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Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
4. Fastensonntag im Jahreskreis B‘ 2024 Lesung: aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser (2, 4-10) und Evangelium: Johannes 3, 14 – 21, 10.03.2024
Mit seinem Evangelium legt Johannes am Ende des ersten christlichen Jahrhunderts eine erste Deutung der Jesus Geschichte im Sinne einer Theologie (Rede von/über Gott) vor. Hier wird unsere Welt als Ort der dunklen Mächte gesehen, wo die Menschen die Finsternis mehr lieben als das Licht, was das Symbol schlechthin ist für das Wirken Gottes im Auftreten Jesu und der Verkündigung seiner Botschaft.
Am ehesten vielleicht vergleichbar mit einer Theaterszene, wo mit dem Betreten der Bühne durch die heldenhafte Lichtgestalt die Dunkelmänner/-frauen mit all ihren finsteren Machenschaften im Schatten abtauchen. Diesem, dem Licht Abgewandten, gar Widergöttlichen und Verlorenen, steht die Liebe Gottes entgegen mit der Hingabe seines einzigen Sohnes, ‚damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat‘ (Vers 16). Nunmehr kommt Bewegung auf die ‚Lebensbühne‘, denn wir müssen uns irgendwie gegenüber der Lichtgestalt verhalten, entweder durch Wegblicken, Blinzeln, sich mutig dem Grellen aussetzen und sogar entgegengehen, die Hand schützend vor die Augen halten oder einfach in die Grauzonen zurücktreten. Damit wären unsere verschiedenen Glaubenspositionen beschrieben, wobei dem Evangelisten daran gelegen ist, uns irgendwie in das Licht zu bewegen, damit unser Tun und Denken so in Gott vollbracht ist, und wir Teil der Lichtgestalt selber werden (vgl. Vers 21). Doch reagieren wir Menschen auf dieses Licht nicht wie Motten, die davon willenlos angezogen werden und ihm sogar auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind, sondern haben die freie Wahl, woran dem Evangelisten Johannes zutiefst gelegen ist. Die Freiheit aus der wir initiativ werden können durchzieht sein Evangelium wie ein roter Faden, wobei er uns stets die Konsequenzen einer möglichen Fehlentscheidung vor Augen hält, wenn es heißt ‚wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat‘ (Vers 18).
Doch (katholischer) Kirche schien das mit dem ‚nur‘ glauben, ohne dass sich dieser in Taten niederschlägt, immer schon suspekt gewesen zu sein, besonders wenn noch die Freiwilligkeit des Handelns im Spiel ist. Die Folge ist eine uns begleitende Regelungsflut, angefangen bei den 10 Geboten, die jedoch nur in ihrem Zusammenklang ein ausgewogenes göttlich (I-III) / menschliches IV-X) Miteinander garantieren, jedoch nicht in der Fokussierung auf ein einzelnes (VI) ihre Wirkung zeigen. Auch scheint Versöhnung
– mitunter selbst in sakramentaler Form – unabdingbar für eine gelingende Gemeinschaft, jedoch nicht wenn Buße als ‚Beichte‘ permanent angemahnt wird und erst recht, wenn da noch auf ‚Kirchengebote‘ zurückgegriffen wird, um das ‚Verpflichtende‘ deutlich zu machen. Dies dann mit Nachdruck von so manchem ‚Amtsträger‘ immer wieder angemahnt, nicht selten auch zur Bedingung gemacht (Beichte vor Erstkommunion oder Firmung!), hielt das die eine oder andere fromme Seele schon für das heilmachende Licht und ebenso der eine oder andere ‚Sakramentenverwalter‘ sich bis heute für allein legitimiert, zuteilungsberechtigt.
