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Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
21. Sonntag im Jahreskreis B’2024 Lesungen: Jos 24, 1-2a. 15-17. 18b und Eph 5, 21-32
Evangelium: Johannes 6, 51 – 58, 25.08.2024
„Wollt auch ihr weggehen?“ (Vers 67), diese Fragestellung Jesu lässt sich anders als früher, wo die Kirchen noch relativ gut gefüllt waren, heute nicht mehr als eine rhetorische abtun, zumal diejenigen, welche es betraf, auch damals schon lange außer Hörweite waren.
Wie magisch scheint durch diese Frage nun auch die Sicht auf die anderen biblischen Texte verändert zu sein. So stehen uns inzwischen die Haare zu Berge, wenn wir die Ehekatechese an die Gemeinde von Ephesus von einem Paulusschüler auf dem Hintergrund der heute auf dem Synodalen Weg gemachten Diskussionserfahrungen im Gottesdienst als ‚Wort des lebendigen Gottes‘ verlesen bekommen. Gleichfalls ist die Aufforderung zur Entscheidung für den allein ‚richtigen‘ Gott Jahwe, welche hier Jósua, der Nachfolger Mose, von seinem Volk verlangt, nicht mehr Problem längst vergangener Vorzeit, sondern brandaktuell im Hier und Jetzt. Denn schon länger lassen sich die ‚Entschiedenen‘ nicht mehr so einfach einteilen in ‚draußen‘ und ‚drinnen‘ oder in ‚jung und ausgetreten‘, um die Kirchensteuer zu sparen oder ‚alt und geblieben‘, aufgrund der bangen Frage des Simon Petrus aus dem Evangelium, „Herr, zu wem sollen wir gehen?“ (Vers 68).
Offenkundig sind es jetzt Frauen und Männer in den ‚besten Jahren‘, die bereits die ganze Palette von kirchlichem Leben bedient und genossen haben und nicht selten nur die eigenen Kinder zum Glauben gebracht und zu den Grundsakramenten geführt haben, welche nun auf Distanz gehen oder nie mehr vor Ort gesehen wurden. Somit könnte man meinen, dass schon der Johannes-Evangelist in weiser Voraussicht mit der Feststellung „Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher“ (Vers 66), die ganze Bandbreite von Ärger, Frust und Wut bis hin zur ‚inneren Kündigung‘ bei Hauptamtlichen und letztendlich konsequentem ‚Kirchenaustritt‘, für seine Zeit der ersten manifesten ‚Gemeindebildungen‘ (= Anfänge von Kirche) auf den Punkt gebracht hat. Doch da ging es um Glauben und glauben wollen (Vers 64), dass in Jesus die göttliche Botschaft bis in den Tod konsequent durchgehalten wurde, mit seiner Auferstehung lebendig bleibt und wir im eucharistischen Brot und Wein genau daran Anteil erhalten.
Die Menschen heute treibt es hingegen um, dass sie in letzter Konsequenz diesen ‚Jesus‘ in ‚unserer Kirche‘ nicht mehr abgebildet finden, weder in der Organisation, den vielfältigen Gliederungen in Gruppen und Grüppchen, Sprache und rituellem Ausdruck, noch den handelnden Personen und klerikalen Repräsentanten, welche zunehmend völlig aus dem ‚Rahmen‘ fallen. Genau diesen Rahmen lassen die Menschen in der Tat scharenweise hinter sich.
Doch vergleichbar einem, mit entsprechend pompösen Rahmen gefassten Gemälde, bleibt die zentrale Aussage doch allein im Bild enthalten, was der Evangelist den Apostel Petrus so auf den Punkt bringen lässt, „Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes“ (Verse 68 u. 69).
