Hochzeit zu Kanan
Kathedrale Ntra. Sra. del Carmen, Costa Rica, Diözese Cartago, 215.008-001/19
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Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
2. Sonntag im Jahreskreis C‘ 2025 Lesung: Jesaja 62, 1 – 5 und Evangelium Johannes 2, 1 – 11, 19.01.2025
„Mama, du bist voll peinlich!“ Vielleicht bietet sich ja dieser Ausspruch heutiger Kids an, um ein womöglich angespanntes Innenverhältnis zwischen Jesus und seiner Mutter zu verdeutlichen. Es ist nicht die vergessene Butterbrotdose, die in der Unterrichtsstunde von Mama nachgereicht wird oder der Abschiedskuss für den schlaksigen 16jährigen am Schultor mitten im Schülerstrom, sondern die Tatsache, dass ein sicherlich außergewöhnlicher Mensch wie Maria dennoch versucht, sich in den göttlichen Heilsplan einzumischen. Nach dem Motto, „Ich frag mal meinen geistbegabten Sohn, der wird das schon hinbekommen“!
Und in der Tat, der Nachschub kommt mit 600 Litern vom Besten in einer derart ungeahnten Fülle, obwohl die Gäste ja schon bereits zu viel getrunken hatten, so dass hier Zweifel aufkommen, ob wir es mit einem ‚Wunder‘ im klassischen Sinne zu tun zu haben. Gleichfalls irritierend ist die Anrede seiner Mutter Maria mit einem spürbar schroffen ‚Was willst du von mir, Frau?‘ (Vers 4) und kann es doch bestimmt nicht Jesu Absicht sein, mit der viel besseren Weinqualität den Gastgeber vor den geladenen Gästen brüskieren zu wollen (vgl. Vers 10). Aufschluss gibt Johannes tatsächlich im letzten Satz des Abschnitts aus dem heutigen Evangelium (Vers 11), wonach Jesus in Kana ‚… sein erstes Zeichen‘ tat, somit seine Herrlichkeit offenbarte und in Folge dessen die Jünger an ihn glaubten. Im weitesten Sinne haben wir es nun auch hier mit einer ‚Epiphanie‘, einer Erscheinungsform Gottes unter den Menschen zu tun, wie sie uns an Weihnachten durch die Weisen an der Krippe in sehr ansprechender Form nahegebracht wurde. Besonders in den Gaben von Gold, Weihrauch und Myrrhe wird für uns anschaulich, dass dieser Gott mit seiner Macht und Verehrungswürdigkeit, dennoch Anteil an der Bitternis seines, vollen Menschsein in Jesus mit allen Konsequenzen nicht aussparen will. So macht gleichfalls bei der sogenannten ‚Taufe Jesu‘ im Jordan durch den Täufer Johannes, Gott, wie mittels eines großen Theaterdonners, stimmgewaltig auf den von ihm geliebten Sohn aufmerksam, der sich ganz ‚un-göttlich‘ in die wartende Menschenmenge eingereiht hatte.
Also drei verschiedene Formen von ‚Epiphanie‘, wobei uns mit der ‚Hochzeit in Kana‘ vom Johannes Evangelisten eine weitere, zu deutende Chiffre mit an die Hand gegeben wurde. So steht Maria hier auf Grund der Anrede ‚Frau‘ als Repräsentantin für das Judentum, die mit der Anmerkung ‚sie haben keinen Wein mehr‘ (Vers 3), das Glaubensdefizit ihres Volkes erkannt hat und mit dem Hinweis, ‚was er euch sagt, das tut‘ (Vers 5), ihre Leute zur, bisher jedoch kaum überzeugenden Nachfolge animieren will. Mit der schroffen Abfuhr zeigt der Evangelist, erhaben über jeglichen Mutter-Sohn Konflikt, mit dem Satz Jesu ‚Meine Stunde ist noch nicht gekommen‘ (Vers 4) auf die Vollendung seiner Botschaft in Kreuz und Auferstehung hin. Dann eben, wenn seine Stunde gekommen ist, schenkt Jesus durch seine Heilstat eine neue Fülle, eben Leben mit einer neuen Qualität, was in der Verheißung der Ewigkeit nie enden wird.
