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Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
2. Fastensonntag im Jahreskreis B‘ 2024 Lesung: Genesis 22, 1-2. 9a. 10-13.15-18 und Evangelium: Markus 9, 2-10, 25.02.2024
Ins dritte Jahr nun geht der Krieg auf dem Staatsgebiet der Ukraine mitten in Europa, was sich selbst im Land der Okkupanten, in Russland, wohl jetzt nicht mehr als ‚Spezial Operation‘ glaubhaft propagieren lässt. Darin ist Deutschland, im Rahmen von Europa, und zusätzlich durch bilaterale Zusagen über Waffenlieferungen mehr und mehr involviert. Hinzu kommt ein Nah-Ost-‚Konflikt‘, wo wir eine gegenüber Israel aufgrund des Holocausts zu erbringende Solidarität außenpolitisch als ‚Staatsräson‘ vertreten haben, die jedoch aufgrund der israelischen Zerstörungswut im Gazastreifen an Grenzen zu stoßen scheint und von vielen bisher wohlmeinenden Nationen nunmehr nahe am ‚Völkermord‘ einsortiert wird.
Innenpolitisch geht es bei uns aus einer Mischung von Bauernprotesten, Warnstreiks, stets nach unten korrigierten Wachstumsprognosen und rechter Hetze drunter und drüber. Obwohl die Ampelkoalition gefühlt mehr gegeneinander als miteinander arbeitet, strahlt Bundeskanzler Scholz wenig empathisch, gelassen Zuversicht aus. Bei dieser Art der Außendarstellung könnte ihm der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Bätzing, die Hand reichen, dem im Moment auch alles wegzubrechen scheint; dokumentiert in einer im Ergebnis desaströsen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung bis hin zu einer kaum vorhandenen Einigkeit bei den bischöflichen Mitbrüdern, von denen nun nicht wenige anfangen, in ihren Bistümern ganz eigene Mitbestimmungsstrukturen zu entwickeln. Ein Glück nun, dass die teilweise Cannabislegalisierung die parlamentarischen Hürden geschafft hat, so dass sich dann beide zum 1. April einen Joint leisten könnten, um all das Ganze vergessen zu machen.
Einen Versuch in diese Richtung hatte Petrus zusammen mit Johannes und Jakobus unternehmen wollen, als sie im Evangelium auf dem Berg, völlig sprachlos, ganz dem ‚verklärten‘ Jesus verhaftet bleiben wollten. Weil dieses ‚Wegträumen‘ wohl geplatzt sein muss, konnte der Evangelist überhaupt davon berichten und sind wir nun mit der Deutung dieser seltsam anmutenden Begebenheit für das Hier und Heute beschäftigt. So sagt schon der ‚Berg‘ als Szeneort recht viel aus, denn schon Abraham (Lesung aus dem Buch Genesis) durfte hier einen Gott erleben, der ganz anders daherkam als aus der Tradition erwartet und seinen erstgeborenen Sohn Isaak nicht mehr als Opfer einforderte. Folglich waren Petrus und seine Freunde schon entsprechend eingestimmt für die dann gleichfalls unverhoffte Begegnung mit den Gestalten aus der Vergangenheit: Mose, der mit dem beharrlichen Blick auf Gott sein Volk aus der Bedrängnis herausgeführt hat und mit den zehn Geboten bis heute grundlegende mitmenschliche Verhaltensweisen und eine Orientierung auf Gott hin festlegte, also der Vertreter des Gesetzes; Elija hingegen, der Vertreter der Prophetie, der zu seiner Zeit experimentell aufbrach, stets hoffend und von besseren Zeiten träumte.
Zwischen Realität und Utopie ist nun unser Mensch-Sein ausgespannt und hat unsere Standortbestimmung zu erfolgen. Doch wie gerne würden wir vielfach als Interessierte, so dazwischen bleiben wollen, selbstverständlich im Dialog mit den Positionen, jedoch ohne uns festlegen zu müssen? Aber ohne Einordnung scheint Leben um ein Vielfaches schwieriger zu werden, da alles und jedes immer wieder neu zu definieren ist und ich dann gleichfalls in dem ‚sowohl als auch‘, für andere nicht mehr begreifbar, verbleibe.
