Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
6. Sonntag im Jahreskreis B‘ 2024 Lesung: Levitikus 13, 1-2. 43ac. 44ab. 45-46 und Evangelium: Markus 1, 40 – 45, 11.02.2024
Suffe, bütze, knubbele und sich durch die Küchen- und Garagen-Buffets futtern, alles was ungesund ist und dazu der permanente Schlafmangel, diese heillose Mischung ist Karneval in R(h)einkultur.
Davon heben sich die heutigen Schrifttexte von Lesung und Evangelium mit dem Einblick in die Volksgesundheit zur Zeit Jesu völlig ab und lassen gleichsam wie aus vergangenen Jahren noch einmal die Herren Wieler (vormals Chef des Robert- Koch-Institutes) und Lauterbach (Bundesgesundheitsminister) erscheinen, die uns damals Abend für Abend den dramatischen Verlauf von Corona darlegten. Wie ein Menetekel meint man sie mahnend vor Augen zu haben mit Blick auf die Massen, die genau wie damals, ausgelassen Karneval feiern!
Obwohl wir heute, selbst in Kirche (!), schon viel weiter sind und z.B. Aids und andere Zivilisationskrankheiten nicht mehr unter der Überschrift von ‚Moral‘ und ‚Unmoral‘ abarbeiten, waren die Maßnahmen seitens der staatlichen Behörden zur Eindämmung der Pandemie doch nicht viel anders, als hier in der Bibel beschrieben. Absondern, wegsperren, Abstand halten und Exkursionen zu belasteten Menschen nur in Astronauten gleicher Schutzkleidung und nicht zuletzt der Obrigkeit im Gesundheitsamt nach absolvierter Quarantäne auch noch das eigene wieder ‚Rein-Sein‘ nachweisen müssen. Selbst wenn wir hier erschreckende Parallelen feststellen, führt das nicht weiter, um den Text theologisch, als ‚Rede von und über Gott‘ zu erschließen.
Da wäre das von Jesus hier im Evangelium gezeigte ‚Mitleid‘ (Vers 41) schon eher in der Lage und hat ja in der Vergangenheit auch unzählige kirchliche Aktivitäten ins Leben gerufen, von Lepra-Decken-Strick-Kreis bis Brunnenbohr-Aktionen in Afrika für sauberes, gesundes Wasser. All das ist heute jedoch institutionell verankert und wird professionell, gar in Zusammenarbeit mit staatlicher Entwicklungshilfe von unzähligen Non-Profit-Akteuren gestemmt. Doch was geblieben ist, ist ein Über- und Unterordnungsverhältnis, Autoritäten, welche bestimmen und entscheiden, wer, wie, wann und besonders warum zugelassen ist oder eben nicht. Die Kriterien, wenn überhaupt einsichtig, sind dann erst recht nebulös, wenn sie mit religiösen Elementen angereichert sind. Und das scheint unsere (katholische) Religionsgemeinschaft jetzt gerade erst zu reflektieren in Bezug auf alle unter der Regenbogenfahne vereinten und den mit der Institution Kirche que(e)r liegenden Menschen.
Schon vom ersten öffentlichen Wirken Jesu an, hätte uns deutlich werden müssen, dass wir es sind, die mit ausgestreckter Hand ein berührendes Miteinander mit den Menschen herzustellen haben, welche von unseren Gesellschaften als ‚Aussätzige‘ abgestempelt sind. Das zu ändern versucht auch Jesus zunächst unter dem alles kontrollierenden Radar damaliger staatlich, religiöser Obrigkeit und lässt sein heilendes Mitleid ‚behördlicherseits‘ absegnen, weil bei ihm der einzelne Mensch im Vordergrund steht und nicht die Gesundung eines krankmachenden Systems.
