Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
18. Sonntag im Jahreskreis B’2024 Lesung: Exodus 16, 2-4. 12-15 und Evangelium: Johannes 6, 24 – 35, 04.08.2024
Die vielfältigen Bilder und Eindrücke der außergewöhnlichen Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris bedurften noch der persönlichen Einordnung, da erregten sich auch schon öffentlich die Gemüter darüber, dass Dragqueens mit Tänzern auf einer Brücke über der Seine an eine, das letzte Abendmahl Jesu in der Bildsprache von Leonardo Da Vinci erinnernde Szene, performt haben sollen. Selbst der türkische Staatspräsident Erdogan soll in einem nicht bestätigten Telefonat mit dem Papst diese blasphemische Darstellung wegen möglicherweise auslösender Verletzungen bei tief religiösen Menschen – Christen wie Muslime – angesprochen haben.
Wie groß wird erst das Unverständnis zur Zeit Jesu gewesen sein, wo dieser als wundersamer ‚Brotspender‘ gefeiert, dann unvermittelt von sich sagt, „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben“ (Vers 35).
Das brachte nicht nur ein mithin leer ausgehendes Volk gegen ihn auf, sondern rief unter anderem die religiösen Führer auf den Plan, die allesamt meinten, mit der Kreuzigung diesem ‚Gottes lästerlichen Tun‘ ein Ende gesetzt zu haben.
Schon Mose kam im Abschnitt der Lesung aus dem Buch Exodus in Schwierigkeiten, über den angekündigten ‚Manna-Regen‘ seinen Leuten zu vermitteln, dass es hier nicht nur um ein ‚Sattwerden‘ geht, sondern Gott sich durch ‚Machttaten‘ an sein Volk binden will als JHWE, der alle anderen Alltags- und Gebrauchsgötter mit seiner Einzigartigkeit in den Schatten stellt (vgl. Vers 12).
Bereits von Anfang an geht es also um ein ‚Mehr‘, was die feste Bindung an Gott und in der Folge den Glauben nach sich zieht. Denn nur über diese glaubensmäßige Verbundenheit mit Gott erklärt sich das Zentrale in der Eucharistiefeier, die Vergegenwärtigung Gottes in Brot und Wein inmitten seiner Gemeinde. Davon wird mit Sicherheit keiner satt, es sei denn er oder sie würde sich in die Reihe asketisch lebender Heilige einreihen, die das in der Tat geschafft haben sollen (z.B. der Schutzpatron der Schweiz und der KLB, der heilige Nikolaus von Flüe).
In der Folge sind nun alle Abbildungen von Tisch-Szenen, Banketts, Gast-Mähler oder dezidiert, von der Bildsprache her vorprogrammierte ‚Abendmahl‘ gleiche Darstellungen beliebig, austauschbar und in diversen Kontexten verwendbar. Erst in den Augen eines entsprechend disponiert Betrachtenden erhält das Abgebildete seine Füllung. Ob das hier bei Olympia in einem quirlig, skurril und szenisch überfrachteten Eröffnungsspektakel der Fall ist, wage ich doch sehr zu bezweifeln.
So lässt sich dann auch unser Abendmahlbild einordnen, was auf einer Sinti Wallfahrt auf dem Wohnwagenstellplatz entstanden ist, wo sich religiös gleichgesinnte Familien treffen, um unter der Obhut Mariens gemeinsam ihren Glauben in Gebet, Gottesdienst und Kerzenprozession auszuüben. Über diese gemeinsamen religiösen Übungen ist nun nach und nach die Idee zu einem gemeinsamen ‚Mahl halten‘ entstanden. Hier nun präsentieren alle das von ihnen Kreierte auf der großen gemeinsamen Tafel, bevor sie dann zum Gastmahl geladen sind.
Mit einem Foto-Klick ist nun Äußerliches und inhaltliche Füllung gleichermaßen als Abendmahl-Bild festgehalten. Und so erfüllt sich das Jesuswort (s. Vers 35) geistlich wie materiell im Rahmen eines friedlichen Miteinanders. Damit hätte die bis heute für uns nur schwer zu verstehende Theologie des zuletzt von Johannes geschriebenen Evangeliums Jesu, in einer uns immer noch schwer zugänglichen Sprache ganz begreiflich Erdung erfahren. Einer der das ganz intuitiv verspürt haben muss, ist der Knirps ganz vorne, der strahlend seinen Daumen in die Höhe reckt und so sein vollumfängliches ‚Ok‘ zum Ausdruck bringt.
