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Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
PALMSONNTAG im Jahreskreis A‘2023 zum Evangelium nach Matthäus 21, 1-11 und der PASSION, Mt 26, 14-27 . 66, 02.04.2023
Auf der Gegenfahrbahn pünktlich mit dem Oster-Ferien-Beginn eine nicht enden wollende Stauformation und auch das Rauschen der startenden Maschinen vom nahen Flughafen scheint ununterbrochen …
AUFBRUCH … nach Süden und in alle Welt, nach dem Motto, ‚nichts wie weg‘! Aus dem Autoradio kommen dann auch in der Reportage die entsprechenden Informationen über die Ziele und die verschiedenen Beweggründe dazu. Runterkommen, ausspannen, Sonne tanken, sich der Familie widmen können aber auch Abstand gewinnen von dem, was täglich an negativ Nachrichten und Kriegsberichterstattung auf uns einströmt, alles bunt gemischt, jedoch ohne jeglichen Rekus auf das Osterfest.
All das lässt den Osterhasen, der mit seinem symbolträchtigen Eierkorb zum höchsten christlichen Fest daher gehoppelt kommt, weit hinter sich. Gleichfalls wird auch im Evangelium und der bereits an diesem Palm-Sonntag verlesenen Passion von einem AUFBRUCH berichtet, der jedoch zu einem totalen Zusammenbruch am Kreuz führt.
In Anbetracht dieser absoluten Gegensätzlichkeiten stellt sich schon die Frage, warum wir uns das in Kirche Jahr für Jahr immer wieder aufs Neue antun? Könnten wir nicht auch den Weg direkt zur ‚Entspannung‘ wählen ohne über ‚Folter‘, ‚Leid‘ und ‚Tod‘ gehen zu müssen?
In der Tat führen uns die liturgischen Texte in die Karwoche, welche thematisch gefüllt ist mit Sorge, Trauer und Wehklagen, um dann in der ‚Auferstehung Jesu‘ eine kaum nachzuvollziehende Wende zu nehmen.
Diesen Spannungsbogen in den Gottesdiensten mit zu erleben, heißt, sich exemplarisch einzulassen auf das, was sich in unser aller Leben wiederfinden lässt, Krankheit, Leid, Tod und Trauer. Ob sich dann in all dem Bunten an Ostern auch tatsächlich ein Glaube herauskristallisiert, der dieses absolut gesetzte irdische Ende in eine lebendige Ewigkeit hinüber durchbricht, das mag dann noch dahingestellt bleiben! Zunächst eröffnet uns die Passion (Leidensgeschichte Jesu) einen Blick auf dieses Ende und auf all das menschlich Abgründige, was dazu beiträgt. So zu sagen eine gebeamte (Vor)-Schau, um zumindest nicht völlig ahnungslos da zu stehen, wenn’s hereinbricht und reagieren zu können, falls man(n)/frau dann überhaupt noch reagieren kann oder eben aus- und durchzuhalten im dann nur noch zu erleidenden Zusammenbruch.
Vermag diese Momentaufnahme tatsächlich nicht mehr? Das Einüben eines Gefasst-Seins, um dann doch dem Weg allen Irdischen nicht ausweichen zu können? Könnte da tatsächlich nicht mehr bei rumkommen?
Denn obwohl wir täglich mittels Informationsflut in so viele Abgründe schauen können, scheinen wir doch immer wieder den gleichen Verhaltensmustern erlegen, was Machtstrukturen, Klimawandel oder Friedenspolitik betrifft. Tatsächlich wird sich von jetzt auf gleich nur selten Veränderung in Lebensgewohnheit und Verhalten einstellen, doch und darauf setzt auch das immer wieder erneute Hören der Passionsgeschichte, dass ich da langsam mein Leben ändere für die Zeit, die mir noch bleibt, damit ‚Auferstehung‘ an meinem Verhalten sichtbar wird für die anderen und damit begreifbar schon im Hier und Jetzt.