Nur so lässt sich das Erzählverbot über den Heilungsvorgang erklären, was von vornherein zum Scheitern verurteilt war, zumal es der Intensität dieser Heilung und der dadurch erlangten, bis dato verschlossenen Lebensfreude beim Taubstummen nicht standhalten konnte. Durch die nun hervorbrechende Menge der aussätzigen Randexistenzen überwältigt, bricht sich nun auch in Jesus ein aus dem Mitleid entstehender ‚Zorn‘ (=andere Übersetzungsvariante) Bahn und scheut er von jetzt ab auch nicht mehr die öffentliche Konfrontation mit den Autoritäten. Ein Vergleich mit unserer jetzigen kirchlichen Situation ist nicht gewollt, lässt sich aber in keiner Weise verhindern und scheint mir dem Charakter der ‚guten Botschaft‘ des Evangeliums auch gerecht zu werden. Doch am Ende dieses alternativen göttlichen ‚Marsches durch die Institutionen‘ steht das Kreuz Jesu, was hoffentlich die, auch durch Kirche ‚Ausgestoßenen‘, irgendwann nicht mehr (er)tragen müssen.
für Rückmeldungen und zur Diskussion jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 6. Sonntag im Jahreskreis B‘ 2024
Lesung: aus dem Buch Levitikus (13, 1-2. 43ac. 44ab. 45-46)
Verunstaltende Anzeichen an Oberflächen
1 Der HERR sprach zu Mose und Aaron: 2 Wenn sich auf der Haut eines Menschen eine Schwellung, ein Ausschlag oder ein heller Fleck bildet und auf der Haut zu einem Anzeichen von Aussatz wird, soll man ihn zum Priester Aaron oder zu einem seiner Söhne, den Priestern, führen. 3 Der Priester soll das Anzeichen auf der Haut untersuchen. Wenn das Haar an der kranken Stelle weiß wurde und die Stelle tiefer als die übrige Haut liegt, ist es Aussatz. Nachdem der Priester das Anzeichen untersucht hat, soll er den Erkrankten für unrein erklären. 4 Wenn aber auf der Haut ein weißer Fleck besteht, der nicht merklich tiefer als die übrige Haut liegt, und das Haar nicht weiß geworden ist, soll der Priester den Befallenen für sieben Tage absondern. 5 Am siebten Tag untersuche er ihn wieder. Wenn er mit seinen eigenen Augen feststellt, dass das Anzeichen gleich geblieben ist und sich auf der Haut nicht ausgebreitet hat, soll er ihn noch einmal für sieben Tage absondern 6 und ihn am siebten Tag abermals untersuchen.
…
37 Scheint aber dem Priester die Flechte gleichzubleiben und wächst an ihr schwarzes Haar, so heilt sie ab; er ist rein und der Priester soll ihn für rein erklären. 38 Zeigen sich bei einem Mann oder bei einer Frau Flecken, weiße Flecken auf der Haut, 39 so soll der Priester sie untersuchen. Stellt er fest, dass diese Flecken auf der Haut abklingen, so handelt es sich um Weißflecken, die auf der Haut ausgebrochen sind; der Kranke ist rein. 40 Verliert ein Mann auf seinem Kopf die Haare, so ist es eine Hinterkopfglatze; er ist rein. 41 Geschieht es an der Schädelvorderseite, so ist es eine Stirnglatze; er ist rein. 42 Entsteht aber auf der Glatze des Hinterkopfes oder über der Stirn ein hellroter Fleck, so ist es Aussatz, der auf dem Kopf oder auf der Stirn dieses Menschen ausbricht. 43 Der Priester soll ihn untersuchen. Stellt er auf der Hinterkopf- oder auf der Stirnglatze eine hellrote Aussatzschwellung fest, die wie Hautaussatz aussieht, 44 so ist der Mensch aussätzig; er ist unrein. Der Priester muss ihn für unrein erklären; sein Kopf weist das Anzeichen auf. 45 Der Aussätzige mit dem Anzeichen soll eingerissene Kleider tragen und das Kopfhaar ungekämmt lassen; er soll den Bart verhüllen und ausrufen: Unrein! Unrein! 46 Solange das Anzeichen an ihm besteht, bleibt er unrein; er ist unrein. Er soll abgesondert wohnen, außerhalb des Lagers soll er sich aufhalten.
Evangelium: Markus 1, 40 – 45
Die Heilung eines Aussätzigen
40 Ein Aussätziger kam zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du mich rein machen. 41 Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will – werde rein! 42 Sogleich verschwand der Aussatz und der Mann war rein. 43 Jesus schickte ihn weg, wies ihn streng an 44 und sagte zu ihm: Sieh, dass du niemandem etwas sagst, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring für deine Reinigung dar, was Mose festgesetzt hat – ihnen zum Zeugnis. 45 Der Mann aber ging weg und verkündete bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die Geschichte, sodass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.