

Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
zum 21. Sonntag im Jahreskreis A‘2023 Lesung: aus dem Buch Jesaja 22, 19 -23 und Evangelium: Matthäus 16, 13-20 (21!), 27.08.2023
Ob an diesem Wochenende in seiner sonntäglichen Textauslegung es in der deutschen Kirchenlandschaft wohl noch jemand wagt, ein traditionelles, Kleriker orientiertes Kirchenbild auf die Gottesdienstbesucher herab zu predigen, obwohl das Evangelium dazu alle nur erdenklichen Steilvorlagen liefert?
Demnach sind Papsttum und Kirche in enger Verbindung ‚felsenfest‘ gefügt, ‚gefeit vor den Mächten der Unterwelt‘ und somit trotz aller Unkenrufe mit einer Bestandsgarantie versehen. Mittels der übertragenen ‚Schlüsselgewalt‘ sitzt der Klerus gleichsam wie in einer Pförtnerloge zum Himmel und hat dank der Binde- / Lös– Gewalt alle Instrumentarien auf sich vereint, um von den vielfältigen, in dieser Kirche besetzten ‚Thrönchen‘ herab, die Richtung anzugeben. Trotz eines Realitätsschocks aufgrund der Austrittszahlen und eines Synodalen Weges, der Lösungsansätze parat hätte, scheint sowohl Rom, als auch so manche Bistumsleitung weltweit noch nicht von einem Kurswechsel überzeugt, zumal ja das Bewusstsein vorherrscht, vom Meister gar selbst, dem ‚Messias, dem Sohn des lebendigen Gottes‘ für das bisher Tradierte legitimiert zu sein.
Doch bei einer Betrachtung der Texte ohne Klerikerbrille hätten schon frühzeitig Zweifel aufkommen müssen, ob denn alles tatsächlich so ‚Gott-gewollt‘ sein kann. So kommt der griechische Begriff ekklesia, der hier für Gemeinde und gemeinhin Kirche verwandt wird nur zweimal vor, zumal Jesu Auftrag zu Lebzeiten immer noch ganz Israel galt und nicht einer abgegrenzten ‚Kirche‘, deren Geschichte sich erst in der nachösterlichen Briefliteratur entwickelte. Auch scheint hier der Begriff kephas (Fels) für den Chefjünger Petrus hier nur vorsichtige Verwendung zu finden, zumal er es ja war, der immer wieder gepatzt hatte und mitunter recht kleinlaut ‚abgesoffen‘ war. Das heißt, die in Bedrängnis geratenen frühen Christengemeinden zur Zeit des Evangelisten Matthäus brauchten von ‚ganz oben‘ legitimierte Durchhalteparolen, von ihrem Meister, Jesus selbst! Damit ergibt sich für uns heute die Frage, was mich noch non diesem Text betrifft und was nun überhaupt noch Originalton Jesu ist, ohne einer geschickt gemachten Propaganda zu erliegen?
In der nach und nach eskalierenden Konfrontation mit den jüdischen Autoritäten und der Verweigerung eines weiteren ‚Zeichens‘ nach der ‚Speisung der 5000‘, kommt es für Jesus nunmehr darauf an, sich seiner Gefolgsleute zu versichern, so dass die Frage: ‚Ihr aber, für wen haltet ihr mich?‘ (Vers 15) zum Dreh- und Angelpunkt wird. Viele meinen heute diese Frage für sich hinreichend beantwortet zu haben, indem sie der Christengemeinde in ganz vielfältiger Art und Weise den Rücken gekehrt haben. Gleichwohl haben sie damit reagiert auf unhaltbare Zustände in der ‚Kirche‘, womöglich jedoch nicht die Frage beantwortet, wer nun dieser Jesus für sie ist!
Denn die Auseinandersetzung damit ergibt erst den festen Boden unter den Füßen, die Glaubensbasis, der die Mächte der Unterwelt nichts anhaben können. Auch erschließe ich mir so das Himmelreich selber und erfahre die Freiheit im Glauben, so dass die Frage nach Eingebunden-Sein und einem sich Lösen gar nicht mehr den alles entscheidenden Ausschlag gibt. ‚Von da an begann Jesus seinen Jüngern zu erklären …‘ (Vers 21) den Leidensweg gehen zu müssen und führte sie in das Geheimnis von Tod und Auferstehung ein. Erst wenn mit der Auseinandersetzung der zentralen Frage Jesu, der Kern unserer Botschaft für mich ganz deutlich geworden ist, kann auch ‚Kirche‘ anders erfahren werden als Ort der Gegenwart Gottes und Ermöglichung des Glaubens.
So wird sie für mich dann Fels in der Brandung dieser Zeit, besitzt für mich in meinem Leben eine Schlüsselposition und ist fesselnd und befreiend in einem, da sie mir den Messias, den Sohn des lebendigen Gottes zeigt.
für Rückmeldungen und zur Diskussion jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 21. Sonntag im Jahreskreis A‘ 2023
Lesung: aus dem Buch Jesaja ( 22, 19 – 23 )
Gerichtswort über Schebna15 So spricht der Herr, der GOTT der Heerscharen: Auf, geh zu diesem Verwalter, zu Schebna, dem Palastvorsteher! 16 Wie kommst du dazu und wer bist du, dass du dir hier ein Grab ausgehauen hast? – Einer, der sich hoch oben sein Grab aushaut, sich im Felsen seine Wohnung ausmeißelt! – 17 Siehe, der HERR schleudert dich in hohem Bogen weg, Mann! – Er wickelt dich fest ein, 18 knäult dich zu einem Knäuel zusammen – wie einen Ball in ein nach allen Seiten hin offenes Land. Dort wirst du sterben und dorthin kommen deine Prunkwagen, du Schande im Haus deines Herrn. 19 Ich werde dich von deinem Posten stoßen und er wird dich aus deiner Stellung reißen.
Einsetzung Eljakims
20 An jenem Tag werde ich meinen Knecht Eljakim, den Sohn Hilkijas, berufen. 21 Ich werde ihn mit deinem Gewand bekleiden und ihm deine Schärpe fest umbinden. Deine Herrschaft gebe ich in seine Hand und er wird zum Vater für die Einwohner Jerusalems und für das Haus Juda. 22 Ich werde ihm den Schlüssel des Hauses David auf die Schulter legen. Er wird öffnen und niemand ist da, der schließt; er wird schließen und niemand ist da, der öffnet. 23 Ich werde ihn als Pflock an einer festen Stelle einschlagen und er wird zum Thron der Ehre für sein Vaterhaus. 24 Dann wird sich an ihn das ganze Gewicht seines Vaterhauses hängen: die Sprösslinge und die Schösslinge, alles Kleingeschirr, von Schalen bis hin zu allen möglichen Krügen. 25 An jenem Tag – Spruch des HERRN der Heerscharen – weicht der Pflock, eingeschlagen an fester Stelle. Er wird herausbrechen, herunterfallen und die Last, die an ihm hängt, wird zerschlagen. Ja, der HERR hat gesprochen.
Evangelium: Matthäus 16, 13 – 20 (21)
Das Christusbekenntnis des Petrus und die Zusage Jesu13 Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Menschen den Menschensohn? 14 Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. 15 Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? 16 Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! 17 Jesus antwortete und sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. 18 Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.[1] 19 Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein. 20 Dann befahl er den Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.
Die erste Ankündigung von Leiden und Auferstehung Jesu
21 Von da an begann Jesus, seinen Jüngern zu erklären: Er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten und Hohepriestern und Schriftgelehrten vieles erleiden, er müsse getötet und am dritten Tag auferweckt werden.