

Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
IV. Sonntag der Osterzeit C (2025) Lesung Apostelgeschichte 13, 14.43b-52 u. Evangelium Johannes 10, 27-30, 11.05.2025
Das was sich vom undefinierten Qualm zum ‚weißen Rauch‘ entwickelte, versetzte tausende von wartenden Menschen förmlich in Ekstase und als sich zunächst die Gardinen hinter der Flügeltür der Segensloggia bewegten und diese dann weit geöffnet wurden, brachen alle Dämme, wobei die freigesetzten Emotionen förmlich in das ‚habemus papam‘ einzumünden schienen. Ein Jahrtausend altes Ritual fand nun seinen Höhepunkt in der Präsentation des neuen Papstes, Leo XIV.
Schon die Tage zuvor konnte man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass gefühlt, die ganze Welt einem riesigen Historienspektakel beiwohnen durfte, als sich nun die 133 wahlberechtigten Kardinäle in Reih und Glied zum ‚Konklave‘ in die Sixtinische Kapelle zurückzogen. Für einen Moment waren die vielschichtigen Probleme dieser Welt wie vergessen, zumal die Bilder eine Sogkraft entfalteten, derer man sich nur schwer entziehen konnte. Wer jetzt mit der Forderung nach der ‚Frauenweihe‘ und einer allumfassenden ‚Synodalität‘ dahergekommen wäre, hätte sich als Nörgler und Spielverderber höchstwahrscheinlich recht unbeliebt gemacht. Doch bei einer reflektierten Betrachtung kann man nicht leugnen, dass sich hier nur Männer und dazu noch in einem vielfach recht gesetzten Alter, nach einer kaum zu durchblickenden Choreographie bewegt und verhalten haben, um dann in einem Männerbündlerischen Ritual gleich, den Chef einer 1,4 Milliarden Mitglieder starken Organisation auszuwählen.
Doch ‚Kirche‘ besteht bekanntermaßen zumindest zur Hälfte, wenn nicht sogar darüber hinaus aus Frauen und vor Ort werden die Gemeindeaktivitäten hauptsächlich von ihnen gestemmt. Wie wollen wir das zusammenbringen und darüber hinaus in Gleichberechtigung groß gewordenen jungen Leuten unserer Zeit, wie auch nach einem allumfassenden Gott Suchenden, das noch als vom Geist der Bibel her inspiriert, ‚verkaufen‘?
Marktschreierisch wird uns das erst recht nicht gelingen, selbst wenn wir heute versuchen, mit eventhaften Glaubenszusammenkünften mittels Anbetung und Lebensbekenntnissen von Speaker- Persönlichkeiten zu trumpfen.
Warum das keine Aussicht auf Erfolg haben dürfte, bedarf zunächst nicht großer wissenschaftlicher und soziologisch kluger Studien, nur eines Blickes in das Evangelium des Johannes. Da ist der Hirte, der die Sprache der ‚Schafe‘ zu sprechen scheint, zumindest ihr Sein so durchdrungen hat, dass sie auf seine Stimme hören, weil sie ihn eben (inhaltlich) verstehen können. Aus dem Kennen ergibt sich dann über einen längeren Zeitraum auch ein ‚Erkennen‘, das über eine Vertrautheit letztendlich zu einem ‚Vertrauen‘ heranreift, so dass ein ‚Folgen‘ selbst in ungeahnte geistliche Dimensionen, wie der Auferstehung von den Toten möglich wird. Ein Prozess der immer und immer wieder des Anstoßes, durch besonders begeisternde Frauen und Männer im Glauben bedarf und nicht zuletzt Kontinuität und Verlässlichkeit voraussetzt, selbst wenn es um so scheinbar Nebensächliches wie Ort und Zeit geht. Da all das Flächen deckend innerkirchlich wohl kaum gegeben sein wird, scheint die Botschaft, welche doch immer wieder Menschen über Jahrhunderte hin hat Hoffen lassen, im Moment jedenfalls keine aufhorchend wahrnehmbare Alternative zur Krisenbewältigung zu sein.