Im kleinen und bescheidenen Ausmaß treffe ich bei Diskussionen um (kirchliche) Trauungen und den wenigen Taufen auf die Fragen nach unseren Glaubensinhalten; doch ‚Kirche‘ werden auf Dauer die Menschen fehlen, die einem ‚Rahmen‘ gleich, Trägerinnen und Träger sind, damit dieses ‚Gottesbild‘ in unserer so vielschichtigen Gesellschaft noch sichtbar präsent bleiben kann. Deshalb appelliert Jósua in der alttestamentlichen Lesung, beim Entscheidungsprozess unbedingt seine sehr persönliche (Heils-) Geschichte mit diesem Gott in den Blick zu nehmen, die nicht selten einem ganzen Leben bis heute Fassung und nicht zuletzt auch Ausrichtung gegeben hat. Genau das werden dann nachfolgende Generationen nur noch schwerlich in ihrem Leben erfahren dürfen.
für Rückmeldungen und Diskussion: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 21. Sonntag im Jahrerskreis B‘2024
Lesung: aus dem Buch Josua (24, 1-2a . 15-17 . 18b)
Josuas Abschiedsrede
1 Josua versammelte alle Stämme Israels in Sichem; er rief die Ältesten Israels, seine Oberhäupter, Richter und Aufsichtsleute zusammen und sie traten vor Gott hin. 2 Josua sagte zum ganzen Volk: … 15 Wenn es euch aber nicht gefällt, dem HERRN zu dienen, dann entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt: den Göttern, denen eure Väter jenseits des Stroms dienten, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus, wir wollen dem HERRN dienen. 16 Das Volk antwortete: Das sei uns fern, dass wir den HERRN verlassen und anderen Göttern dienen. 17 Denn der HERR, unser Gott, war es, der uns und unsere Väter aus dem Sklavenhaus Ägypten herausgeführt hat und der vor unseren Augen alle die großen Wunder getan hat. Er hat uns beschützt auf dem ganzen Weg, den wir gegangen sind, und unter allen Völkern, durch deren Gebiet wir gezogen sind. 18 Der HERR hat alle Völker vertrieben, auch die Amoriter, die vor uns im Land wohnten. Auch wir wollen dem HERRN dienen; denn er ist unser Gott.
Lesung: aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser
(5, 21 -32)
Christliches Leben in Haus und Familie
21 Einer ordne sich dem andern unter in der gemeinsamen Furcht Christi! 22 Ihr Frauen euren Männern wie dem Herrn; 23 denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist. Er selbst ist der Retter des Leibes. 24 Wie aber die Kirche sich Christus unterordnet, so sollen sich auch die Frauen in allem den Männern unterordnen. 25 Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat, 26 um sie zu heiligen, da er sie gereinigt hat durch das Wasserbad im Wort! 27 So will er die Kirche herrlich vor sich hinstellen, ohne Flecken oder Falten oder andere Fehler; heilig soll sie sein und makellos. 28 Darum sind die Männer verpflichtet, ihre Frauen so zu lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. 29 Keiner hat je seinen eigenen Leib gehasst, sondern er nährt und pflegt ihn, wie auch Christus die Kirche. 30 Denn wir sind Glieder seines Leibes. 31 Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und die zwei werden ein Fleisch sein. 32 Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche. 33 Indessen sollt auch ihr, jeder Einzelne, seine Frau lieben wie sich selbst, die Frau aber ehre ihren Mann.
Evangelium: Johannes 6, 60 – 69
Die Spaltung unter den Jüngern
60 Viele seiner Jünger, die ihm zuhörten, sagten: Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören? 61 Jesus erkannte, dass seine Jünger darüber murrten, und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoß? 62 Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn aufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war? 63 Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben. 64 Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben. Jesus wusste nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn ausliefern würde. 65 Und er sagte: Deshalb habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist. 66 Daraufhin zogen sich viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm umher. 67 Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen? 68 Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. 69 Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes. 70 Jesus erwiderte: Habe ich nicht euch, die Zwölf, erwählt? Und doch ist einer von euch ein Teufel. 71 Er sprach von Judas, dem Sohn des Simon Iskariot; denn dieser sollte ihn ausliefern: einer der Zwölf.