für Rückmeldungen und zur Diskussion jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 18. Sonntag im Jahreskreis B‘ 2024
Lesung: aus dem Buch Exodus (16, 2 – 4 . 12 – 15)
1 Die ganze Gemeinde der Israeliten brach von Elim auf und kam in die Wüste Sin, die zwischen Elim und dem Sinai liegt. Es war der fünfzehnte Tag des zweiten Monats nach ihrem Auszug aus Ägypten. 2 Die ganze Gemeinde der Israeliten murrte in der Wüste gegen Mose und Aaron. 3 Die Israeliten sagten zu ihnen: Wären wir doch im Land Ägypten durch die Hand des HERRN gestorben, als wir an den Fleischtöpfen saßen und Brot genug zu essen hatten. Ihr habt uns nur deshalb in diese Wüste geführt, um alle, die hier versammelt sind, an Hunger sterben zu lassen. 4 Da sprach der HERR zu Mose: Ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen. Das Volk soll hinausgehen, um seinen täglichen Bedarf zu sammeln. Ich will es prüfen, ob es nach meiner Weisung lebt oder nicht. 5 Wenn sie am sechsten Tag feststellen, was sie zusammengebracht haben, wird es doppelt so viel sein, wie sie sonst täglich gesammelt haben. 6 Da sagten Mose und Aaron zu allen Israeliten: Heute Abend sollt ihr erfahren, dass der HERR euch aus dem Land Ägypten geführt hat, 7 und morgen werdet ihr die Herrlichkeit des HERRN schauen; denn er hat euer Murren gegen den HERRN gehört. Aber wer sind schon wir, dass ihr gegen uns murrt? 8 Weiter sagte Mose: Wenn der HERR euch am Abend Fleisch zu essen gibt und euch am Morgen mit Brot sättigt, wenn der HERR also euer Murren hört, mit dem ihr ihn bedrängt, was sind wir dann? Nicht uns galt euer Murren, sondern dem HERRN. 9 Dann sagte Mose zu Aaron: Sag der ganzen Gemeinde der Israeliten: Tretet hin vor den HERRN; denn er hat euer Murren gehört! 10 Während Aaron zur ganzen Gemeinde der Israeliten sprach, wandten sie sich zur Wüste hin. Da erschien plötzlich in der Wolke die Herrlichkeit des HERRN. 11 Der HERR sprach zu Mose: 12 Ich habe das Murren der Israeliten gehört. Sag ihnen: In der Abenddämmerung werdet ihr Fleisch zu essen haben, am Morgen werdet ihr satt werden von Brot und ihr werdet erkennen, dass ich der HERR, euer Gott, bin. 13 Am Abend kamen die Wachteln und bedeckten das Lager. Am Morgen lag eine Schicht von Tau rings um das Lager. 14 Als sich die Tauschicht gehoben hatte, lag auf dem Wüstenboden etwas Feines, Knuspriges, fein wie Reif, auf der Erde. 15 Als das die Israeliten sahen, sagten sie zueinander: Was ist das? Denn sie wussten nicht, was es war. Da sagte Mose zu ihnen: Das ist das Brot, das der HERR euch zu essen gibt.
…
Evangelium: Johannes 6, 24 – 35
Die Rede über das Himmelsbrot in der Synagoge von Kafarnaum
22 Am nächsten Tag stand die Menge am anderen Ufer des Sees; sie hatten gesehen, dass nur ein Boot dort gewesen war und dass Jesus nicht mit seinen Jüngern ins Boot gestiegen war, sondern dass seine Jünger allein abgefahren waren. 23 Von Tiberias her kamen andere Boote in die Nähe des Ortes, wo sie nach dem Dankgebet des Herrn das Brot gegessen hatten. 24 Als die Leute sahen, dass weder Jesus noch seine Jünger dort waren, stiegen sie in die Boote, fuhren nach Kafarnaum und suchten Jesus. 25 Als sie ihn am anderen Ufer des Sees fanden, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hierhergekommen? 26 Jesus antwortete ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. 27 Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird! Denn ihn hat Gott, der Vater, mit seinem Siegel beglaubigt. 28 Da fragten sie ihn: Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen? 29 Jesus antwortete ihnen: Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat. 30 Sie sagten zu ihm: Welches Zeichen tust du denn, damit wir es sehen und dir glauben? Was für ein Werk tust du? 31 Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie es in der Schrift heißt: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen. 32 Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. 33 Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben.[2] 34 Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot! 35 Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.
…