
Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken.

Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
IV. Fastensonntag C (2025) Lesung: 2 Kor 5, 17 – 21 Evangelium: Lukas 15, 1 – 3. 11 – 32, 30.03.2025
Strahlend erzählt der kleine Mann von seiner ‚Erst-Beichte‘, womit deutlich wird, dass die Kommunion-Vorbereitung sich bereits auf der Zielgeraden befindet und die ‚letzte Hürde‘, das Sakrament der Versöhnung bereits genommen hat. Passgenau scheint da das Evangelium vom ‚verlorenen Sohn‘ oder dem ‚guten Vater‘ zu sein, wo sich ja alle sakramentalen Bausteine der ‚Beichte‘ anschaulich finden lassen: ‚Sünde‘, Schuldeingeständnis, Wunsch nach Umkehr, Reue, ein Schuldbekenntnis und die vergebende Annahme. Wobei die ‚Buße‘ dann als ‚Fest der Versöhnung‘ schon aus dem Rahmen fällt und auch der ältere Bruder, der gar nicht so recht mitspielen will, ins Bild passt. Eigene Beichterfahrungen bleiben hingegen nebulös in grauen Vorzeiten, womit vielleicht auch der Inhalt dieses Evangeliums möglicherweise sogar ‚missbräuchlich‘ verwendet wurde.
Denn die Geschichte beschreibt zunächst einen ganz normalen Vorgang in damaliger Zeit, wo der älteste der Brüder als Hof- oder Geschäftserbe gesetzt ist und deshalb der jüngere auch schon zu Lebzeiten des Vaters sich den ihm zustehenden Teil auszahlen lassen kann. Dass er nun mit seinem Erbteil machen kann, was er will und vielleicht nicht unbedingt dem Vater wunschgemäß wirtschaftet, bleibt dahingestellt und demnach auch damit rechnen musste, bei seiner Rückkehr nun als normaler Tagelöhner eingestuft zu werden, wäre selbstverständlich gewesen. Doch die Wende, welche die Geschichte dann nimmt, macht deutlich, dass Jesus das überraschende Anders-Sein, Gottes herausstellen will, was den menschlichen Denkhorizont bei weitem übersteigt und mit allem Herkömmlichen bricht. Zunächst das Entgegengehen und damit ein intuitives Erwarten des ‚Verlorenen‘, dann die überschwängliche Annahme, ohne auf das Schuldbekenntnis weiter einzugehen, bis hin zu der Wiedereinsetzung als Sohn mit den entsprechenden Insignien wie Ring und vornehme Kleidung, machen deutlich, dass hier selbst alle elterlichen Gefühle für gescheiterte Kinder bei weitem überhöht werden.
Gottes Sein durchbricht alle unsere Erfahrungswerte und verlangt unser Um-denken, ansonsten wird es schwer, für sich einen Zugang zum ‚himmlischen Gastmahl‘ zu bekommen. So blockiert beim älteren Sohn das eigene Verharren in zutiefst tradiert menschlichen Denkstrukturen die Möglichkeit zu einem Aufbruch, um unbeschwert aus freien Stücken teilnehmen zu können.
Erden wir das Bisherige nun in unserem kirchlichen Umfeld, so ließen sich da ähnliche Beobachtungen machen wie beim älteren Sohn, dass Menschen die zeitlebens im göttlichen Dunstkreis ‚Kirche‘ ihre Zeit und sogar einen großen Teil ihres Lebens verbracht haben, dennoch tradiert verkrustet nicht in der Lage sind, das Anders-Sein Gottes in ihrem Umfeld umzusetzen. Das hingegen gelingt hier zumindest dem jüngeren, sich vage daran zu erinnern, dass sein ‚Elternhaus‘ zumindest eine Offenheit, Bereitschaft zur Annahme und Großzügigkeit lebt, der er sich sicher sei konnte, ansonsten hätte er ja die beschwerliche Rückreise nicht gewagt.
Vielleicht bedarf es ja eines Aufbruchs im Sinne eines ‚Ausbruchs‘ aus der göttlichen ‚Wohlfühlzone‘, was dann selbst auch mit einem Scheitern verbunden sein mag, um die Wertschätzung einer geistig-geistlichen Heimat erst recht vornehmen zu können. Das gesehen auf dem Hintergrund einer neuesten kirchlichen Statistik, wonach der Pik der Austrittszahlen überschritten ist, jedoch der Trend der Abkehr weiter spürbar bleibt, verbietet uns dieses überraschende Anders-Sein Gottes in kirchlichen Kulträumen zu konservieren, sondern, wie schon einmal mit dem II. Vatikanischen Konzil propagiert, alle Fenster zur Welt hin sperrangelweit zu öffnen und auch gegen alles Widerständige offen zu halten.
Für Rückmeldungen und zur Diskussion: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum Vierten Fastensonntag im Lesejahr C (2025)
Lesung: aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Korinther (5, 17-21)
Der Dienst der Versöhnung
…
17 Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. 18 Aber das alles kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen hat. 19 Ja, Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat, indem er ihnen ihre Verfehlungen nicht anrechnete und unter uns das Wort von der Versöhnung aufgerichtet hat. 20 Wir sind also Gesandte an Christi statt und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen! 21 Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden.
Evangelium: Lukas 15, 1-3. 11-32
Das Doppelgleichnis vom verlorenen Schaf und von der verlorenen Drachme
1 Alle Zöllner und Sünder kamen zu ihm, um ihn zu hören. 2 Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Dieser nimmt Sünder auf und isst mit ihnen. 3 Da erzählte er ihnen dieses Gleichnis und sagte:
…
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn
11 Weiter sagte Jesus: Ein Mann hatte zwei Söhne. 12 Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht! Da teilte der Vater das Vermögen unter sie auf. 13 Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen.
14 Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er begann Not zu leiden.
15 Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. 16 Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. 17 Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber komme hier vor Hunger um. 18 Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. 19 Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner! 20 Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von Weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. 21 Da sagte der Sohn zu ihm: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.[1] 22 Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt einen Ring an seine Hand und gebt ihm Sandalen an die Füße! 23 Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. 24 Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein Fest zu feiern. 25 Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. 26 Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. 27 Der Knecht antwortete ihm: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn gesund wiederbekommen hat. 28 Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. 29 Doch er erwiderte seinem Vater: Siehe, so viele Jahre schon diene ich dir und nie habe ich dein Gebot übertreten; mir aber hast du nie einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. 30 Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. 31 Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir und alles, was mein ist, ist auch dein. 32 Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; denn dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.