Genau das geschieht hier zeichenhaft bei dem sogenannten ‚Weinwunder‘ auf der Hochzeit zu Kana, damit wir zum Glauben an ihn, den Mensch gewordenen Gott kommen und im Lichte seiner Lehre, gleichfalls in unserem Alltag die göttliche Fülle, die kleinen und großen Wunder, entdecken können, welche Zeichen sind für die göttliche Gegenwart unter uns im Hier und jetzt.
Für Rückmeldungen und zur Diskussion: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 2. Sonntag im Jahreskreis C (2025)
Lesung: aus dem Propheten Jesaja ( 62, 1 – 5 )
Gott als Bräutigam und Erlöser
1 Um Zions willen werde ich nicht schweigen, / um Jerusalems willen nicht still sein, bis hervorbricht wie ein helles Licht seine Gerechtigkeit / und sein Heil wie eine brennende Fackel. 2 Dann sehen die Nationen deine Gerechtigkeit / und alle Könige deine Herrlichkeit. Man ruft dich mit einem neuen Namen, / den der Mund des HERRN für dich bestimmt. 3 Du wirst zu einer prächtigen Krone / in der Hand des HERRN, zu einem königlichen Kopfschmuck / in der Hand deines Gottes. 4 Nicht länger nennt man dich Verlassene / und dein Land nicht mehr Verwüstung, sondern du wirst heißen: Ich habe Gefallen an dir / und dein Land wird Vermählte genannt. Denn der HERR hat an dir Gefallen / und dein Land wird vermählt. 5 Wie ein junger Mann sich mit einer Jungfrau vermählt, / so nehmen dich deine Söhne in Besitz. Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, / so freut sich dein Gott über dich. 6 Auf deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter gestellt. / Den ganzen Tag und die ganze Nacht, niemals sollen sie schweigen. Die ihr den HERRN erinnert, / gönnt euch keine Ruhe! 7 Lasst ihm keine Ruhe, / bis er Jerusalem festigt / und bis er es einsetzt als Ruhm auf Erden! 8 Der HERR hat geschworen bei seiner Rechten / und bei seinem starken Arm: Nie mehr gebe ich dein Korn / deinen Feinden zu essen. Nie mehr trinken Fremde deinen Wein, / um den du dich so gemüht hast. 9 Die das Korn ernten, sollen es auch essen / und den HERRN preisen. Die den Wein lesen, sollen ihn auch trinken / in den Vorhöfen meines Heiligtums.[1] 10 Zieht ein, zieht ein durch die Tore, / bahnt dem Volk einen Weg! Bahnt, ja bahnt die Straße / und räumt die Steine beiseite! / Richtet ein Zeichen auf für die Völker! 11 Siehe, der HERR hat es bekannt gemacht bis ans Ende der Erde. / Sagt der Tochter Zion: Siehe, deine Rettung kommt. / Siehe, sein Lohn ist mit ihm und sein Ertrag / geht vor ihm her! 12 Dann wird man sie nennen Heiliges Volk, / Erlöste des HERRN. Und du wirst genannt werden: / Begehrte, nicht mehr verlassene Stadt.
Evangelium: Johannes 2, 1 – 11
Das erste Zeichen Jesu in Kana in Galiläa 1 Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt und die Mutter Jesu war dabei. 2 Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen. 3 Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. 4 Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. 5 Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut! 6 Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungssitte der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter. 7 Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand. 8 Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist! Sie brachten es ihm. 9 Dieser kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er den Bräutigam rufen 10 und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt. 11 So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn. 12 Danach zog er mit seiner Mutter, seinen Brüdern und seinen Jüngern nach Kafarnaum hinab. Dort blieben sie einige Zeit.