Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
26. Sonntag im Jahreskreis B’2024 Lesungen: Buch Numeri 11, 25-29 und Evangelium: Markus 9, 38-43.45.47-48, 29.09.2024
Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah … genauso lang wie der Name einer literarischen Figur des Autors, Karl May, aus dem Orientzyklus ist der gedankliche Weg von einer im Sinne von ‚tausend und einer Nacht‘ Märchen verklärten Umwelt Jeus bis zu der brutalen Realität, die wohl dosiert über die Medien aus Nahost zu uns dringt. Ganz besonders dann, wenn Messerattacken wie in Mannheim oder Solingen in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen sind. In dieser Gemengelage fühlen sich Thesen von AfD und BSW zur Migrationsfrage mit einem Mal ganz griffig an und bisweilen wird sich der eine oder die andere auch schon mal bei dem Gedanken ertappt haben „… da müsste man mal …“!
Damit knüpfen wir genau da an, wo der Text des Evangeliums für uns so befremdlich wird: ‚… mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen …‘ (Vers 42) ‚wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab …‘ (Vers 43), gleiches geschieht mit dem Fuß (vgl. Vers 45) oder mit dem Auge, wenn es, … zum Bösen verführt …‘ und rausgerissen wird (vgl. Vers 47).
Ja, wo sind wir denn jetzt angekommen?! … genau in dem Lebens- und Denkumfeld, wo dieser Jesus seine, dann in der Tat, ‚göttliche‘ Botschaft der Nächsten- und Feindesliebe hineingesetzt hat und keinen größeren Gegensatz im zwischenmenschlichen Miteinander hätte aufzeigen können. Folglich begrüßt er es auch, wenn das Original dieser Jesus-Gruppe Nachahmer findet: ‚Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns‘ (Verse 39 u. 40).
Bis ‚Kirche‘ das verstanden hat und endgültig auf ihre Monopolstellung verzichtete, sind sage und schreibe 1964 Jahre vergangen, um dann in den Texten des II. Vatikanischen Konzils formulieren zu können: Viele nämlich halten die Schrift als Glaubens- und Lebensnorm in Ehren, zeigen einen aufrichtigen religiösen Eifer, glauben in Liebe an Gott, den allmächtigen Vater, und an Christus, den Sohn Gottes und Erlöser, empfangen das Zeichen der Taufe, wodurch sie mit Christus verbunden werden; ja sie anerkennen und empfangen auch andere Sakramente in ihren eigenen Kirchen oder kirchlichen Gemeinschaften. (aus: Dogmatische Konstitution Lumen Gentium über die Kirche, 15)
Verführen nun die, welche bereits mit der göttlichen Botschaft in Berührung gekommen sind, die im Glauben noch kleinen (vgl. Vers 42), wie die Sinnsuchenden oder nach Lebensdeutung fragenden, indem sie ihnen einen Glauben als unverrückbare Einsicht aufs Auge drücken, Gott als Umklammerung, einer Fußfessel gleich, nahebringen oder Religiöses als strikt zu befolgende Handlungsanweisung lehren, verfallen sie wiederum in ihre alten Lebens- und Denkmuster und richten sich selber! Dies ist bereits aufgrund der Missbrauchsthematik hinlänglich mit ‚Kirche‘ geschehen, wobei die Austrittsstatistiken im Moment einem eng getakteten Hinrichtungsprotokoll gleichkommen.
So sitzen sie nun da, vergleichbar einem heiligen Rest, die Oberhirten unserer ‚Kirche‘, dicht gedrängt, rund um den Altar eines der ältesten romanischen Kirchenbauwerke in Fulda, dem traditionellen Ort der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz und müssen auch beim Thema ‚Krieg und Frieden‘ feststellen, dass weder die Christen untereinander im Ukraine-Russland-Krieg, noch die drei Monotheistischen Religionen im blutigen Nahost-Konflikt vermittels ihres einen, gemeinsamen Gottes im Gespräch miteinander sind.
Wieviel Lohn würden wir wohl demjenigen geben, der diese Kirche, vielleicht nicht mit einem Becher Wasser (vgl. Vers 41), aber einer, Geist erfüllten Idee aus dem lähmenden Krisenmodus brächte?
für Rückfragen und Diskussion: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 26. Sonntag im Jahreskreis B‘ 2024
Lesung: aus dem Buch Numeri ( 11, 25 – 29 )
Ablehnung des Manna und die Gabe der Wachteln
…25 Der HERR kam in der Wolke herab und redete mit Mose. Er nahm etwas von dem Geist, der auf ihm ruhte, und legte ihn auf die siebzig Ältesten. Sobald der Geist auf ihnen ruhte, redeten sie prophetisch. Danach aber nicht mehr. 26 Zwei Männer aber waren im Lager geblieben; der eine hieß Eldad, der andere Medad. Auch über sie kam der Geist. Sie gehörten zu den Aufgezeichneten, waren aber nicht zum Offenbarungszelt hinausgegangen. Auch sie redeten prophetisch im Lager. 27 Ein junger Mann lief zu Mose und berichtete ihm: Eldad und Medad sind im Lager zu Propheten geworden. 28 Da ergriff Josua, der Sohn Nuns, der von Jugend an der Diener des Mose gewesen war, das Wort und sagte: Mose, mein Herr, hindere sie daran! 29 Doch Mose sagte zu ihm: Willst du dich für mich ereifern? Wenn nur das ganze Volk des HERRN zu Propheten würde, wenn nur der HERR seinen Geist auf sie alle legte! 30 Dann zog sich Mose mit den Ältesten Israels in das Lager zurück. 31 Darauf erhob sich ein Wind vom HERRN her und trieb Wachteln vom Meer herüber. Er warf sie auf das Lager, etwa einen Tagesmarsch weit in der einen Richtung und einen Tagesmarsch weit in der anderen Richtung rings um das Lager; ungefähr zwei Ellen hoch lagen sie auf dem Erdboden. 32 Da stand das Volk auf und sammelte die Wachteln ein, den ganzen Tag und die ganze Nacht und den ganzen folgenden Tag. Jeder sammelte mindestens zehn Hómer. Sie legten sie rings um das Lager aus.[1] 33 Sie hatten das Fleisch noch zwischen den Zähnen, es war noch nicht gegessen, da entbrannte der Zorn des HERRN gegen das Volk und der HERR schlug das Volk mit einem sehr schweren Schlag. 34 Daher nannte man den Ort Kibrot-Hataawa, denn dort begrub man das gierige Volk. 35 Von Kibrot-Hataawa brach das Volk nach Hazerot auf. Und sie waren in Hazerot.
Evangelium: Markus 9, 38 – 43 . 45 . 47 – 48
Der fremde Wundertäter
38 Da sagte Johannes zu ihm: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt. 39 Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen eine Machttat vollbringt, kann so leicht schlecht von mir reden. 40 Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.
Warnung vor der Verführung zum Bösen
41 Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört – Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen. 42 Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde.[3] 43-44 Wenn dir deine Hand Ärgernis gibt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer.[4] 45-46 Und wenn dir dein Fuß Ärgernis gibt, dann hau ihn ab; es ist besser für dich, lahm in das Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden.[5] 47 Und wenn dir dein Auge Ärgernis gibt, dann reiß es aus; es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden, 48 wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. 49 Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden. 50 Das Salz ist etwas Gutes. Wenn das Salz die Kraft zum Salzen verliert, womit wollt ihr ihm seine Würze wiedergeben? Habt Salz in euch und haltet Frieden untereinander!