

Jan Opiéla, kath. Seelsorger
für ‚Roma u. Sinti‘ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz
und Präses der Katholischen Landvolkbewegung im Erzbistum Köln
29. Sonntag im Jahreskreis A‘2023 Lesung: aus dem Buch Jesája (45, 1.4-6) und Evangelium: Matthäus 22, 1 5 – 21, 22.10.2023
Steuern … davon sind von klein auf alle betroffen, meinen alle mitreden, zumindest mit schimpfen zu können und nimmt man(n)/frau dann doch irgendwann fachlichen Rat in Anspruch, da der Durchblick mit ‚unerhörten‘ Steuer Voraus- oder Nachzahlungen sein jähes Ende gefunden hat.
Da wird nun ausgerechnet Jesus angefragt, der sich schon zuvor mit dem allseits verhassten, kleinen und fiesen Steuereintreiber Zachäus abgegeben hatte und wohl auch immer wieder mit Zöllnern zu Tisch saß. Doch ging es dabei meist um persönliche Verfehlungen einzelner, die ihren eigenen Vorteil beim öffentlichen Einnahmewesen gesucht hatten, hier jedoch steht das Wesentliche im Vordergrund.
Zumindest versuchten die Interessengruppen und Parteigänger der damaligen Zeit die ‚Standfestigkeit‘ Jesu in Bezug auf den vermeintlichen Interessenkonflikt, Gott:Steuern austesten zu wollen.
Die Pharisäer hätten ein JA zu den Steuern, sicher mit Murren hingenommen, denn bei allem Wenn und Aber stand bei ihnen das Wohl des auserwählten Volk Gottes im Vordergrund. Für die Herodianer kam natürlich nur ein uneingeschränktes JA in Frage, da sie mit der römischen Besatzungsmacht kollaborierten. Hingegen wollten die Zeloten ein klares NEIN hören, denn für diese Gruppe war Gott die einzig anzuerkennende Größe und daneben gab es keine Untertanenstellung mehr.
Mit einem eindeutigen JA hätte Jesus also seine Gottessohnschaft in Frage gestellt und den Zorn der Zeloten auf sich gezogen und bei einem NEIN eine Anklage wegen offensichtlicher Nähe zu den Staatsfeinden zu erwarten gehabt.
Egal wie, das Dilemma der Menschen in der damaligen Zeit war genauso offensichtlich, wie der ‚Denar‘ in der offenen Hand und allseits bekannt. Mit der Prägung auf der Münze, ‚Kaiser Tiberius, des göttlichen Augustus anbetungswürdiger Sohn und oberster Priester‘ wurde mit jeder erfolgten Nutzung als Zahlungsmittel eine Gotteslästerung begangen und mit der Entrichtung von Steuern sogar die Besatzungsmacht unterstützt von der das auserwählte Volk Gottes fremdbestimmt wurde.
Machen wir einen Sprung in unsere Zeit und weiten das Problemfeld aus auf ‚Kirche‘ und Steuern, wobei Kirche ja unter anderem auch die Institution ist, welche die Botschaft Gottes in die Welt und unter die Menschen bringen soll, hätte Jesus vielleicht einen eher mitleidvollen Ausruf verwendet.
Denn in ‚ihr Heuchler‘ (Vers 18) klingt noch eine durch die Fragestellung intendierte böse Absicht an, was ja mit Sicherheit alle die, welche aus dem ‚Kirchensteuersystem‘ austreten, gerade aufdecken wollen.
Doch widersinniger Weise hat ihr Schritt zurzeit keinerlei Auswirkungen, denn 2022 wurde das allzeit je höchste Kirchensteueraufkommen registriert, was über andere Pflichtabgaben zustande kam.
Womöglich kommt die anstellende Firma, über eine Holding per Briefkastenfirma in einer der weltweiten Steueroasen völlig steuerreduziert davon, während der Steueranteil des/der hier vor Ort Mitarbeitenden gerade in Raketenform unendliches menschliches Leid verursacht.
Ganz gleich ob das nun geschieht, weil wir aufgrund einer aus der deutschen Geschichte erwachsenen ‚Staatsräson‘ verpflichtet scheinen oder das Mächteverhältnis in Europa ohne unser ‚indirektes Eingreifen‘ zu kippen droht; vielleicht wären wir aus dem Blickwinkel Jesu dann eher als ‚arme Socken‘ zu bezeichnen, da wir schuldlos dieser Spirale von Eskalationen momentan nicht mehr entkommen können.
Auch wenn er uns mit dem Satz ‚So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört und Gott, was Gott gehört‘ (Vers 21) keine ‚Betriebsanleitung‘ geben will, sondern die Entscheidung unseren klassischen menschlichen Argumentationsweisen entzieht und auf eine Ebene stellt, wo nicht mehr zu wählen ist: zwischen dem relativ Vergänglichen und dem wesentlichen Kern der Schöpfung, der Personalität des Menschen und seiner Bezogenheit auf Gott hin.
Jesus akzeptiert ein nebeneinander, doch vertraut er darauf, dass wir uns ihm stärker zugehörig fühlen und ganz in Freiheit die Anbindung an ihn immer wieder suchen und so mit unserem Verhalten ‚Welt‘ auf Dauer ganz durchsetzen werden
für Rückfragen und Diskussion jan.opiela@web.de
Biblische Texte zum 29. Sonntag im Jahreskreis A‘ 2023
Lesung: aus dem Buch Jesája (45, 1.4 – 6
1 So spricht der HERR zu seinem Gesalbten, zu Kyrus: / Ich habe ihn an seiner rechten Hand gefasst, um ihm Nationen zu unterwerfen; Könige entwaffne ich, / um ihm Türen zu öffnen und kein Tor verschlossen zu halten:[1] 2 Ich selbst gehe vor dir her / und ebne Ringmauern ein. Ich zertrümmere bronzene Tore / und zerschlage eiserne Riegel.[2] 3 Ich gebe dir verborgene Schätze / und Reichtümer, die im Dunkel versteckt sind. So sollst du erkennen, dass ich der HERR bin, / der dich bei deinem Namen ruft, ich, Israels Gott. 4 Um meines Knechtes Jakob willen, / um Israels, meines Erwählten, willen / habe ich dich bei deinem Namen gerufen; ich habe dir einen Ehrennamen gegeben, / ohne dass du mich kanntest. 5 Ich bin der HERR und sonst niemand; / außer mir gibt es keinen Gott. Ich habe dir den Gürtel angelegt, / ohne dass du mich kanntest, 6 damit man vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang erkennt, / dass es außer mir keinen Gott gibt. / Ich bin der HERR und sonst niemand. 7 Der das Licht formt und das Dunkel erschafft, / der das Heil macht und das Unheil erschafft, / ich bin der HERR, der all dies macht. 8 Taut, ihr Himmel, von oben, / ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit regnen! Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor, / sie lasse Gerechtigkeit sprießen. / Ich, der HERR, erschaffe es.
Evangelium: Matthäus 22, 15 – 21
Die Frage nach der kaiserlichen Steuer
15 Damals kamen die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen. 16 Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du die Wahrheit sagst und wahrhaftig den Weg Gottes lehrst und auf niemanden Rücksicht nimmst, denn du siehst nicht auf die Person. 17 Sag uns also: Was meinst du? Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? 18 Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum versucht ihr mich? 19 Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denar hin. 20 Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? 21 Sie antworteten ihm: Des Kaisers. Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört! 22 Als sie das hörten, staunten sie, ließen ihn stehen und gingen weg.