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Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
33. Sonntag im Jahreskreis B’2024 Lesung: aus dem Buch Daniel 12, 1-3 und Evangelium: Markus 13, 24-32, 17.11.2024
Alles am Ende … oder Was?
Im Moment, so der Eindruck, gibt es keinen Lebensbereich, der das nicht signalisiert und uns nur noch das Hoffnungsmoment eines Fragezeichens zu bleiben scheint.
Gar selbst das Kirchenjahr steht kurz vor dem Ende und das Evangelium muss man schon recht aufschütteln, um darin noch das Gute der Jesus Botschaft entdecken zu können. Denn auch der Evangelist hat ein vergleichbares Endzeitszenario vor Augen als er um 71 nach Christus sein Evangelium verfasst. Er hatte nämlich die Zerstörung des Jerusalemer Tempels (70 n.Ch.) erlebt, was einem Herausreißen des Herzens des Judentums gleichkam und selbst für Christusanhänger als Zeichen des Anfangs für den Weltuntergang galt.
Schon in den Jahrzehnten zuvor gab es immer wieder Vernichtungsversuche verschiedenster Art und Weise. So war es der römische Kaiser Caligula, der im Jahre 40 den verorteten Sitz Jahwes im Tempel schändete, indem er dort einem strikt bilderlosen Judentum sein verehrungswürdiges Standbild aufzwang. Derartiges hatte schon 167 vor Christus der Syrer-König Antiochus, mittels in ganz Israel aufgestellter Altäre für andere Götter versucht, um so alles spezifisch Jüdische auszurotten.
Auf diesem Hintergrund einer sich permanenten wiederholenden Verfolgung der Jahwe-Treuen hat es bereits im 3. und 2. Jahrhundert vor Christus eine Tendenz von früh jüdischen Theologen gegeben, mit Hilfe einer bestimmten literarischen Gattung, der Apokalypse, welche sprachlich das Grauen noch verschärfte, um somit deutlich herausstellen zu können, dass die derart verderbte Geschichte unweigerlich dem Abgrund entgegenrast.
Folglich heißt es für die Treuen, durchzuhalten, um das Heil jenseits dieser Geschichte dann erfahren zu dürfen. Dieser überzogenen Darstellung bedient sich nun auch der Evangelist im 13. Kapitel seines Evangeliums, indem er die Hinfälligkeit aller Dinge konsequent zu Ende denkt, um so auf Gott hinzuweisen, der alles überdauert, ‚Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen‘ (Vers 31).
Er scheint uns aber immer noch weiter ins Ungewisse und Ausweglose stoßen zu wollen, wenn er fortfährt mit, ‚Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater‘ (Vers 32). Folglich heißt Menschsein, sich auf einem ganz schmalen Grat zu bewegen, in unlösbarer Spannung von Wissen und Nichtwissen, Sein und Nichtsein, Zeit und Ewigkeit, mit der sich dann daraus ergebenden Frage, wie da noch eine christlich orientierte Lebensgestaltung unterzubringen sei.
An dieser Stelle könnte jetzt die ‚gute Botschaft‘ des Evangeliums greifen, welche möglicher Weise aus den Worten Jesu an seine Freunde herauszulesen wäre, wenn Markus schreibt, ‚Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam! (Vers 37). Doch die vielen Eilmeldungen und Liveticker, die sich Tag für Tag zu überschlagen scheinen, zeugen alle davon, dass das mit der ‚Wachsamkeit‘ auf allen Gebieten, ja selbst heute noch in Kirche mit dem Missbrauchskomplex, fehlzuschlagen scheint.
In der Folge jagt nun eine – nicht selten sogar verpflichtende – Präventionsschulung die nächste und bilden wir ein Heer von Expertinnen und Experten für alle nur erdenklichen Lebensbereiche heran, wo auch unsere kirchlichen Verwaltungsapparate kräftig mitmischen.
Auf die vielen Fragezeichen folgen nun gefühlt noch vielmehr Ausrufezeichen, doch Antworten aus dem Glauben heraus begegnen wir nur wenigen und auch gemeinsame Suchbewegungen im kirchlichen Bereich lassen sich kaum ausmachen. Deshalb finden nicht wenige im Punkt unter Frage- wie Ausrufezeichen die ‚gute‘ Botschaft für sich und setzen den selbigen für sich als Schlusspunkt.
In der Tat liegt es nun an mir, aus dem Pünktchen einen Standpunkt zu machen, der mich befähigt in meinem Leben, bei noch so vielem Fragwürdigen und vermeintlich Notwendigen in dieser Welt, einen festen Glaubenspunkt zu setzen.
Für Diskussion, Anregungen und Fragen: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 33. Sonntag im Jahreskreis B‘ 2024
Lesung: aus dem Buch Daniel ( 12, 1 – 3 )
1 In jener Zeit tritt Michael auf, der große Fürst, der für die Söhne deines Volkes eintritt. Dann kommt eine Zeit der Not, wie noch keine da war, seit es Völker gibt, bis zu jener Zeit. Doch zu jener Zeit wird dein Volk gerettet, jeder, der im Buch verzeichnet ist. 2 Von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden viele erwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zur Schmach, zu ewigem Abscheu. 3 Die Verständigen werden glänzen wie der Glanz der Himmelsfeste und die Männer, die viele zum rechten Tun geführt haben, wie die Sterne für immer und ewig. 4 Du, Daniel, halte die Worte geheim und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes! Viele werden nachforschen und die Erkenntnis wird groß sein. 5 Als ich, Daniel, aufblickte, standen noch zwei andere Männer da, der eine diesseits des Flussufers, der andere jenseits. 6 Einer fragte den Mann, der in Leinen gekleidet war und über dem Wasser des Flusses stand: Wie lange dauert es noch bis zum Ende der unbegreiflichen Geschehnisse? 7 Darauf hörte ich den Mann, der in Leinen gekleidet war und über dem Wasser des Flusses stand; er erhob seine rechte und seine linke Hand zum Himmel und schwor bei dem, der ewig lebt: Es dauert noch eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit. Wenn der am Ende ist, der die Macht des heiligen Volkes zerschlägt, dann wird sich das alles vollenden. 8 Ich hörte es, verstand es aber nicht. Darum fragte ich: Mein Herr, was wird das letzte von alldem sein? 9 Er erwiderte: Geh, Daniel! Die Worte bleiben verschlossen und versiegelt bis zur Zeit des Endes. 10 Viele werden geläutert, gereinigt und geprüft. Doch die ruchlosen Sünder sündigen weiter. Von den Sündern wird es keiner verstehen; aber die Verständigen verstehen es. 11 Von der Zeit an, in der man das tägliche Opfer abschafft und den unheilvollen Gräuel aufstellt, sind es zwölfhundertneunzig Tage. 12 Wohl dem, der aushält und dreizehnhundertfünfunddreißig Tage erreicht! 13 Du aber geh dem Ende zu! Du wirst ruhen und auferstehen gemäß deinem Losanteil am Ende der Tage.
Evangelium: Markus 13, 24 – 32
Das Kommen des Menschensohnes
24 Aber in jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; 25 die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. 26 Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. 27 Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.
Der nahe, aber unbekannte Zeitpunkt
28 Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. 29 So erkennt auch ihr, wenn ihr das geschehen seht, dass er nahe vor der Tür ist. 30 Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. 31 Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. 32 Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.