… so ist der Ausspruch noch nicht bekannt, vielleicht aber in der Wort- und Sinnkonstellation als ‚Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin! (zugesprochen wird dieser Satz dem US-amerikanischen Dichter und Historiker Carl August SANDBURG 1878-1967). Er tauchte immer dann in der öffentlichen Wahrnehmung auf, wenn Appelle notwendig waren angesichts eines militärischen Wettrüstens, besonders dem atomaren Kräftemessen in Zeiten des ‚Kalten Krieges‘ zwischen den politischen Machtsystemen aus Ost und West.
In der Kölner Kirche bedurfte es noch nicht einmal einer skandierenden Menge wacher, emanzipierter katholischer Laien, denn die Bistumsspitze scheint sich und unweigerlich damit verbunden, auch ‚Kirche vor Ort‘ gerade selbst zu zerlegen. Reihenweise wird das ‚sinkende Schiff‘ verlassen, und zwar bekanntlich nicht mehr von den sprichwörtlichen ‚Ratten‘, u.a. den immer zu Weihnachten auftauchenden sog. ‚U-Boot-Christen‘, um die man, hinter vorgehaltener klerikaler Hand kommentiert, eh nicht trauern brauchte! Seit längerem verstummen offizielle Stellungnahmen von ansonsten sehr forsch reagierenden diözesanen Pressestellen zu den Austrittszahlen, da inzwischen die Kernmannschaft von engagierten Christinnen und Christen geht … ganz von Bord, in die innere Immigration, in kleine Glaubenszirkel oder schlicht weg erkennt, dass gelebtes Christsein ohne patriarchale, Männer dominierte Kirche ‚nach Gutsherrenart‘ auch geht.
Eine Parole brauchte es also nur noch für die, welche um den Totalverlust von geistig, geistlicher Heimat in ihrer Ortskirche bangen und es noch einmal entgegen aller Unkenrufe von Arbeitskollegen, von Freunden oder kritischen Geistern in der eigenen Familie: „Hab` ich dir das nicht schon immer gesagt, das ist doch ein Sche…laden!“, trotzdem versuchen wollen!
Das in der Tradition unzähliger Generationen stehende ‚Boot‘ wieder ins ‚Meer der Zeit‘ bringen und mit den über Jahre hin selbst geknüpften ‚Katechese-Netzen‘ nach alter Väter Sitte erneut auf reichen Fang gehen zu wollen? Kann das gelingen, genau da anzusetzen, wo der Vertrauensbruch nun sichtbare Risse im “Schiff, das sich Gemeinde nennt“ hinterlassen hat? … mit Gottes Hilfe, sicher!
Mit einem Blick in die Bibel (MK 1, 16-20), scheint das mit ‚Gottes Hilfe‘ genau so nicht zu gehen!
Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihr Netz auswarfen; sie waren nämlich Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. Als er ein Stück weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren im Boot und richteten ihre Netze her. Sofort rief er sie, und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und folgten Jesus.
Gott ruft heraus aus der Nußschale der Tradition, wo der ‚Alte‘ patriarchal, damals wie heute, den Ton angibt und ausschließlich seine ‚ver-Netz-te‘ Welt im Blick hat. Endlich in der erlernten Berufung ernst genommen zu werden und im Vertrauen darauf frei handeln zu dürfen nach einer Idee, die weit über das eigene ‚Kirchturmdenken‘ hinausführt. Das lässt sie Hals über Kopf ohne ‚Rück-Sicht‘ in die Jüngerschaft Jesu folgen. Ganz gleich was nun davon zu halten ist, denn ein Aufbruch wie dieser lässt immer und meist unausgesprochen zunehmend eng, gar zum Gegenüber Gewordene(s) zurück. Das bleibt dann ratlos und nicht selten zutiefst gekränkt sich selbst überlassen … der/das ‚Alte‘ allein im Boot, umgeben von den stets nur abhängig und in gewohnter Weise Handelnden.
Eine solche in ihrem Lebenslauf anscheinend noch nie da gewesene Art eines Oster- gleichen Aufbruchs ereignete sich aufgrund des in Jesu Person begreifbar gewordenen Gottes. Dieses zutiefst menschliche Gegenüber mit einer wohl unbändigen Ausstrahlung bewirkte, dass er dann nur noch wenige Worte bedurfte: „Komm her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen!“
Ein solches Ostern müsste es sein, damit wir so manches in Kirche ganz ohne ‚Rück-Sicht‘ hinter uns lassen können. Die Voraussetzungen dafür wären ja gegeben, denn Corona wird mit Sicherheit wieder alles einkassieren, was an Tradition am Oster Fest ballastgleich festgemacht hat. Horchen wir folglich auf seinen Ruf, für ein Ostern ‚pur‘, das verheißungsvoll aufbricht.
Einen Weg dahin zu finden und besonders diesen auch gesund an Leib und Seele gehen zu können, wünscht
JAN Opiéla, Präses der KLB im Erzbistum Köln