
Berg Tabor – Verklärungsbasilika
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Copyright / Urheber Erzbistum Köln (c)Anna Maria Niem

Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
Sonntags-Ge-danken zum 18. Sonntag im Jahreskreis A‘2023
Fest ‚Verklärung des Herrn‘
Lesung: aus dem zweiten Petrus Brief 1, 16 – 19 und Evangelium: Matthäus 13, 1 – 9
‚Die Christen müssten angesichts des Gewaltigen in ihrer Botschaft befreiter aussehen‘, wird immer mal wieder, nicht ohne eine gewisse Polemik, von kritischen Zeitgenossen artikuliert.
Besonders mit Blick auf das Fest ‚Verklärung des Herrn‘, was selbst den sonntags Lesezyklus unterbricht und uns momenthaft die volle Göttlichkeit des Menschen Jesu vor Augen führt, mag der Vorwurf in der Tat berechtigt sein. Doch wie glaubhaft ist die Erzählung, wenn schon Petrus in seinem Brief an die Römer sich selbst als Augenzeuge herausstellen musste, um an der Echtheit dieses Verwandlungsvorganges, einer Mischung aus innerem Ausstrahlen und äußerem Abstrahlen, keine Zweifel aufkommen zu lassen. Wie soll da dann erst ein Brückenschlag in unsere Zeit hinüber gelingen?
Das Rauschen des nahen Flughafens und der rasante Anstieg von Starts und Landungen jetzt an den Wochenenden in der Ferienzeit erinnerte mich da an eine aussagekräftige Parallele. Wenn man als Abholer dicht gedrängt in der Ankunftshalle des Airports stand und sich die Automatiktüren öffneten, dann quoll da ein vielfältiges Strahlen heraus, was sich nicht nur an einer gesunden Bräune festmachen ließ und einer jubelnden Wiedersehensfreude, sondern in der Tat spürbar von ganz innen herkam. Die Fahrt nach Hause war mit viel Erzählen aber auch mit einer Stille, bestehend aus Erschöpfung und Seligkeit ausgefüllt, in die nicht selten der Satz hineinplatzte, ‚am liebsten wären wir dageblieben!‘
Eine Option die auch Petrus in Erwägung zieht und mit drei Hütten gleich all das dingfest machen möchte, was ihn Gott hat begreifen lassen. Mit Mose ist ihm sein Glaubensfundament in den Geboten vom Berge Sinai bewusst geworden, woraus sich mit dem Propheten Elija seine und die Glaubensgeschichte des Volkes Israel entwickelt hat, was ihn letztendlich in dem Menschen-Freund Jesus nun hat Gott erkennen lassen.
Diese Gipfel-Erfahrung möchte Petrus sozusagen in Stein meißeln und mit dem Hüttenbau verorten. Gleichsam ducken sich die drei Freunde in diese von Ehrfurcht und Überwältigung aufgeladene Situation hinein, um vom Realitätsschock erst gar nicht erfasst zu werden.
Doch Gott selbst ist es, der uns in seiner Menschennatur, Jesus, alle Angst nehmen möchte und wie im Monopoly-Spiel mit uns zusammen zunächst über ‚Los‘ geht, wo wir, wie auch Jesus selbst, die Ereigniskarten für unser Leben zu ziehen haben … aber dann!
Und genau da kann es sein, dass dort der Knackpunkt liegt und wir Christen deshalb nicht so befreit aussehen, weil wir das Gewaltige in unserer Botschaft noch gar nicht entdeckt haben. Es könnte auch sein, dass wir Kirche und geglücktes Gemeindeleben mit dem ‚Gewaltigen‘ verwechselt haben, was uns nun regelmäßig als Missbrauch, Synodaler Weg, Großraumpastoral, usw. um die Ohren fliegt und wir nun meinen, vor den Trümmern unseres Glaubens zu stehen. Die Reaktionen darauf sind genauso verschieden und vielfältig wie es die Menschen sind: Austritt, ‚alles Scheiße!‘, innere Emigration, religiös völlig abtauchen, ‚ja, wenn die Bischöfe nicht wären!‘, usw.
Folglich lässt sich das Kauern am Boden der drei Freunde möglicherweise auch als eine frühkindliche Protest- und Verweigerungshaltung deuten, die dann ausgelöst wird, wenn es darum geht, nach Hause zu müssen und so der schöne Spielenachmittag bei Freunden abrupt sein Ende findet.
Unweigerlich hieße das für unsere momentane Situation in Kirche, dass wir endlich im Glauben erwachsen werden müssen. Ein Vorgang den wir jedoch meist verschweigen oder gar in innerer Auseinandersetzung nur mit uns selbst ausmachen, da wir Leid und Tod mit einer strahlenden Göttlichkeit kaum übereinander bekommen und noch weniger ins Gespräch bringen, schon gar nicht in der Kirchengemeinde.
für Rückfragen und Diskussion jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 18. Sonntag im Jahreskreis A‘2023
auf diesen fällt das Fest ‚VERKLÄRUNG DES HERRN‘ und verdrängt die Texte des Sonntags
Lesung: aus dem zweiten Brief des Apostels Petrus (1, 16 – 19)
Das Zeugnis der Propheten und Apostel
12 Darum will ich euch immer daran erinnern, auch wenn ihr es schon wisst und in der Wahrheit gefestigt seid, die jetzt gegenwärtig ist. 13 Ich halte es nämlich für richtig, euch daran zu erinnern, solange ich noch in diesem Zelt lebe, und euch dadurch wachzuhalten; 14 denn ich weiß, dass mein Zelt bald abgebrochen wird, wie mir auch unser Herr Jesus Christus offenbart hat. 15 Ich will aber dafür sorgen, dass ihr euch auch nach meinem Tod jederzeit daran erinnern könnt. 16 Denn wir sind nicht klug ausgedachten Geschichten gefolgt, als wir euch die machtvolle Ankunft unseres Herrn Jesus Christus kundtaten, sondern wir waren Augenzeugen seiner Macht und Größe. 17 Denn er hat von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit empfangen, als eine Stimme von erhabener Herrlichkeit an ihn erging: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe. 18 Diese Stimme, die vom Himmel kam, haben wir gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren. 19 Dadurch ist das Wort der Propheten für uns noch sicherer geworden und ihr tut gut daran, es zu beachten, wie ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen. 20 Bedenkt dabei vor allem dies: Keine Prophetie der Schrift wird durch eigenmächtige Auslegung wirksam; 21 denn niemals wurde eine Prophetie durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben Menschen im Auftrag Gottes geredet.
Evangelium: Matthäus 17, 1 – 9
Die Verklärung Jesu
1 Sechs Tage danach nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes zu sich und führte sie auf einen hohen Berg. 2 Und er wurde vor ihnen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. 3 Und siehe, es erschienen ihnen Mose und Elija und redeten mit Jesus. 4 Und Petrus antwortete und sagte zu Jesus: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. 5 Noch während er redete, siehe, eine leuchtende Wolke überschattete sie und siehe, eine Stimme erscholl aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören. 6 Als die Jünger das hörten, warfen sie sich mit dem Gesicht zu Boden und fürchteten sich sehr. 7 Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf und fürchtet euch nicht! 8 Und als sie aufblickten, sahen sie niemanden außer Jesus allein. 9 Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemandem von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferweckt ist!