Das Desaster haben wir jetzt und als Quittung einen, kirchengeschichtlich gesehen, unvergleichbaren Schwund an Gläubigen, denen ‚Kirche‘ ja eh nichts zugetraut hat, selbstständig, aus freien Stücken zur Ehre Gottes in die Tat umsetzen zu können! Dabei ist eine solche an den Tag gelegte Heilsangst der Kirchenoberen um ihre Schäfchen – das noch freundlicherweise einmal als lauteres Motiv unterstellt – völlig überflüssig bei einem Blick in die Lesung, den Brief des Apostels Paulus an die Epheser. Da heißt es nämlich ‚Aus Gnade seid ihr gerettet‘, denn dadurch, dass Gott in Jesus Christus gütig an uns gehandelt hat, ‚… wollte er den kommenden Zeiten den überfließenden Reichtum seiner Gnade zeigen‘, die uns durch den Glauben bereits gerettet hat und ‚… nicht aus eigener Kraft‘ (vgl. 4-7).
Für Diskussion, Anregungen und Fragen: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 4. Fastensonntag im Jahreskreis B‘ 2024
Lesung: aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser (2, 4-10)
Vom Tod zum Leben
1 Ihr wart tot infolge eurer Verfehlungen und Sünden. 2 Ihr wart einst darin gefangen, wie es der Art dieser Welt entspricht, unter der Herrschaft jenes Geistes, der im Bereich der Lüfte regiert und jetzt noch in den Ungehorsamen wirksam ist. 3 Unter ihnen haben auch wir alle einmal unser Leben geführt, als wir noch von den Begierden unseres Fleisches beherrscht wurden. Wir folgten dem, was das Fleisch und der böse Sinn uns eingaben, und waren von Natur aus Kinder des Zorns wie auch die anderen. 4-5 Gott aber, der reich ist an Erbarmen, hat uns, die wir infolge unserer Sünden tot waren, in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, zusammen mit Christus lebendig gemacht. Aus Gnade seid ihr gerettet. 6 Er hat uns mit Christus Jesus auferweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz in den himmlischen Bereichen gegeben, 7 um in den kommenden Zeiten den überfließenden Reichtum seiner Gnade zu zeigen, in Güte an uns durch Christus Jesus. 8 Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft – Gott hat es geschenkt -, 9 nicht aus Werken, damit keiner sich rühmen kann. 10 Denn seine Geschöpfe sind wir, in Christus Jesus zu guten Werken erschaffen, die Gott für uns im Voraus bestimmt hat, damit wir mit ihnen unser Leben gestalten.
Evangelium: Johannes 3, 14 – 21
Das Gespräch mit Nikodemus in Jerusalem
1 Es war da einer von den Pharisäern namens Nikodemus, ein führender Mann unter den Juden. 2 Der suchte Jesus bei Nacht auf und sagte zu ihm: Rabbi, wir wissen, du bist ein Lehrer, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, wenn nicht Gott mit ihm ist. 3 Jesus antwortete ihm: Amen, amen, ich sage dir: Wenn jemand nicht von oben geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.[1] 4 Nikodemus entgegnete ihm: Wie kann ein Mensch, der schon alt ist, geboren werden? Kann er etwa in den Schoß seiner Mutter zurückkehren und noch einmal geboren werden? 5 Jesus antwortete: Amen, amen, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus dem Wasser und dem Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen. 6 Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; was aber aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. 7 Wundere dich nicht, dass ich dir sagte: Ihr müsst von oben geboren werden. 8 Der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist. 9 Nikodemus erwiderte ihm: Wie kann das geschehen? 10 Jesus antwortete: Du bist der Lehrer Israels und verstehst das nicht? 11 Amen, amen, ich sage dir: Was wir wissen, davon reden wir, und was wir gesehen haben, das bezeugen wir und doch nehmt ihr unser Zeugnis nicht an. 12 Wenn ich zu euch über irdische Dinge gesprochen habe und ihr nicht glaubt, wie werdet ihr glauben, wenn ich zu euch über himmlische Dinge spreche? 13 Und niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist: der Menschensohn. 14 Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, 15 damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat. 16 Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. 17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. 18 Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat. 19 Denn darin besteht das Gericht: Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. 20 Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. 21 Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.