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Robert Boecker

Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
I. Sonntag im ADVENT Lesung: aus dem Buch Jesaja 61, 16b – 17 . 19b; 64, 1 – 7 und
Evangelium: Markus 13, 24 – 37, am 03.12.2023
All über All Geschäftigkeit und noch letztes Sägen und Hämmern bevor es dann mit den Advents-Nikolaus-Weihnachtsmärkten losgeht. Der Tannenbaum im Kreisverkehr vor Ort ist auch schon sorgfältig geschmückt und erstrahlt im frischen Glühbirnenglanz. Unweigerlich stellt sich nun ein Gefühl von Weihnachten ein, auch wenn hier der Grünkohlstand als Geheimtipp gilt und jetzt selbst standfeste (Alt-)Biertrinker zum Glühwein greifen. Verkaufsschlager, wie in jedem Jahr, natürlich der Adventskranz, klassisch mit vier Kerzen, den man(n)/frau am besten vorbestellt. So zugerüstet kann sie nun kommen ‚die Zeit‘, welche, im Gegensatz zum rheinischen Karneval, noch nicht den Status einer eigenen (fünften) ‚Jahreszeit‘ erlangt hat.
Das Gefühl muss also noch erarbeitet werden, wovon selbst wir im Kloster nicht verschont bleiben und nun hier und da über Tannengrün stolpern, Elche und sogar ein Wichtel(!) um die Ecke gucken und Sterngebilde dezent schummrig in die garstige Welt strahlen. Von alleine scheint dieser Advent also nicht zu kommen, vielmehr musst DU etwas tun, dich in Bewegung setzen.
In der Tat sind wir mit dem Evangelium von Markus aufgefordert, die Zeichen der Zeit zu erkennen und zu deuten, besonders jedoch stets wachsam zu sein, bereit für die Ankunft Gottes. Ob uns das in diesem Jahr gelingen wird, ist stark anzuzweifeln!
Weltweit der heißeste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, Migrantenströme welche wir selbst mit drastischen Maßnahmen nicht in den Griff bekommen, gleich zwei Kriege die wir auf Dauer emotional und materiell nicht bedienen werden können, ein globaler Rechtsruck gepaart mit entsprechenden rassistischen Exzessen und Deutschland intern scheint die versammelte Politik wohl Entscheidendes mächtig verkannt zu haben. Machtlos, einem Spielball gleich, fühlt man(n)/frau sich bisweilen, nicht definierten Kräften ausgesetzt. Kann es sein, dass wir da vergleichsweise genauso mitten im Chaos sitzen wie die Menschen auf die Markus blickt, als er sein Evangelium verfasste?
Er schreibt die Jesusgeschichte aus der Perspektive der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahre 70 n.Chr., als der jüdische Aufstand niedergeschlagen worden war und die Zerstreuung der Juden in alle Welt begann. Schon 40 n.Chr., als ein Standbild des Cäsaren Caligula im Tempel des bildlosen Gottes Jahwe zur Verehrung aufgestellt werden sollte, dachte man, dass es wohl schlimmer nicht mehr kommen könnte. Die Weltgeschichte sollte uns bis heute anderes lehren.
Doch die Probleme jetzt werden wir nicht gelöst bekommen mit einem Ranking aller Grausamkeiten und der Annahme, dass wir mit einem ‚Augen zu und durch‘ auf absehbare Zeit wieder in ruhigeres Fahrwasser gelangen.
Wenn das Evangelium stets aktuelle Wegweisung ist, dann sind wir aufgefordert, ganz im Gegenteil, die Augen auf zu halten, hell wach zu sein, um zu erkennen. Das gelingt natürlich nicht, wenn wir schon mit Beginn der adventlichen Zeit verliebt den Glühwein geschwängerten Weihnachtsmärkten hinterher träumen und nicht realisieren, dass wir für eine bestimmte Art von ‚Jingle Bells ‘-Gefühlen prädestiniert sind. Auch sollten von den Millionen Weihnachtsmarktbesuchern nicht wenige erkennen, dass sie mit Weihnachtsmannmütze, einem Elchgeweih auf dem Kopf und einer Rudi-Rednose-Nase im Gesicht ganz schön blöd aussehen und sich damit bisweilen ganz erheblich von sich selbst entfernt haben.
Mit der Übertragung durch den Hausherrn aller Verantwortung mittels bestimmter Aufgaben an seine Diener (vgl. Vers 14) könnte uns der Evangelist zur Wahrnehmung unserer ureigensten Aufgabe anhalten wollen, zu einem persönlichen Advent, dem Ankommen bei sich selbst. Denn nur dann geschieht Menschwerdung in dir, wie an Weihnachten, wo Gott seinen beispielhaften Ausdruck im Menschen -Jesus- findet. Wobei wir dem in Nichts nachstehen, wenn es in der Lesung bei Jesaja heißt ‚Wir sind der Ton und du bist unser Töpfer, wir alle sind das Werk deiner Hände‘ (Vers 7).
Für Rückmeldungen und Diskussion: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum I. Sonntag im ADVENT im Lesejahr B‘ 2023
Lesung: aus dem Buch des Propheten Jesaja (63, 16b-17. 64, 3-7)
Klage des Volkes und Anrufung Gottes als Vater…
16 Du bist doch unser Vater! / Abraham weiß nichts von uns, Israel kennt uns nicht. / Du, HERR, bist unser Vater, / Unser Erlöser von jeher ist dein Name. 17 Warum lässt du uns, HERR, von deinen Wegen abirren / und machst unser Herz hart, / sodass wir dich nicht fürchten? Kehre zurück um deiner Knechte willen, / um der Stämme willen, die dein Erbbesitz sind!
…
3 Seit Urzeiten hat man nicht vernommen, / hat man nicht gehört; kein Auge hat je einen Gott außer dir gesehen, / der an dem handelt, der auf ihn harrt. 4 Du kamst dem entgegen, / der freudig Gerechtigkeit übt, / denen, die auf deinen Wegen an dich denken. Siehe, du warst zornig / und wir sündigten; / bleiben wir künftig auf ihnen, werden wir gerettet werden. 5 Wie ein Unreiner sind wir alle geworden, / unsere ganze Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes Kleid. Wie Laub sind wir alle verwelkt, / unsere Schuld trägt uns fort wie der Wind. 6 Niemand ruft deinen Namen an, / keiner rafft sich dazu auf, festzuhalten an dir. Denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen / und hast uns zergehen lassen in der Gewalt unserer Schuld. 7 Doch nun, HERR, du bist unser Vater. / Wir sind der Ton und du bist unser Töpfer, / wir alle sind das Werk deiner Hände.
Evangelium: Markus 13, 24 – 37
Das Kommen des Menschensohnes
24 Aber in jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; 25 die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. 26 Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. 27 Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.
Der nahe, aber unbekannte Zeitpunkt
28 Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. 29 So erkennt auch ihr, wenn ihr das geschehen seht, dass er nahe vor der Tür ist. 30 Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. 31 Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. 32 Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.
Aufforderung zur Wachsamkeit
33 Gebt Acht und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. 34 Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug die Vollmacht seinen Knechten, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein. 35 Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. 36 Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen. 37 Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!