlt. 10 Wer das Heilige heilig hält, wird geheiligt, / und wer sich darin unterweisen lässt, findet Rechtfertigung. 11 Verlangt also nach meinen Worten, / sehnt euch danach und ihr werdet Bildung erwerben! 12 Strahlend und unvergänglich ist die Weisheit; / wer sie liebt, erblickt sie schnell, und wer sie sucht, findet sie. 13 Denen, die nach ihr verlangen, / kommt sie zuvor und gibt sich zu erkennen. 14 Wer sie am frühen Morgen sucht, braucht keine Mühe, / er findet sie vor seiner Türe sitzen. 15 Über sie nachzusinnen, ist vollkommene Klugheit; / wer ihretwegen wacht, wird schnell von Sorge frei. 16 Sie geht selbst umher, um die zu suchen, die ihrer würdig sind; / freundlich erscheint sie ihnen auf allen Wegen / und kommt ihnen entgegen bei jedem Gedanken. 17 Ihr wahrhafter Anfang ist Verlangen nach Bildung; / Bemühen um Bildung aber ist Liebe. 18 Liebe aber ist Halten ihrer Gesetze, / Beachten der Gesetze sichert Unvergänglichkeit, / 19 Unvergänglichkeit aber bringt in Gottes Nähe. 20 So führt das Verlangen nach Weisheit zur Herrschaft hinauf. 21 Ihr Gewalthaber der Völker, wenn ihr Gefallen an Thronen und Zeptern habt, / dann ehrt die Weisheit, damit ihr ewig herrscht![2]
Evangelium: Matthäus 25, 1 – 13
Das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen
1 Dann wird es mit dem Himmelreich sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen. 2 Fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug. 3 Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl, 4 die klugen aber nahmen mit ihren Lampen noch Öl in Krügen mit. 5 Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein. 6 Mitten in der Nacht aber erscholl der Ruf: Siehe, der Bräutigam! Geht ihm entgegen! 7 Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht. 8 Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus! 9 Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es nicht für uns und für euch; geht lieber zu den Händlern und kauft es euch! 10 Während sie noch unterwegs waren, um es zu kaufen, kam der Bräutigam. Die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal und die Tür wurde zugeschlossen. 11 Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf! 12 Er aber antwortete ihnen und sprach: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. 13 Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.