Auf dem Hintergrund einer unabdingbar notwendigen Begeisterung für die Frohe Botschaft mag Papst Leo wohl Recht haben, wenn nun schon eine frühere Äußerung von ihm die Runde macht, dass ‚Kirche nicht die Spiegelung von Welt‘ sein kann. Doch wie wollen wir die ‚Repräsentatio‘ Jesu Christi, besonders sakramental in dieser Zeit bewerkstelligen, wenn wir schlichtweg mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung, die Frauen, bei den uns aus diesem Grund so wichtigen Weiheämtern dann einfach außen vorlassen?
Für Rückfragen und zur Diskussion jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 4. Sonntag in der Osterzeit C (2025)
Lesung: Apostelgeschichte 13, 14.43b-52
Das Wirken des Barnabas und des Paulus in Antiochia in Pisidien
14 Sie selbst wanderten von Perge weiter und kamen nach Antiochia in Pisidien. Dort gingen sie am Sabbat in die Synagoge und setzten sich. … schlossen sich viele Juden und fromme Proselyten Paulus und Barnabas an. Diese redeten ihnen zu und ermahnten sie, der Gnade Gottes treu zu bleiben. 44 Am folgenden Sabbat versammelte sich fast die ganze Stadt, um das Wort des Herrn zu hören. 45 Als die Juden die Scharen sahen, wurden sie eifersüchtig, widersprachen den Worten des Paulus und stießen Lästerungen aus. 46 Paulus und Barnabas aber erklärten freimütig: Euch musste das Wort Gottes zuerst verkündet werden. Da ihr es aber zurückstoßt und euch selbst des ewigen Lebens für unwürdig erachtet, siehe, so wenden wir uns jetzt an die Heiden. 47 Denn so hat uns der Herr aufgetragen: Ich habe dich zum Licht für die Völker gemacht, bis an das Ende der Erde sollst du das Heil sein. 48 Als die Heiden das hörten, freuten sie sich und priesen das Wort des Herrn; und alle wurden gläubig, die für das ewige Leben bestimmt waren. 49 Das Wort des Herrn aber verbreitete sich in der ganzen Gegend. 50 Die Juden jedoch hetzten die vornehmen gottesfürchtigen Frauen und die Ersten der Stadt auf, veranlassten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas und vertrieben sie aus ihrem Gebiet. 51 Diese aber schüttelten gegen sie den Staub von ihren Füßen und zogen nach Ikonion. 52 Und die Jünger wurden mit Freude und Heiligem Geist erfüllt.
Evangelium: Johannes 10, 27-30
Jesus beim Fest der Tempelweihe in Jerusalem
22 Um diese Zeit fand in Jerusalem das Tempelweihfest statt. Es war Winter 23 und Jesus ging im Tempel in der Halle Salomos auf und ab. 24 Da umringten ihn die Juden und fragten ihn: Wie lange hältst du uns noch hin?
Wenn du der Christus bist, sag es uns offen! 25 Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, aber ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters vollbringe, legen Zeugnis für mich ab; 26 ihr aber glaubt nicht, weil ihr nicht zu meinen Schafen gehört. 27 Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. 28 Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen. 29 Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen.[1] 30 Ich und der Vater sind eins. 31 Da hoben die Juden wiederum Steine auf, um ihn zu steinigen. 32 Jesus hielt ihnen entgegen: Viele gute Werke habe ich im Auftrag des Vaters vor euren Augen getan. Für welches dieser Werke wollt ihr mich steinigen? 33 Die Juden antworteten ihm: Wir steinigen dich nicht wegen eines guten Werkes, sondern wegen Gotteslästerung; denn du bist nur ein Mensch und machst dich selbst zu Gott. 34 Jesus erwiderte ihnen: Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz: Ich habe gesagt: Ihr seid Götter? 35 Wenn er jene Menschen Götter genannt hat, an die das Wort Gottes ergangen ist, und wenn die Schrift nicht aufgehoben werden kann, 36 dürft ihr dann von dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat, sagen: Du lästerst Gott – weil ich gesagt habe: Ich bin Gottes Sohn? 37 Wenn ich nicht die Werke meines Vaters vollbringe, dann glaubt mir nicht! 38 Aber wenn ich sie vollbringe, dann glaubt wenigstens den Werken, wenn ihr mir nicht glaubt! Dann werdet ihr erkennen und einsehen, dass in mir der Vater ist und ich im Vater bin. 39 Wieder suchten sie ihn festzunehmen; er aber entzog sich ihrem Zugriff.