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Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
II. Sonntag der Osterzeit C (2025) ‚Weißer Sonntag‘ Lesung: Apg 5, 12 – 16 und Evangelium: Johannes 20, 19 – 31, 27.04.2025
‚Der Papst ist tot, es lebe der Glaube!‘
Was zunächst wie eine recht gewagte und keck in die Welt gesetzte These klingt, lässt sich bei genauerer Betrachtung doch nicht von der Hand weisen. Denn alles scheint im Moment nach Rom zu blicken und macht die anderen, weitaus brennenderen Konflikte und Probleme dieser Welt wie vergessen. Nicht nur, dass zig Tausende in einer, Stunden raubenden Warteschlange verbringen, um nur für einen ganz kurzen Augenblick vis á vis dem toten Paps Franziskus sein zu können, überschlägt sich auch die Weltpresse in Äußerungen mehr oder weniger gewichtiger Persönlichkeiten und ungezählter Kommentierungen über das vergangene Pontifikat.
Es sind eben nicht die minder wenigen ‚Skandale‘ der Institution Kirche, die die Menschen zu bewegen scheinen, sondern wie der Christ, Jorge Mario Bergoglio, in seiner Funktion als Oberhaupt einer immerhin 1,4 Milliarden Menschen zählenden Institution damit umgegangen ist. Wie es ihm immer wieder gelang, Probleme mit dem eindeutigen Hinweis auf die Verwurzelung im Glauben anzugehen und bisweilen auch zu lösen bei einem gleichzeitigen Aufzeigen von Zukunftsperspektiven, damit die ‚Vielfalt in Einheit‘, mit dem prägnanten Namen ‚Kirche’, gewahrt bleibt, wo die Menschen eben aus dem einen Glauben heraus sich als eine Gemeinschaft gerufen sehen.
Dass brachte in der römischen Kurie nicht nur weit entlegene ‚Chefposten‘ ein für ewig gestrige Würdenträger irgendwo im Nirgendwo, sondern auch der synodal aufgeheizten und ortsgemeindlich sich in Mitbestimmung ergehenden deutschen Kirche bisweilen römische Ordnungsrufe ob der eingeforderten Aufbrüche für die nächst höhere Ebene, mit dem Hinweis, da möglicherweise nicht mehr konform zu sein. Sicher lässt sich darüber theologisch trefflich streiten!
Selbst dass der Lateinamerikaner aus dem recht konservativ orientierten Argentinien im stets gesetzten Alter – was die ‚Frauen-Frage‘ betraf – nicht über seinen Schatten springen konnte, hat ihm als Papst Franziskus keinen Abbruch getan, um ihn posthum nun allseits als einen Menschen des Glaubens zu würdigen. Von daher will ich dem Moment am offenen Sarg im Petersdom nicht seine tiefere Wirkung auf den Glauben und einen zukünftigen Umgang mit dem ansonsten ‚unbegreiflichen Gott‘ absprechen. Zumal ja gerade dies, Jesus nicht begreifen können und dennoch zu glauben, schon im Evangelium als ein höherer Level mit ‚selig‘ bezeichnet wird, was dem sogenannten ‚ungläubigen Thomas‘ bis dato noch nicht gelungen war. In der Tat gibt es alles entscheidende Momente und Augen-Blicke, die im weiteren Verlauf des Lebens immer wieder aufblitzen und vielleicht dann an ein ‚seliges‘ Glauben-können erinnern lassen und selbst das von allen möglichen Positionen her abgesicherte Wissen-müssen in den Schatten zu stellen vermag. Auch wenn von vielen in der jetzigen Form von Kirche die Augen-Blicke nicht mehr wahrgenommen werden wollen, finden sie dennoch statt. Nicht unter ganz so spektakulären Voraussetzungen wie jetzt in Rom, jedoch wenn von diesem sogenannten ‚Weißen Sonntag‘ an bis Pfingsten hin, die Kommunionkinder, dann als ‚Vollmitglieder‘ in ihrem feinen Dress und den weißen Kleidchen um die Kirche sausen, mag das so ein Augen-Blick für uns sein.‚
Für Diskussion, Anregungen und Fragen: jan.opiela@web.de
Biblische Texte:
Erste Lesung (Apg 5,12-16)
12 Durch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder im Volk. Alle kamen einmütig in der Halle Salomos zusammen. 13 Von den Übrigen wagte niemand, sich ihnen anzuschließen; aber das Volk schätzte sie hoch. 14 Immer mehr wurden im Glauben zum Herrn geführt, Scharen von Männern und Frauen. 15 Selbst die Kranken trug man auf die Straßen hinaus und legte sie auf Betten und Liegen, damit, wenn Petrus vorüberkam, wenigstens sein Schatten auf einen von ihnen fiel. 16 Auch aus den Städten rings um Jerusalem strömten die Leute zusammen und brachten Kranke und von unreinen Geistern Geplagte mit. Und alle wurden geheilt.
Evangelium Joh 20,19–31
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
19Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! 20Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. 21Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
23Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten. 24Thomas, der Dídymus genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. 25Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. 26Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! 27Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände!
Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!
28Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott! 29Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.
30Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind. 31Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.