Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
Sonntags-Ge-danken zum Evangelium nach Lukas 24, 35-48 am III. Sonntag der Osterzeit, 14.04.2024
Schon sind die Osternester mit den Schokoeiern fast leer geputzt, tun sich die biblischen Texte immer noch schwer, das Geschehene zu ‚verdauen‘. Denn glauben, dass Jesus auferstanden ist, nur weil der ‚Chef‘ Apostel Petrus sich in das leere Grab vorwagte und nichts Wesentliches gefunden hat, ist zu einfach; zu plump hingegen auch das Verlangen des ‚ungläubigen Thomas‘, ausschließlich das zu glauben, was begreifbar ist und ebenfalls sind auch an die Emmaus-Geschichte Fragezeichen zu machen, wo eine ganze Wegstrecke die zwei Jünger Jesus nicht erkannt haben wollten, bis halt zu dem Moment, der Abendmahl gleichen Situation beim Brot brechen.
Wie auf ein Signal hin, scheint sich hier, wie auch im Evangelium, eine Erinnerungsstafette in Bewegung zu setzen, an deren Ende unsere eigene (Erst-)Kommunion-Erfahrung stehen könnte. Ausgelöst durch das Verlangen nach dem Essbaren, wodurch die Real-Präsenz verdeutlicht ist, da ‚Gespenster‘ und Geistwesen bekanntlich nicht essen, lassen sich sofort Begebenheiten erinnern, die allesamt in einen Moment der ‚Wandlung‘ einmünden. Die Einkehr bei dem unliebsamen Zöllner Matthäus, der alle übers Ohr gehauen hatte und nach dieser Begegnung mit IHM völlig verwandelt war; die Speisung der Tausenden wo die Wandlung vom Egoismus zur Communio noch so viel an Essbarem erübrigt hat; auch erfolgte eine Wandlung der an Misstrauen erkrankten Schwiegermutter des Petrus, wenn sie IHN, den Grund ihres Übels, nun selber beim Essen bedient und nicht zuletzt ist eine ganze Gruppe Zöllner nach einem gemeinsamen Essen mit IHM wie ausgetauscht. Das Abendmahl selbst birgt für uns dann die allergrößte Wandlung, denn zum einen geschieht hier Rätselhaftes mit der Umdeutung von Brot und Wein in ‚mein Fleisch‘ und ‚mein Blut‘, was sich nur schwer mit dem Kreuzestod erklären lässt, wo sich aber zum anderen eine ungeheuerliche Wandlung vollzieht, indem sich Gott hier in Jesus dem Menschen selber opfert und nicht wie zuvor, Abraham an seinem Sohn Isaak ein bis dato vermeintlich gottgewolltes Menschenopfer hätte vollziehen müssen.
Doch all diese Wandlungen scheinen als zentrales Geschehen nicht angekommen zu sein, was schon damals bei den Jüngern der Fall gewesen sein muss. Entweder waren sie aufgrund übermäßiger Feierlaune im Garten Getsemani eingeschlafen, trotz eines strikten Gewaltverbotes bei der Festnahme
Jesu in seine Verteidigung verwickelt oder sind schlichtweg getürmt und hatten so den dramatischen Auftakt zu einer nie da gewesenen Wandlung in die österliche Auferstehung völlig hinter sich gelassen. Bis heute bleibt deshalb in unseren Kirchen der letzte tiefgreifende Eindruck eines sterbenden Korpus am Kreuz bestimmend, so dass völlig entsetzt Mitchristen aus dem evangelikalen Spektrum fragen, ob wir denn nicht an die Auferstehung glaubten? Denn ansonsten müsste das Kreuz doch leer sein, gegebenenfalls mit dem Hinweis versehen
‚… aufer-standen in Brot und Wein‘!
Einmal abgesehen von den mehr oder weniger geglückten Versuchen, Auferstehung mit Fakten absichern zu wollen, stellt sich die grundsätzliche Frage, ob wir heutigen überhaupt handfeste Beweise für die Auferstehung benötigen. Denn als Glaubende haben wir ja schon Vorinforationen und sind damit vorbereitet für die Annahme der Osterbotschaft. Als vom Grunde her auf Hoffnung angelegte Menschen, müssen wir selbst als kritische Zeitgenossen feststellen, dass sich in den Berichten bei den Jüngern die Stimmungslage von Karfreitag bis Ostersonntag grundlegend verändert hat. Zudem hat sich überall da, wo Begegnung mit dem Auferstandenen stattgefunden hat, Gemeinschaft und letztendlich Gemeinde manifestiert, welche stets mit ihrem Tätigwerden die in Handlung umgesetzte Botschaft Jesu widerspiegelt, gegen alle äußeren Widerstände in damaliger Zeit. Letztendlich dürfte motivationsgebend dann doch die Auferstehung sein, aber wiederum nicht so dominant, dass der einzelne nicht eine Freiheit in sich verspürte zwischen ‚annehmen können‘ und ‚ablehnen dürfen‘ wählen zu können. Zusammenfasend heißt das, dass wir selber mit der je eigenen Glaubenssituation, einer mehr oder weniger kritischen Position der Schrift gegenüber und gar durch die Stellung in oder zur Gemeinschaft der Glaubenden, hinreichend mit unserer Person Beweis für das Ostergeschehen sind. Natürlich nicht im Sinne einer naturwissenschaftlich fundierten Erklärung, sondern eher im Sinne eines Hinweises, gleich so wie die Strahlen der Sonne einen kaum zu greifenden Ausgangspunkt vermuten lassen.
Selbst wenn nun alle diese Beweise nicht aussagekräftig genug sein sollten, so ist das Ostergeschehen jedoch würdig genug, wenn eben nicht geglaubt, doch zumindest von uns respektiert zu werden.
für Rückfragen und Diskussion jan.opiela@web.de
Biblische Texte OSTERN 3. Sonntag im Jahreskreis B‘ 2024
Evangelium: Lukas 24, 38 – 48
Die Erscheinung Jesu in Jerusalem
36 Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! 37 Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen. 38 Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen Zweifel aufkommen? 39 Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht. 40 Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße.
41 Als sie es aber vor Freude immer noch nicht glauben konnten und sich verwunderten, sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier? 42 Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; 43 er nahm es und aß es vor ihren Augen. 44 Dann sagte er zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesprochen habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht. 45 Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften. 46 Er sagte zu ihnen: So steht es geschrieben: Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen 47 und in seinem Namen wird man allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden. Angefangen in Jerusalem. 48 Ihr seid Zeugen dafür. 49 Und siehe, ich werde die Verheißung meines Vaters auf euch herabsenden. Ihr aber bleibt in der Stadt, bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet!