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Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
OSTERN C (2025) aus dem Evangelisten Lukas 24, 1-12 i
‚Auferstanden aus Ruinen‘ … ‚ und der Zukunft zugewandt …‘ diesen Elan verbreitete einst die Nationalhymne der DDR und ließ in der zweiten Strophe ‚… das Licht des Friedens scheinen, dass nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweine‘. Mir hingegen fällt es schon schwer genug vom frühmorgendlichen Kaffee aufzustehen und in den Tag zu starten, nach einer halben Stunde Nachrichten aus aller Welt und den, noch aussichtsloser stimmenden Kommentierungen dazu. Wie nun dahinein redlich ‚Auferstehung‘ und das Durchbrechen aller Todesschranken verkünden wollen? In einer reinen Schriftform wäre das ein Einfaches, was mit dem richtigen Einfügen der Silbe ‚er‘ in ‚aufstehen‘ schon erledigt wäre und erst recht mit der großen Schreibweise ‚ER‘ allen Glaubensinsidern klar sein dürfte, dass hier nur Gott selbst am Werk sein muss. Das nun mit Elan rüberbringen angesichts der festgefahrenen Kriegssituationen in der Ukraine und im Gazastreifen, im Hintergrund mit den Bildern eines verheerenden Gemetzels an der eigenen Bevölkerung im Sudan, wie soll das gehen und erlaubt sich da überhaupt eine quietsch bunte österliche Farboffensive?
Kaum eine Rolle sollte das spielen, wenn der Karfreitag einfach ausgeblendet und gleich die Sonderauslage ‚Ostern‘ im Discounter angesteuert wird. Hier geht es dann nur um die Wahl zwischen einem goldigen Hasen mit oder einem grinsend lilafarbenen ohne Glöckchen, was leicht mit 5o Cent Preisunterschied zu Buche schlägt. Während die einen schon am österlichen Gourmet-Menü feilen, arbeiten sich die anderen noch an dem sperrigen Karfreitagskreuz und den drastischen Szenen der Passion Jesu ab.
Doch bleiben die Probleme! Wohin nur mit den spitzen Stacheln der Dornenkrone, die auch meine ‚Spitzen‘ im täglichen Miteinander in Gespräch und Meinungsaustausch ‚über …‘ enthalten? Was geschieht mit dem Essigsauren des Schwammes, den Jesus zur ‚Stillung‘ des Durstes vorgehalten bekam? Er ist vollgesogen von all unserer Bitternis, von Krankheit bis hin zu Kränkungen, welche wir nicht schaffen, einfach los zu werden. Da ist all das in meinem Leben Eingefahrene, Unflexible, im wahrsten Sinne ‚hölzern‘ gewordene, was ich so mit mir rumschleppe, nicht überwunden bekomme und Jesus ‚für uns‘ auf seinem Kreuz – Weg mitgetragen haben soll. Und dann der schwere Fels am Eingang des Grabes, all die großen und kleinen Steine, welche ich hier und da dem einen oder der anderen, schwupps, mal so eben in den Weg geschoben habe. Ganz abgesehen von den eigenen Hindernissen, die schwer zu überwinden sind und so manche Lebensperspektive blockieren. Da stehen wir nun und zerren und ziehen an den vier Enden des Kreuzes und bekommen seine Sperrigkeit nicht in den Griff, geschweige IKEA like verstaut.
Nun kommt der Mensch, beladen mit dem Osterkram aus dem Diskounter vorbei und siehe da: der Deko-Plüschhase eliminiert das Spitze der Dornenkrone, all das Schokoladige strotzt dem Essigschwamm und durch das nur allzu starr gewordene brechen sich schwarmweise Osterglocken und Narzissen ihren Weg. Ja selbst der Stein wird gegen ein ähnlich braunes, jedoch zerbrechlich rohes Ei ausgetauscht, was bekanntlich irgendwann von Innen aufgepickt, piepsend Leben freigeben könnte.