Diese Lösung entdeckte Petrus für sich in der ‚Verklärung‘, eben im ‚nicht klären müssen‘, im nicht Greifbaren der ‚Lichtgestalt‘ Jesu. Diese Göttliche Position, sich nicht in Details verlierend das Gesamte überblicken zu können, scheint der Ausweg, den Petrus im Bau von drei Hütten für sich fixieren möchte. Bisher auch eine gängige Methode in unserer Kirche, was dank der über den Missbrauchsskandal sensibilisierten ‚Laien‘ ein Ende gefunden hat. Genau dahin will uns auch Gott haben, wenn nun eine Wolke ihren Schatten auf Petrus und seine Freunde warf und eine Stimme rief ‚Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören‘ (Vers 7). So fordert die Nachfolge Jesu den Abstieg aus den ‚Hütten der Bequemlichkeit‘, denn nur so lässt sich die Botschaft der Nächstenliebe umsetzen. Das heißt, wir sind gehalten im Sinne Jesu in dieser Welt Partei zu ergreifen und dürfen uns nicht höchst ‚interessiert‘ heraushalten … was ja zum Glück, trotz all der Schieflagen, in den letzten Wochen verbal – selbst einstimmig bei der Bischofskonferenz – und aktiv in den unzähligen Protesten gegen ‚völkisch national‘ und Demos für unsere Demokratie gelungen ist.
Für Rückmeldungen und Diskussion: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 2. Fastensonntag im Lesejahr B‘ 2024
Lesung: aus dem Buche Genesis (22, 1-2. 9a. 10-13. 15-18)
Die Erprobung Abrahams
1 Nach diesen Ereignissen stellte Gott Abraham auf die Probe. Er sprach zu ihm: Abraham! Er sagte: Hier bin ich. 2 Er sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst, Isaak, geh in das Land Morija und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne, als Brandopfer dar! 3 Frühmorgens stand Abraham auf, sattelte seinen Esel, nahm zwei seiner Jungknechte mit sich und seinen Sohn Isaak, spaltete Holz zum Brandopfer und machte sich auf den Weg zu dem Ort, den ihm Gott genannt hatte. 4 Als Abraham am dritten Tag seine Augen erhob, sah er den Ort von Weitem. 5 Da sagte Abraham zu seinen Jungknechten: Bleibt mit dem Esel hier! Ich aber und der Knabe, wir wollen dorthin gehen und uns niederwerfen; dann wollen wir zu euch zurückkehren. 6 Abraham nahm das Holz für das Brandopfer und lud es seinem Sohn Isaak auf. Er selbst nahm das Feuer und das Messer in die Hand. So gingen beide miteinander. 7 Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham. Er sagte: Mein Vater! Er antwortete: Hier bin ich, mein Sohn! Dann sagte Isaak: Hier ist Feuer und Holz. Wo aber ist das Lamm für das Brandopfer? 8 Abraham sagte: Gott wird sich das Lamm für das Brandopfer ausersehen, mein Sohn. Und beide gingen miteinander weiter. 9 Als sie an den Ort kamen, den ihm Gott genannt hatte, baute Abraham dort den Altar, schichtete das Holz auf, band seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz. 10 Abraham streckte seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten. 11 Da rief ihm der Engel des HERRN vom Himmel her zu und sagte: Abraham, Abraham! Er antwortete: Hier bin ich. 12 Er sprach: Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus und tu ihm nichts zuleide! Denn jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest; du hast mir deinen Sohn, deinen einzigen, nicht vorenthalten. 13 Abraham erhob seine Augen, sah hin und siehe, ein Widder hatte sich hinter ihm mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen. Abraham ging hin, nahm den Widder und brachte ihn statt seines Sohnes als Brandopfer dar. 14 Abraham gab jenem Ort den Namen: Der HERR sieht, wie man noch heute sagt: Auf dem Berg lässt sich der HERR sehen. 15 Der Engel des HERRN rief Abraham zum zweiten Mal vom Himmel her zu 16 und sprach: Ich habe bei mir geschworen – Spruch des HERRN: Weil du das getan hast und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast, 17 will ich dir Segen schenken in Fülle und deine Nachkommen überaus zahlreich machen wie die Sterne am Himmel und den Sand am Meeresstrand. Deine Nachkommen werden das Tor ihrer Feinde einnehmen. 18 Segnen werden sich mit deinen Nachkommen alle Völker der Erde, weil du auf meine Stimme gehört hast. …
Evangelium: Markus 9, 2 – 10
Die Verklärung Jesu
2 Sechs Tage danach nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein. Und er wurde vor ihnen verwandelt; 3 seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann. 4 Da erschien ihnen Elija und mit ihm Mose und sie redeten mit Jesus. 5 Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. 6 Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz benommen. 7 Da kam eine Wolke und überschattete sie und es erscholl eine Stimme aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören. 8 Als sie dann um sich blickten, sahen sie auf einmal niemanden mehr bei sich außer Jesus.
Über die Wiederkunft des Elija
9 Während sie den Berg hinabstiegen, gebot er ihnen, niemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. 10 Dieses Wort beschäftigte sie und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen.