Mosaik in der Brotvermehrungskirche Tabgha
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Copyright / Urheber Erzbistum Köln (c)Anna Maria Niem
Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
17. Sonntag im Jahreskreis B’2024
Lesung: Eph 4, 1 – 6 und Evangelium:
Johannes 6, 1 – 15, 28.07.2024
Die 33. Olympischen Sommerspiele (der Neuzeit) in Paris zogen einen dann doch in ihren Bann und mit einem Mausklick befand ich mich im Schiffscorso auf der Seine inmitten der Eröffnungsfeierlichkeiten. Eine unwahrscheinlich ausgelassene Stimmung in der französischen Metropole, die mit dem einsetzenden Dauerregen erst so richtig in Fahrt zu kommen schien. Doch bei dem Themenbereich ‚FESTIVAL‘ habe ich dann abgeschaltet, weil mir alles zu schrill, abgedreht und aufgesetzt vorkam und der Jubel selbst bei Nationalteams, die mit Blick auf ihre Herkunftsländer nichts zu lachen haben, überhaupt kein Ende nehmen wollte. Da schipperten tief verfeindete Nationen – sicher auf getrennten Flussschiffen – hintereinander weg, waren Teams vertreten, wo unliebsame Ethnien zu Hause ausgehungert werden oder Despoten ihren Landleuten das Notwendigste zum Leben entziehen; alle zusammen in überbordender Ausgelassenheit, da abgelöst von ihrem real existierenden Lebenshintergrund.
Genau so wird es auch wohl vielen gehen, die das heutige Sonntagsevangelium gewahr werden und die wundersame Speisung der fünftausend Familiengruppen in den Bereich von frommer Legende abtun und damit wieder einen Grund haben, ‚Kirche‘ endgültig für sich abzuhaken. Zumal Traditionalisten – welche auf der ‚dunklen Folie‘ der römischen Synodalität im Kontrast dazu wieder Aufwind wittern – neue geistliche Bewegungen und Evangelikale nur gen Himmel blicken, mithin um ihren festen Glauben ringen, damit ‚Die wunderbare Speisung einer Volksmasse am See von Tiberias‘ (Zwischenüberschrift zum Evangelium in der Bibel) nun auch in unseren Breitengraden Realität wird. Um Kirche nicht völlig in Unglaubwürdigkeit untergehen zu lassen und damit sie als reale Größe überhaupt noch ernst genommen wird, ist die ‚Historisch–kritische Methode‘ der Bibelauslegung als verbindlich festgelegt, wonach der Schrifttext in seinem historischen Zusammenhang zu lesen und zu verstehen ist, damit der so herauskristallisierte Inhalt dann einer heutigen Interpretation zugeführt werden kann.
Diese Gefahr einer Falschinterpretation seines göttlichen Auftrages durch seine Zeitgenossen hatte wohl auch schon Jesus vor Augen und stieg gleichsam aus dem Bild dieses wundersamen Ereignisses aus, indem er sich ganz alleine auf den Berg zurückzog. Damit die Menschen Jesus nun nicht als ihren idealtypischen und folglich königlichen ‚Brotspender‘ küren (vgl. Vers 15), benutzt Johannes in seinem Evangelium für das außergewöhnliche Handeln Jesu den Begriff ‚Zeichen‘. Also ein augenfälliger Hinweis auf das, was Jesus durch seine Lehre bewirken will, dass wir selber durch unser von Nächstenliebe und genseitiger Annahme geprägtes Verhalten, Berge versetzen und Wunder gleich tätig werden können.
Genau das geschieht ja dann auch im Bericht des Evangelisten, wenn wir ihn auf seinem historischen Hintergrund lesen. Die Menschen sind in Wallfahrtsstimmung, alle mit dem gleichen Ziel auf dem Weg zum Pascha-Fest in Jerusalem und lassen sich auf einen frommen Belehrungs-Stopp beim gemeinsamen Mahlhalten auf einem Wiesenplatz ein (vgl. Verse 4 u. 10). Was liegt da näher, als bei diesem gemeinsamen ‚Event‘ nun auszupacken und zu teilen, was jede Familiengruppe noch so an Proviant kurz vor der Himmel gleichen Stadt dabeihatte?
Jetzt erst, nach diesem notwendigen Umweg, können wir wieder in die Ereignisse unserer Zeit eintauchen und noch einmal auf die sportlich Aktiven schauen, die mit Sicherheit nach dem Höhepunkt des vom französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron zelebrierten nationalen Hochamtes unter dem in mystisches Licht getauchten Eiffelturms, völlig erfüllt in das gemeinsame olympische Dorf zurückgehrt sein dürften.
Wenn sie nun fortan von dem ‚Wunder in Paris‘ sprechen würden, was sich in einer friedlichen, Völker übergreifender Atmosphäre und gemeinsamen Mahlhalten greifbare wurde, dann knüpft das unmittelbar an unser Evangelium an.
Für Fragen und Diskussion: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 17. Sonntag im Jahreskreis B‘ 2024
Lesung: aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Epheser (4, 1-6)
MAHNUNGEN ZUR CHRISTLICHEN LEBENSGESTALTUNG
Aufruf zur Einheit
1 Ich, der Gefangene im Herrn, ermahne euch, ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging. 2 Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe 3 und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch das Band des Friedens! 4 Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung in eurer Berufung: 5 ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, 6 ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist.
Evangelium: Johannes 6, 1 – 15
Das Pascha in Galiläa.
Brotvermehrung und Seewandel
1 Danach ging Jesus an das andere Ufer des Sees von Galiläa, der auch See von Tiberias heißt. 2 Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. 3 Jesus stieg auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern nieder. 4 Das Pascha, das Fest der Juden, war nahe. 5 Als Jesus aufblickte und sah, dass so viele Menschen zu ihm kamen, fragte er Philippus: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben? 6 Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er selbst wusste, was er tun wollte. 7 Philippus antwortete ihm: Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll. 8 Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm: 9 Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele? 10 Jesus sagte: Lasst die Leute sich setzen! Es gab dort nämlich viel Gras. Da setzten sie sich; es waren etwa fünftausend Männer. 11 Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus, so viel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen. 12 Als die Menge satt geworden war, sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Brocken, damit nichts verdirbt! 13 Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit den Brocken, die von den fünf Gerstenbroten nach dem Essen übrig waren. 14 Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll.[1] 15 Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein. …