OSTERN … denn das, was daniederlag kann nun auferstehen … bis auf das Kreuz, die allmorgendlich berichteten Kreuze dieser Welt.
Noch so viel buntes Geschenkepapier lässt die Balken eben nicht verschwinden, zumal sie immer um ein Vielfaches größer bleiben, selbst wenn wir das Verbandsmaterial aller Kriegsschauplätze daran verbrauchten! Es bleibt uns Wunde und somit Traumata, zugleich jedoch auch Traum auf Veränderung.
Damit wir aber nicht traumwandlerisch und realitätsfern durch diese Welt stolpern, bedarf es dieser Auf-ER-stehung als Auftrag und permanenten Ansporn, diese Erde so zu gestalten, dass ein Aufstehen, ein aufrecht Gehen, ein würdiges Dasein für alle Menschen möglich und ein ‚Auferstanden aus Ruinen‘ erreicht wird.
Folglich müssen wir daran glaubend, Auf-ER- stehung feiern, um unser Willen und für eine Welt von morgen.
Für Rückmeldungen und zur Diskussion: jan.opiela@web.de
Biblischer Text zu OSTERN im Lesejahr C (2025)
aus dem Evangelium nach Lukas 24, 1-12
Die Frauen und Petrus am leeren Grab
1 Am ersten Tag der Woche gingen die Frauen mit den wohlriechenden Salben, die sie zubereitet hatten, in aller Frühe zum Grab. 2 Da sahen sie, dass der Stein vom Grab weggewälzt war; 3 sie gingen hinein, aber den Leichnam Jesu, des Herrn, fanden sie nicht. 4 Und es geschah, während sie darüber ratlos waren, siehe, da traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu ihnen. 5 Die Frauen erschraken und blickten zu Boden. Die Männer aber sagten zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? 6 Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden. Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war: 7 Der Menschensohn muss in die Hände sündiger Menschen ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen. 8 Da erinnerten sie sich an seine Worte. 9 Und sie kehrten vom Grab zurück und berichteten das alles den Elf und allen Übrigen. 10 Es waren Maria von Magdala, Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus, und die übrigen Frauen mit ihnen. Sie erzählten es den Aposteln. 11 Doch die Apostel hielten diese Reden für Geschwätz und glaubten ihnen nicht. 12 Petrus aber stand auf und lief zum Grab. Er beugte sich vor, sah aber nur die Leinenbinden. Dann ging er nach Hause, voll Verwunderung über das, was geschehen war.
Gott,
im Lichte der Auferstehung Jesu wird uns bewusst, dass wir als Menschen hinter vielem zurückbleiben, was wir meinen, in die Tat umsetzen zu können und es dann dennoch nicht schaffen.
So bitten wir um deine Hilfe:
Für die Menschen, denen wir den Frieden des Auferstandenen nicht nahebringen können, wo die Feindschaft die Herzen derart verhärtet hat und ein Nachgeben im Moment kaum möglich ist.
Für die von Naturkatastrophen betroffenen Menschen, welche durch die Klimaerwärmung in Europa ausgelöst werden, denen wir stets sofortige Hilfe zusagen und die immer noch hoffen auf ‚groß‘ versprochene Unterstützungen.
Für die Menschen, die hier nun die Osterfeierlichkeiten in fröhlicher Gemeinschaft miterleben, jedoch wenig Freude weitergeben können und kaum in ihren gewohnten Alltag zurückfinden, da sie am Verlust eines Menschen schwer zu tragen haben.
Für die Menschen, welche für den gelebten Auferstehungsglauben immer noch eine Chance im gesellschaftlichen Miteinander in unseren Kirchengemeinden vor Ort sehen, obwohl die Entscheidungen für Mega-Gemeindezuschnitte von zunehmend verwaltungsorientierten Kirchenleitungen kaum noch zu überbieten sind,
… dass sie durchhalten und im Lichte des Auferstandenen eine neue lebens- und liebenswerte Kirche vor Ort entstehen lassen.