Erst wenn in dieser Form ‚vor-gespurt‘ wird, könnten andere ‚nach-folgen‘ und wäre Veränderung dann im Großen möglich. Doch im Moment scheint die Verfasstheit von Kirche eher davon abzulenken, als dass es gelingt, durch das bunte Osterwirrwarr hindurch sich der Frage nach einem ‚Mehr‘ zu widmen, nach dem, was Leben ausmacht und womöglich gar ein ‚Nichts‘, was zunehmend für viele nach dem Tod käme, dann seine Entgrenzung im unendlich Göttlichen finden könnte.
Für Diskussion, Anregungen und Fragen: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum PALMSONNTAG im Lesejahr A‘2023
Evangelium: Matthäus 21, 1 – 11
Der Einzug in Jerusalem
1 Als sie sich Jerusalem näherten und nach Betfage am Ölberg kamen, schickte Jesus zwei Jünger aus 2 und sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; dort werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr. Bindet sie los und bringt sie zu mir! 3 Und wenn euch jemand zur Rede stellt, dann sagt: Der Herr braucht sie, er lässt sie aber bald zurückbringen. 4 Das ist geschehen, damit sich erfüllte, was durch den Propheten gesagt worden ist: 5 Sagt der Tochter Zion: / Siehe, dein König kommt zu dir. / Er ist sanftmütig / und er reitet auf einer Eselin / und auf einem Fohlen, / dem Jungen eines Lasttiers. 6 Die Jünger gingen und taten, wie Jesus ihnen aufgetragen hatte. 7 Sie brachten die Eselin und das Fohlen, legten ihre Kleider auf sie und er setzte sich darauf. 8 Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf dem Weg aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. 9 Die Leute aber, die vor ihm hergingen und die ihm nachfolgten, riefen: Hosanna dem Sohn Davids! / Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. / Hosanna in der Höhe![1] 10 Als er in Jerusalem einzog, erbebte die ganze Stadt und man fragte: Wer ist dieser? 11 Die Leute sagten: Das ist der Prophet Jesus von Nazaret in Galiläa.
PASSION nach Matthäus 27, 11 – 54 (Kurzfassung)
Das Verhör vor Pilatus
11 Als Jesus vor dem Statthalter stand, fragte ihn dieser: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Du sagst es.[2] 12 Als aber die Hohepriester und die Ältesten ihn anklagten, gab er keine Antwort. 13 Da sagte Pilatus zu ihm: Hörst du nicht, was sie dir alles vorwerfen? 14 Er aber antwortete ihm auf keine einzige Frage, sodass der Statthalter sehr verwundert war. 15 Jeweils zum Fest pflegte der Statthalter einen Gefangenen freizulassen, den das Volk verlangte. 16 Damals war gerade ein berüchtigter Mann namens Jesus Barabbas im Gefängnis. 17 Pilatus fragte nun die Menge, die zusammengekommen war: Was wollt ihr? Wen soll ich freilassen, Jesus Barabbas oder Jesus, den man den Christus nennt? 18 Er wusste nämlich, dass man Jesus nur aus Neid an ihn ausgeliefert hatte. 19 Während Pilatus auf dem Richterstuhl saß, sandte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen: Habe du nichts zu schaffen mit jenem Gerechten! Ich habe heute seinetwegen im Traum viel gelitten. 20 Inzwischen überredeten die Hohepriester und die Ältesten die Menge, die Freilassung des Barabbas zu fordern, Jesus aber hinrichten zu lassen. 21 Der Statthalter fragte sie: Wen von beiden soll ich freilassen? Sie riefen: Barabbas! 22 Pilatus sagte zu ihnen: Was soll ich dann mit Jesus tun, den man den Christus nennt? Da antworteten sie alle: Ans Kreuz mit ihm! 23 Er erwiderte: Was für ein Verbrechen hat er denn begangen? Sie aber schrien noch lauter: Ans Kreuz mit ihm! 24 Als Pilatus sah, dass er nichts erreichte, sondern dass der Tumult immer größer wurde, ließ er Wasser bringen, wusch sich vor allen Leuten die Hände und sagte: Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen. Das ist eure Sache! 25 Da rief das ganze Volk: Sein Blut – über uns und unsere Kinder! 26 Darauf ließ er Barabbas frei, Jesus aber ließ er geißeln und lieferte ihn aus zur Kreuzigung.
