

Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
25. Sonntag im Jahreskreis A‘2023 Lesung: aus dem Buch Jesája (55, 6-9) und
Evangelium: Matthäus 20, 1 – 16a, 24.09.2023
Ganz gleich an welcher Stellschraube (Lohn, Beamtenbezüge, Kindergrundsicherung, Rente, Steuern oder Bürgergeld, usw.) gedreht wird, augenblicklich hallt Echo gleich auch schon Widerspruch durch die Republik. So wurde mit der Ankündigung, das Bürgergeld zu erhöhen, nach der Relation zu den unteren Lohngruppen gefragt und umgehend von der konservativen Opposition festgehalten, dass Arbeit sich ja nun schließlich ‚mehr‘ lohnen müsse.
Auf diesem Hintergrund fällt Jesus mit seinem Gleichnis von den ‚Arbeitern im Weinberg‘ durch alle Raster und bekäme schon in unserer Kirche mit seinem sozialistisch angehauchten Einheitslohn keine Schnitte, genauso wie die KAB (Katholische Arbeitnehmer Bewegung) mit ihrem Grundlohnmodell für alle auf verlorenem Posten kämpft.
Selbst wenn schon Kirche seit Jahren kein ernst zu nehmender Gesprächspartner mehr für die Politik in sozial- und gesellschaftspolitischen Fragen zu sein scheint, stellen erst recht innerkirchlich immer mehr Frauen, Männer und Jugendliche ihr ehrenamtliches Engagement ein und wird schon mit Schrecken auf die Neuwahl 2025 der kompletten Kirchvorstände für die pastoralen Großräume im gesamten Erzbistum Köln geschaut.
Man(n)/frau hat sich im Privaten eingerichtet, ‚mischt sich nicht mehr ein‘, ‚lässt eher die Profis dran‘ und meint vielfach, für die Höhe der Kirchensteuer nicht auch noch ‚für lau‘ nun fachlich versiert und voll haftend für den dann doch letztentscheidenden Klerus in die Bresche springen zu müssen.
Vielleicht mag Gesellschaft ja noch als ‚Addition von Privatem‘ in gewisser Weise funktionieren, jedoch kann sich Kirche das Ende einer Communio, einem gemeinschaftlichen Mit- und Füreinander schon von der Lehre Jesu her nicht leisten.
Mit Blick auf das Evangelium könnte man meinen, dass Jesus schon recht früh dieses typisch menschliche Phänomen festgestellt hat und mit seiner Gleichnis-Erzählung aufdecken möchte. Auch hat er unmittelbar unsere entsprechenden Reaktionen im Erzählverlauf mitgeliefert: die Schmerzgrenze, die schon mit der Anwerbung zum gleichen Lohn um ‚5 Minuten vor 12‘ bereits bei den Zuhörern überschritten ist, die Rechtfertigungsversuche des Gutsbesitzers, doch nur das Vereinbarte auszuzahlen und gleichsam in die Ecke gedrängt, sich auch noch rechtfertigen zu müssen, dass es doch schließlich sein Geld sei, bis zu dem Moment, wo er pampig wird ‚Nimm dein Geld und geh!‘ (Vers 14).
Gott / Jesus in den Personen als Gutsbesitzer und Verwalter gerät in Beweisnot, denn in dem einen Denar ist das Himmelreich enthalten, was es weder weniger noch mehr, sondern für alle nur gleich und einzigartig gibt. Denn darum stritten schon zur Zeit des Evangelisten Matthäus die Altchristen, welche in der Gründungsphase der Gemeinden Verfolgung, Schmach und Nachteile hatten erleiden müssen, mit den Neuchristen, die förmlich dann ins gemachte Bett gefallen waren.
Damals wie heute geht es also um ‚mein‘ Himmelreich, was ich mir gegebenenfalls verdient habe, wo jedoch Gott dann die Notbremse ziehen muss mit dem so ganz unvermittelt dastehenden Schlusssatz ‚So werden die Letzten die Ersten sein‘ (Vers 16a).
Aber selbst dieses Manifest wissen wir noch typisch menschlich zu nehmen und zwar als lapidare Entschuldigung für unser ‚zu spät kommen‘. Gestehen wir doch Gott endlich sein GottSein zu und versuchen nicht, IHN auf unser menschliches Format zu minimieren, sondern nehmen unser Berufen-sein als Christen ernst und machen uns zu IHM auf den Weg.
In der beginnenden Woche (25. September) wird uns mit dem Heiligen Nikolaus von Flüe (1417-21.3.1487), dem Nationalheiligen aus der Mittel-Schweiz ein solcher Mensch vorgestellt, der uns aber genauso gegen den Strich geht und die Meinungen arg spaltet. Denn nach 50 Jahren typisch menschlichen Mitmischens auf allen Ebenen des (gesellschaftlichen) Lebens, zog er sich für die ihm noch verbleibenden 20 Jahre aus allem zurück, ließ Frau, 10 Kinder und Hofgut zurück, um sich im Ranft (Tal) als Gott-Sucher zu betätigen. Gemäß seiner Vision, wo er Turm gleich das ‚einig Wesen‘, Gott, mit der Welt verbindet, gelang ihm auch der noch für die heutige Schweiz initiale Friedensschluss zwischen den verfeindeten Gründungs-Kantonen.
Für Diskussion, Anregungen und Fragen: jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 25. Sonntag im Jahreskreis A‘ 2023
Lesung: aus dem Buch des Propheten Jesaja (55, 6 – 9)
Mahnung zur Gottsuche
6 Sucht den HERRN, er lässt sich finden, / ruft ihn an, er ist nah! 7 Der Frevler soll seinen Weg verlassen, / der Übeltäter seine Pläne. Er kehre um zum HERRN, / damit er Erbarmen hat mit ihm, und zu unserem Gott; / denn er ist groß im Verzeihen.
Vertrauen auf die Wirksamkeit des göttlichen Wortes
8 Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken / und eure Wege sind nicht meine Wege – / Spruch des HERRN. 9 So hoch der Himmel über der Erde ist, / so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege / und meine Gedanken über eure Gedanken. 10 Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt / und nicht dorthin zurückkehrt, ohne die Erde zu tränken und sie zum Keimen und Sprossen zu bringen, / dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, 11 so ist es auch mit dem Wort, / das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, / ohne zu bewirken, was ich will, / und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe.
Evangelium: Matthäus 20, 1 – 16 a
Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg
1 Denn mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen hinausging, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben. 2 Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg. 3 Um die dritte Stunde ging er wieder hinaus und sah andere auf dem Markt stehen, die keine Arbeit hatten. 4 Er sagte zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was recht ist. 5 Und sie gingen. Um die sechste und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder hinaus und machte es ebenso. 6 Als er um die elfte Stunde noch einmal hinausging, traf er wieder einige, die dort standen. Er sagte zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig? 7 Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben. Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! 8 Als es nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter und zahl ihnen den Lohn aus, angefangen bei den Letzten, bis hin zu den Ersten! 9 Da kamen die Männer, die er um die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder erhielt einen Denar. 10 Als dann die Ersten kamen, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber auch sie erhielten einen Denar. 11 Als sie ihn erhielten, murrten sie über den Gutsherrn 12 und sagten: Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet und du hast sie uns gleichgestellt. Wir aber haben die Last des Tages und die Hitze ertragen. 13 Da erwiderte er einem von ihnen: Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart? 14 Nimm dein Geld und geh! Ich will dem Letzten ebenso viel geben wie dir. 15 Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder ist dein Auge böse, weil ich gut bin? 16 So werden die Letzten Erste sein und die Ersten Letzte.[1]