
Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln

Copyright Wilfried Römer
I. Fastensonntag C (2025) Lesung: Röm 10, 8 – 13 und Evangelium: Lukas 4, 1 – 13, 09.03.2025
In der Tat begegnete mir der Teufel leibhaftig, glücklicher Weise nur im Kleinformat an der Hand seiner Mutter und hatte mich, fürchterliche Grimassen schneidend, im Visier. Außer im Karneval also, lässt er sich öffentlich noch auf den Plakaten der durchziehenden Kasperlebühne blicken, wobei er sich, vormals als äußerst beliebtes Motiv in der Werbung, aus diesem Betätigungsfeld ganz rausgezogen zu haben scheint.
Den Teufel gibt es also nicht mehr!?
Es sei denn man will der Bibel Glauben schenken, was vielleicht noch ein innerkirchliches Publikum betrifft, das sich dann auch gleich, aufgrund des gesetzten Alters, noch schwach an frühe Skandale um Teufelsaustreibungen und mitunter tödlich verlaufene Exorzismen erinnern kann.
Wenn der Teufel im Spiel ist, verheißt das also demnach nichts Gutes, es sei denn wir könnten die Resilienz aufbringen wie Jesus in der sogenannten ‚Versuchungsgeschichte‘ im Evangelium nach Lukas. Da jedoch fällt sofort der letzte Satz ins Auge, wo es heißt, ‚Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel für eine gewisse Zeit von ihm ab‘ (Vers 13). Das will erinnern an den Abwehrkampf mit einer so richtig fetten Fliege, die einen solange nervt, bis man meint, sie auf der Vase tödlich getroffen zu haben, jedoch nun vor dem Scherbenhaufen derselbigen steht.
Die Fliege jedenfalls war das nicht!
Der Teufel, im Griechischen diabolos, wirkt ‚entzweiend‘ oder ‚wirft durcheinander‘ und wenn Er/Sie es nicht selbst bewirkt, dann tun es womöglich Alle im teuflischen Umfeld. Jetzt sind wir mit Blick auf die sich im Moment überschlagenden weltpolitischen Ereignisse hell wach und könnten die ‚Teufelsmaske‘ ganz bestimmten Selbstdarstellern, machtgeilen Despoten oder waffenstrotzenden Regenten ohne Zögern aufsetzen. Wir selbst hingegen wären dabei ‚schön‘ raus, wobei wir uns dann auch fragen lassen müssten, warum wir uns Sonntag für Sonntag – manche sogar regelmäßig – die netten Geschichten von Jesus ‚reinziehen‘?
Die Methode des Teuflischen ist jedoch weitaus perfider als uns die glatte ‚Oberfläche‘ der Erzählung aufzuzeigen scheint. Zunächst ‚versucht‘ hier der Teufel Jesus, damit dieser seine Rolle als Mensch verlässt und sich doch seiner göttlichen Durchschlagskraft bedient, um aus dem Stein Brot werden zu lassen (vgl. Vers 3) oder den garantiert tödlichen Zinnen-Sturz engelweich abfedern zu lassen (vgl. Vers 9-11). Jesus aber fällt nicht aus der Rolle, womit hier schon die Situation des Karfreitags vorweggenommen wird, in der er den Kreuzestod bis zum letzten Atemzug durchsteht. Dieses Durchhalten nun als Maßstab nehmen zu wollen für den anscheinend todkranken Papst und so davon auszugehen, dass dieser nicht zurücktreten darf, weil ja „Jesus auch nicht vom Kreuz gestiegen ist“,* halte ich für äußerst vermessen und unmenschlich, selbst wenn der Papst der Stellvertreter Gottes auf Erden sein sollte!
Nicht weniger dreist geht der Teufel vor, wenn er Jesus auf die, dem Menschen an sich nicht fernen Allmachtgedanken anspricht und den Kniefall vor ihm, dem Diabolos, einfordert zur Erlangung von Macht (vgl. Vers 6-8). Doch lässt Jesus sich hier nicht von seinem göttlichen Ursprung entzweien und bleibt in der Tradition der Väter Israels, dem einzigen Gott Jahwe treu.
Genau an diesem Punkt gilt die Frage nun uns, ob wir in dieser diabolisch aufgeladenen weltpolitischen Situation unserem christlichen Grundauftrag einer nicht nachlassenden Liebe treu bleiben oder uns durcheinander wirbeln lassen und dem Schlag auf die äußerst lästige Fliege gleich, ein ‚Schwerter zu Flugscharen‘ und ‚Frieden schaffen ohne Waffen‘ in abertausend Scherben auf nimmer Wiedersehen zersplittern lassen?
*Der deutsche Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller hat sich kategorisch gegen einen Rücktritt von Papst Franziskus wegen Krankheit ausgesprochen. Der Tageszeitung „Il Messaggero“ (Sonntag) sagte Müller, ein Rücktritt sei für einen Papst keine Option. „Vom Kreuz steigt man nicht herab“, so Müller, der von 2012 bis 2017 Glaubenspräfekt im Vatikan war. (veröffentlicht am 23.02.2025 um 11:06 Uhr, katholisch.de)
Für Rückfragen und Diskussion: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum Ersten Fastensonntag im Lesejahr C (2025)
Lesung: aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer (10, 8-13)
Heilende Nähe Christi im Evangelium für alle, die glauben
5 Denn Mose schreibt über die Gerechtigkeit aus dem Gesetz: Der Mensch, der dieses tut, wird darin leben. 6 Die Gerechtigkeit aus dem Glauben aber spricht: Sag nicht in deinem Herzen: Wer wird in den Himmel hinaufsteigen? Das heißt: Christus herabzuholen. 7 Oder: Wer wird in den Abgrund hinabsteigen? Das heißt: Christus von den Toten heraufzuführen. 8 Sondern was sagt sie? Nahe ist dir das Wort in deinem Mund und in deinem Herzen. Das heißt: das Wort des Glaubens, das wir verkünden; 9 denn wenn du mit deinem Mund bekennst: Herr ist Jesus – und in deinem Herzen glaubst: Gott hat ihn von den Toten auferweckt, so wirst du gerettet werden. 10 Denn mit dem Herzen glaubt man und das führt zur Gerechtigkeit, mit dem Mund bekennt man und das führt zur Rettung. 11 Denn die Schrift sagt: Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen. 12 Denn darin gibt es keinen Unterschied zwischen Juden und Griechen. Denn alle haben denselben Herrn; aus seinem Reichtum beschenkt er alle, die ihn anrufen. 13 Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.
Evangelium: Lukas 4, 1 – 13
Die Versuchung Jesu
1 Erfüllt vom Heiligen Geist, kehrte Jesus vom Jordan zurück. Er wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt, 2 vierzig Tage lang, und er wurde vom Teufel versucht. In jenen Tagen aß er nichts; als sie aber vorüber waren, hungerte ihn. 3 Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden. 4 Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. 5 Da führte ihn der Teufel hinauf und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises. 6 Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. 7 Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören. 8 Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. 9 Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab; 10 denn es steht geschrieben: Seinen Engeln befiehlt er deinetwegen, dich zu behüten; 11 und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, / damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. 12 Da antwortete ihm Jesus: Es ist gesagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. 13 Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel bis zur bestimmten Zeit von ihm ab.