Die Verspottung Jesu durch die römischen Soldaten
27 Da nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus, führten ihn in das Prätorium und versammelten die ganze Kohorte um ihn. 28 Sie zogen ihn aus und legten ihm einen purpurroten Mantel um. 29 Dann flochten sie einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf das Haupt und gaben ihm einen Stock in die rechte Hand. Sie fielen vor ihm auf die Knie und verhöhnten ihn, indem sie riefen: Sei gegrüßt, König der Juden! 30 Und sie spuckten ihn an, nahmen ihm den Stock wieder weg und schlugen damit auf seinen Kopf.
Kreuzweg und Kreuzigung
31 Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen sie ihm den Mantel ab und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an. Dann führten sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen. 32 Auf dem Weg trafen sie einen Mann aus Kyrene namens Simon; ihn zwangen sie, sein Kreuz zu tragen. 33 So kamen sie an den Ort, der Golgota genannt wird, das heißt Schädelhöhe. 34 Und sie gaben ihm Wein zu trinken, der mit Galle vermischt war; als er aber davon gekostet hatte, wollte er ihn nicht trinken. 35 Nachdem sie ihn gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleider, indem sie das Los über sie warfen. 36 Dann setzten sie sich nieder und bewachten ihn dort. 37 Über seinem Kopf hatten sie eine Aufschrift angebracht, die seine Schuld angab: Das ist Jesus, der König der Juden. 38 Zusammen mit ihm wurden zwei Räuber gekreuzigt, der eine rechts von ihm, der andere links. 39 Die Leute, die vorbeikamen, verhöhnten ihn, schüttelten den Kopf 40 und riefen: Du willst den Tempel niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen? Wenn du Gottes Sohn bist, rette dich selbst und steig herab vom Kreuz! 41 Ebenso verhöhnten ihn auch die Hohepriester, die Schriftgelehrten und die Ältesten und sagten: 42 Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten. Er ist doch der König von Israel! Er soll jetzt vom Kreuz herabsteigen, dann werden wir an ihn glauben. 43 Er hat auf Gott vertraut, der soll ihn jetzt retten, wenn er an ihm Gefallen hat; er hat doch gesagt: Ich bin Gottes Sohn. 44 Ebenso beschimpften ihn die beiden Räuber, die mit ihm zusammen gekreuzigt wurden.
Der Tod Jesu
45 Von der sechsten Stunde an war Finsternis über dem ganzen Land bis zur neunten Stunde. 46 Um die neunte Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Eli, Eli, lema sabachtani?, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? 47 Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Er ruft nach Elija. 48 Sogleich lief einer von ihnen hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf ein Rohr und gab Jesus zu trinken. 49 Die anderen aber sagten: Lass, wir wollen sehen, ob Elija kommt und ihm hilft. 50 Jesus aber schrie noch einmal mit lauter Stimme. Dann hauchte er den Geist aus. 51 Und siehe, der Vorhang riss im Tempel von oben bis unten entzwei. Die Erde bebte und die Felsen spalteten sich. 52 Die Gräber öffneten sich und die Leiber vieler Heiligen, die entschlafen waren, wurden auferweckt. 53 Nach der Auferstehung Jesu verließen sie ihre Gräber, kamen in die Heilige Stadt und erschienen vielen. 54 Als der Hauptmann und die Männer, die mit ihm zusammen Jesus bewachten, das Erdbeben bemerkten und sahen, was geschah, erschraken sie sehr und sagten: Wahrhaftig, Gottes Sohn war dieser!